Italienische Novellen, Band 2
Nicuola bei weitem nicht messen konnte, sowie der großen Liebe Nicuolas zu ihm und welcher Gefahr sie in der Heftigkeit ihrer Liebe sich ausgesetzt hatte, so sagte er fast weinend zu ihr: »Nicuola, ich will mich jetzt nicht in halbwahre Ausreden und Entschuldigungen verwickeln; aber wofern Ihr wirklich so gesinnt seid, wie Frau Pippa mir versichert, will ich, wenn Ihr mich haben wollt, Euch zur Frau nehmen.«
Nicuola, die auf der Welt nichts weiter als dies wünschte, und die eine solche Herzensfreudigkeit überkam, daß sie sich gar nicht halten konnte, warf sich ihm zu Füßen und antwortete ihm: »Mein Gebieter, da Ihr mich der Gnade würdigt, mich zu der Eurigen zu machen, seht mich hier bereit, Euch immerdar zu dienen; denn in allen Stücken soll ich und mein Wille beständig Euch angehören.«
Lattanzio zog hierauf einen Ring vom Finger, erklärte sie in Gegenwart Pippas für seine rechtmäßige Verlobte und sprach sodann: »Damit unsere Angelegenheiten in allen Ehren und nach dem Herkommen ausgehen, werde ich gleich nach dem Essen mich bei Eurem Vater einfinden und um Eure Hand bei ihm anhalten, und ich bin überzeugt, daß er sie mir ohne Widerrede zugestehen wird. Dann wollen wir Hochzeit halten, wie sich's gebührt.«
Um die soeben mit Worten eingegangene Ehe noch mehr zu befestigen, veranstaltete Pippa, ehe Lattanzio wegging, daß er in einer Kammer sich mit Nicuola niederlegte und die heilige Ehe vollzog, was denn beiden Teilen zur wunderbaren Genugtuung gereichte. Als sodann Lattanzio seine fernern Absichten verabredet hatte, ging er hinweg und begab sich zu Tische. Nach dem Essen aber besuchte er den Vater Nicuolas, und Nicuola ging mit Pippa nach Hause, um ebenfalls ihren Vater aufzusuchen, von dem sie freudig empfangen wurde.
Sobald Paolo sein Mittagsmahl zu sich genommen hatte, verließ er seine Herberge und machte sich nach Catellas Wohnung ganz allein auf den Weg; und als er an die Straßenecke gekommen war, sah er Gherardo eben aus dem Haus gehen, ich weiß nicht wohin. Kaum war Gherardo hinaus, als Catella sich am Fenster zeigte und den Paolo erblickte. Sie hielt ihn für ihren Romulo und winkte ihm, da er näher gekommen war, einzutreten. Um sich über diese seltsamen Dinge Aufklärung zu verschaffen, trat er in das Haus, und sogleich stieg Catella die Treppe herab, umarmte und küßte ihren vermeintlichen Romulo auf das zärtlichste und sprach: »Mein süßes Leben, letztes Ziel aller meiner Gedanken, du machst dich auch gar zu selten. Du bist mir so gut nicht, wie ich dir bin; ich habe dir schon vor zwei Tagen mein Herz erschlossen und daß ich keinen andern Gemahl als dich begehre. Laß uns hier unten in diese Kammer treten!«
Hierauf befahl sie dem Mädchen, auf die Rückkunft des Herrn acht zu haben und ihr Nachricht davon zu geben, Dann überhäufte sie den Paolo mit heißen Küssen, flüsterte ihm die süßesten Worte zu und schien, indem sie ihn neckend und scherzend auf die Lippen biß, in seinen Armen vergehen zu wollen. Er, der nichts weniger als blöde war und wohl sah, daß er mit einem andern verwechselt wurde, zeigte sich ganz entbrannt von Begierde, verstummte im Übermaß der Liebesglut und küßte sie vielmals unter tiefen Seufzern.
»Liebes Herz«, sagte sie, »ich wollte, du befreitest dich von deinem Herrn da, damit wir zu jeder Zeit ungehindert beieinander sein könnten.«
»Seid darum unbekümmert«, antwortete Paolo; »ich will es schon einrichten, daß ich ihn loswerde.«
»Tue das, mein Leben«, sagte Catella und ließ nicht ab, ihn an die Brust zu drücken und zu küssen. Paolo war ein Jüngling, ganz geschaffen, sie zu befriedigen; als er das Gras auf der Wiese emporschießen fühlte, legte er die Hände auf ihren Busen und drückte ihr zärtlich die Brüste, die noch ganz jungfräulich und fest, aber rund und voll waren wie zwei Äpfel. Und als er sah, daß sie sich nicht spröde zeigte, wurde er etwas kecker und begann mit der Hand in den Regionen zu spielen, wo alle verliebten Wünsche ihr letztes Ziel finden. Catella andererseits glühte ganz von Liebe und war so heftig entbrannt, daß sie, als sie in den Armen eines so schönen Jünglings, von dem sie sich umschlungen sah, eine nie gefühlte Lust empfand, ihn ganz machen ließ, wie er wollte. Paolo nahm daher diese Gelegenheit wahr, warf sie scherzend und schäkernd auf ein Ruhebett und ließ sie bei der ersten Lanze, die er brach, eine herbe Süßigkeit empfinden. Aber in den folgenden Gängen hielt er
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