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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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freundlichsten Worten, die er wußte. So ganz voll der besten Hoffnung kehrte er nach Hause zurück und erzählte seiner Gattin, was er bei dem Markgrafen von Cotrone ausgerichtet hatte. Diese verwunderte sich nicht wenig über die Gefälligkeit des Ritters und erinnerte sich dabei, ohne jedoch ihrem Mann weiter davon zu sagen, im stillen der langen Dienstbarkeit des Markgrafen, des großen Aufwandes, den er gemacht, des Waffenspieles, des Prunkes und so vieler Aufmerksamkeiten, die er aus Liebe zu ihr gegen sie gehabt, und wie sie ihn auch niemals mit einem Blicke ihrer Augen erfreut hatte. Dies drängte sie zu der Überzeugung, daß er der vollkommenste Mann sei, den man finden könne.
    Sobald Tomacello das Haus des Markgrafen verlassen hatte, begab sich dieser an den Hof und sprach eindringlich mit dem König und mit dem Herzog über die Angelegenheit des Tomacello; weshalb denn der König einen seiner Kämmerer zu sich rief und ihm auftrug, seinen Räten insgesamt zu wissen zu tun, sie hätten bei Verlust seiner königlichen Gnade am folgenden Tage unweigerlich im Rechtsstreite zwischen Giovanni Tomacello und seinen Verwandten ein Urteil zu fällen. Die Räte säumten nach Empfang dieses Befehles nicht, ihn in Ausführung zu bringen, und sandten also, da in dem Prozesse alles zum Spruche reif war, den Beteiligten ihre gerichtliche Einladung zu, am andern Morgen vor ihnen zu erscheinen, um der Entscheidung ihrer Angelegenheit gewärtig zu sein. Das Gericht kam zur bestimmten Zeit zusammen, und da der Fall schon zuvor von den Anwälten für und wider erörtert worden war und allen Giovanni Tomacellos gutes Recht eingeleuchtet hatte, so sprachen sie das Endurteil zu seinen Gunsten aus. Um den ihm geleisteten Dienst vollkommen zu machen, ließ Ventimiglia das Urteil durch einen seiner Leute aufnehmen und gerichtlich bestätigen und sandte es unverzüglich Tomacello zu, der über diese schöne und unerwartete Wendung eine große Freude hatte, dem Markgrafen angelegentlichst dafür dankte und anfing ihn öfter zu besuchen, ja auch mit ihm zu speisen. Dem Herrn Markgrafen fiel es indessen darum niemals ein, dessen Gattin wiedersehen zu wollen oder seine früheren Pläne wiederaufzunehmen; vielmehr kümmerte er sich wie seit längerer Zeit nicht mehr und nicht weniger um sie, als wenn er sie nie gekannt hätte.
    Hierauf ritt eines Tages der Herzog von Kalabrien nach dem Abendessen durch die Stadt und kam an dem Hause Tomacellos vorüber, der mit seiner Gattin eben an der Tür stand, um frische Luft zu schöpfen. Ventimiglia war zufälligerweise mit einem Edelmann hinter dem übrigen Gefolge zurückgeblieben und kam im Gespräche mit ihm langsam nachgeritten. Als er der Haustür Tomacellos gerade gegenüber war, ließ dieser seine Gattin auf der Straße stehen und lief auf den Markgrafen zu, um ihn angelegentlich zu bitten, er möge mit seinem Begleiter absteigen und zur Erfrischung ein Glas bei ihm trinken. Der Markgraf dankte Tomacello und wollte die Einladung nicht annehmen, sondern ritt weiter, dem Herzoge nach. Hierauf sprach die Frau, uneingedenk des großen Dienstes, den der Markgraf erst kürzlich ihrem Gemahle geleistet: »Was hast du nur, mein Gemahl, mit dem Markgrafen Ventimiglia zu schaffen, daß du ihn so freundlich in dein Haus einlädst?«
    Mit unwilliger Miene wandte er sich hierauf zu seiner Gattin und sagte: »Bei der Seele meines Vaters, ich glaube nicht, daß es auf Erden ein undankbareres Weib gibt, als du bist. Du kannst nichts als dich putzen und bespiegeln, täglich auf neue Kleiderpracht sinnen, immer geschniegelt und gebügelt dastehen, als wärest du die Fürstin von Tarent, und alle Männer und Frauen dieser Stadt über die Achseln ansehen. Ist es möglich, daß du schon vergessen haben kannst, welche Gefälligkeit, ja Wohltat dieser Markgraf mir dieser Tage erwiesen hat? Müssen wir nicht sagen, daß wir ihm den größten und besten Teil unseres Vermögens verdanken? Wären wir nicht ohne ihn zugrunde gerichtet bis in die dritte Generation? Fürwahr, es wäre unsere Schuldigkeit, die Erde zu küssen, die er mit seinen Füßen betritt. Ich für meinen Teil bekenne, ihm mit Leib und Leben, geschweige denn mit Hab und Gut verpfändet zu sein, und mein Wunsch ist, daß er immer über mich und mein Eigentum schalte, als ob es ihm gehörte. Ja, ich will mich umbringen lassen, wenn ich auf Erden seinesgleichen kenne; denn wenn er mir auch nie einen Gefallen erwiesen hätte, so verdient er doch um

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