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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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mir, daß, wie verworren auch die Sache, das Recht doch entschieden auf meiner Seite sei. Trotzdem bestehen meine Gegner darauf, indem sie auf die Gunst bauen, deren sie sich im hohen Rate erfreuen, daß die streitigen Güter den Gerichten zur Verwaltung übergeben werden, und suchen die Sache in die Länge zu ziehen unter dem Vorgeben, noch andere Papiere wieder vorsuchen zu wollen. Müßte ich die Hälfte meiner Güter verwalten lassen, so würde mich das zugrunde richten; da ich schon viele Jahre im Besitze bin, so möchte ich auch darin verbleiben und machen, daß der Prozeß bald geschlichtet würde. Das aber kann ich ohne deine Verwendung nicht erlangen. Darum bitte ich dich untertänig, da du, wie es heißt, jedem nach deinem Vermögen dienstwillig bist, für mich nicht karg mit Worten zu sein. Wenn ich durch deine Vermittelung einen Spruch zu meinen Gunsten erhalte, wie ich hoffe und wie die Gerechtigkeit fordert, so bin ich dir auf ewig verbunden für Vermögen, Leben und Ehre. Überdies werde ich mich einigermaßen so benehmen, daß du erkennen sollst, du habest deine Worte nicht für einen Undankbaren hingegeben. Ich wünsche auch nichts als durch deine Vermittelung Gerechtigkeit zu erlangen, so bald als möglich.«
    Hier schwieg Tomacello, worauf der Markgraf mit heiterem Gesichte Tomacello folgendermaßen antwortete: »Ich wünschte wohl, mein Herr, du bedürftest meiner Hilfe nicht, um die du mich ersuchst, nicht etwa deshalb, weil ich abgeneigt wäre, für dich in deinem Rechtsstreite zu tun, was in meinen Kräften steht, – ich werde es vielmehr herzlich gerne tun; vielmehr weil ich wünschte, daß deine Angelegenheiten in dem befriedigenden Zustande wären, den du selber verlangen magst. Ich danke dir und bin dir verbunden für das Lob, das du mir spendest; und wenn auch alle die guten Eigenschaften, die man mir beilegt, mir nicht zukommen, so freut es mich doch, in einem so guten Rufe zu stehen, und soviel an mir ist, werde ich bestrebt sein, daß meine Handlungen der über mich verbreiteten Meinung entsprechen. Alles, was ich zu deinen Gunsten tun kann, – sei versichert, daß ich es tun werde, und zwar mit der Eile und dem Eifer, wie wenn es meine eigene Sache wäre! Ist der Erfolg ein guter, so soll es mich freuen, wie wenn er mir selbst zugute käme. Geschieht, was Gott verhüte, das Gegenteil, so werde ich doch jedenfalls vorher meine Pflicht tun. Wenn du aber recht hast, wie du mich versicherst, so hoffe ich, dir morgen, ehe die Sonne untergeht, erfreuliche Neuigkeiten melden zu können; denn ehe du zu Nacht speisest, will ich die Sache so einleiten, daß der Ausgang nur ein guter sein wird. Was die Anerbietungen betrifft, die du mir zuletzt gemacht hast, sofern sie dahin gehen, mein Freund und Bruder zu bleiben, so danke ich dir dafür und sehe es an, als habe ich heute eine sehr große Eroberung gemacht; gedenkst du aber, wie deine Worte anzudeuten scheinen, mir irgend etwas zu schenken, so muß ich bemerken, daß ich, wenn ich ein Krämer wäre oder um Lohn diente, es etwa annehmen könnte; nun bin ich aber Giovanni Ventimiglia, meines Standes ein Edelmann und Ritter und nicht ein Krämer. Ich hätte darum alle Ursache, mich über dich zu beklagen, da du meiner Ehre solche Zumutungen machst. Es stimmt dies schlecht zu dem, was, wie du mir kurz zuvor gesagt hast, die öffentliche Meinung von mir hält. Mein Vater war ein Ritter und ein Herr, dessen Tapferkeit und Ruhm noch in Sizilien widerhallt; mein hochherziger König hat mich selbst zum Ritter und Markgrafen erhoben, ohne Zweifel, weil er gnädig genug war, anzunehmen, daß meine guten Eigenschaften oder wenigstens die Meinung, die er von mir hatte, es verdienen. Das Gold, das du mich um den Hals tragen siehst, trage ich nicht als Zeichen, daß ich ein Kaufmann bin, sondern um an mir die Freigebigkeit und Gnade meines ruhmreichen Königs zu zeigen, und andererseits, um es ritterlich zu gebrauchen und auszugeben. Darum biete ich dir außer dem Dienste in Worten, den du von mir verlangst, sobald du es nötig haben solltest, dich meines Vermögens zu bedienen, an, so viel du willst; und wenn du den Versuch machst, wirst du sehen, daß ich in Handlungen viel mehr leisten kann, als ich dir in Worten anzubieten verstehe.«
    Nachdem Tomacello das Versprechen und dieses großmütige Anerbieten von Ventimiglia erhalten hatte, hielt er sich für gänzlich zufriedengestellt, dankte ihm unendlich und erbot sich zu gleichen Diensten mit den

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