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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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demselben Augenblicke seine Hand in die seiner Tochter gelegt, so würde er geschworen haben, es sei Nicuola. Die grenzenlose Freude, die Ambrogio über das Wiedersehen seines von ihm totgeglaubten Sohnes empfand, läßt sich nicht ausdrücken. Die Freude über die ehrenvolle Verheiratung seiner Tochter fügte sich zu der der Wiederauffindung des Sohnes; und so konnten alle vier nicht aufhören, einander zu liebkosen und Glück zu wünschen. Das Vesperbrot wurde hereingebracht, und indem sie darüber saßen, siehe, da kam Gherardo dazu, der, wie er Nicuola mit Lattanzio scherzen und Paolo, den er für Nicuola hielt, mit seinem Vater sprechen sah, fast außer sich in die Worte ausbrach: »Herr Gott, steh mir bei! Ich weiß nicht, ob ich träume, oder wie mir geschieht.«
    Er faltete die Hände und blieb staunend stehen. Paolo, dem Catellas würzige Küsse höchlich wohlgefallen hatten, bat seinen Vater um die Gunst, ihn mit Gherardos Tochter zu vermählen. Ambrogio, mit der Verwandtschaft zufrieden, erzählte also dem Alten, wie er Nicuola mit Lattanzio vermählt habe, und bat ihn, Catella seinem Sohne Paolo zur Frau zu geben, worein Gherardo denn auch am Ende willigte. So hatte er wider alles Erwarten seinen Sohn wiedererhalten, reich und gut verheiratet, und ebenso die Tochter wohl versorgt. Paolo ließ seine Dienerschaft und sein Gepäck aus dem Gasthause abholen, behielt zwei Diener für sich und befriedigte die übrigen vollkommen. Alle waren voller Freuden außer Gherardo, der Nicuola zu besitzen gewünscht hatte. Doch beruhigte er sich zuletzt. Die beiden Liebenden aber machten sich mit ihren Frauen gute Stunden und tun es noch.

Eduard der Dritte von England
(Pseudo-Shakespeare, König Eduard III.)
    Nachdem ich so vieles und Verschiedenes über die Sache reden gehört habe, scheint es mir, man könne von diesen Königen von England, ob sie zur weißen oder zur roten Rose gehören, da sie ja doch alle von einem Stamme kommen, behaupten, daß fast allen anderer Leute Frauen gefallen haben, und daß alle mehr nach Menschenblut gedürstet haben als Crassus nach Gold. Und wenn man auch von andern keine Kunde hätte, so hat schon der, dessen Tod eben jetzt gemeldet wird (Heinrich VIII.), so vieles vergossen, daß man in Wahrheit sagen kann, es sei zu unserer Zeit weder unter Christen noch unter Barbaren ein so grausamer Fürst oder Tyrann gewesen, der nicht in Vergleich mit ihm noch für mitleidig gelten könnte. Daß ein Fürst, um sich in seiner Herrschaft zu behaupten, einen umbringt, der ihn daraus zu vertreiben sucht, das ist nichts Ungewöhnliches noch Neues; denn in Wahrheit kann ja ein Reich auch nicht zwei fassen. Und wenn mir die Äußerung erlaubt wäre und heilige Dinge mit ungeweihten zusammengestellt werden dürften, so würde ich sagen, unser Herrgott habe ja auch den stolzen Luzifer nicht im Himmel dulden wollen, da dieser elende ehrgeizige Engel sich ihm gleichzustellen gedachte. Aber wie man zu sagen pflegt, mit kaltem Blute einen umbringen lassen und, weil einer meinen unordentlichen Begierden sich nicht fügen will, ihn ermorden, daß das gut und erlaubt sei, davon werde ich mich nie überzeugen. Ich schäme mich daher oft im stillen, wenn ich höre, wie manche es sogar leicht nehmen, Menschen ums Leben zu bringen und zwar nicht nach Recht und Gerechtigkeit, sondern einzig und allein, um ihren krankhaften Gelüsten zu genügen. So hat es Soliman noch nicht gemacht, der gegenwärtig türkischer Kaiser ist, und von dem man bis jetzt nicht gehört hat, daß er seinem Vater und seinen Ahnen nachgeahmt habe, die alle stets geneigt waren, diese und jene umbringen zu lassen und namentlich Leute von ihrem eigenen ottomanischen Blute; denn man weiß kein Beispiel anzuführen, daß er einem nur so aus Laune das Leben nahm, sondern immer nur aus Gerechtigkeit oder um die Kriegszucht aufrechtzuerhalten. Und doch ist er ein Mohammedaner und sitzt schon siebenundzwanzig Jahre auf dem Thron. Man wird mir vielleicht einwenden, er habe Ibrahim Pascha, seinen großen Günstling, umbringen lassen. Darüber will ich euch sagen, was in Venedig von Leuten gesagt wird, die am Hofe des Großtürken bekannt sind, und die versichern, Soliman habe gefunden, daß ihm Ibrahim in den Kriegen gegen die Perser schlechte Dienste geleistet und die Aufträge, die er ihm gegeben, nicht ausgeführt habe, und deshalb habe er beschlossen, sich ihn aus den Augen zu schaffen. Weil aber Ibrahim anfangs in Gunst war, habe ihm Soliman die

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