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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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dritten Tage seiner gewöhnlichen Bedürfnisse wegen nicht erschien, so fingen die Leute an zu munkeln und zu glauben, da sie in seinem Hause Fenster und Türen verschlossen sahen, es möge ihm etwas zugestoßen sein. Die Freunde Guglielmos, mit denen er zuletzt zu Abend gegessen hatte, sagten bis dahin, wo er von ihnen geschieden war, die Wahrheit über ihn aus. Von der Zeit an wußte aber niemand, was er weiter getan hatte noch wo er gewesen war. Es ließen also die Gerichte aus diesem Grunde, und weil von Guglielmo gar keine Spur ersichtlich ward, in der natürlichen Befürchtung, er möge in seiner Wohnung gestorben sein, durch Beamte die Türen aufbrechen und das Haus untersuchen, in dem sich alles in der gehörigen Ordnung befand und nur der Besitzer selbst nicht zum Vorschein kam. Erstaunt über diese unerwartete Lage der Dinge, brach man in Ermangelung der Schlüssel vor Zeugen alle vorhandenen Türen, Kisten und Kasten mit Hilfe von Schlossern auf, brachte alle Kostbarkeiten und Sachen genau zu Papier und schaffte sie nebst den Büchern aus dem leer stehenbleibenden Hause in gutes Gewahrsam aufs Gericht. Zu gleicher Zeit ergingen strenge Aufforderungen, der Obrigkeit etwaige Nachricht von dem Vermißten zu geben, und man sicherte demjenigen eine große Belohnung zu, der ihn lebendig oder tot zur Stelle schaffe oder Kunde von seinem Aufenthalt erteile. Es blieb alles vergebens. Und wie nach Verlauf dreier Monate noch nichts von ihm verlautete, gerade damals aber die Genueser mit den Pisanern in Feindschaft und Fehde lebten und Guglielmos Verwandte sich deshalb nicht wegen der Erbschaft meldeten, so zogen die Gerichte sein ganzes Vermögen ein. Es verwunderte sich allerdings jedermann, daß gar nicht von vorhandenem barem Gelde die Rede gewesen war; einige glaubten, daß er damit in die Hölle gefahren, andere, daß es vergraben oder von ihm an geheimen Orten verborgen sei; viele wohl auch, die Gerichte hätten es vertuscht.
    Fazio hatte sich mittlerweile ganz still verhalten und lebte, wie die Sachen so gut und immer besser gingen, munter und vergnügt. Seine Frau war schon seit lange mit den Kindern zu ihm zurückgekehrt. Er hatte ihr von jener Nacht kein Wort gesagt, und es würde sein Glück gewesen sein, hätte er es nie getan, derweil das Gegenteil schuld an seinem, seiner Frau und Kinder Verderben war. Als Guglielmos Geschichte nach und nach aufhörte besprochen zu werden, sprengte Fazio in der Stadt aus, er habe eine Anzahl Brote Silber gemacht und wolle nach Frankreich gehen, um sie zu verkaufen. Die meisten Menschen lachten ihn aus, weil er schon zweimal vorher sich vergebens abgearbeitet und Zeit, Mühe und Geld an ein Produkt weggeworfen hatte, das keinmal die Probe aushielt. Seine Freunde und Verwandten rieten ihm von seinem Vorhaben ab mit dem Bedeuten, er könne ja auch in Pisa die Probe anstellen und, schlüge es gut aus, sein Silber so gut da verkaufen wie in Paris. Im unglücklichen Falle erspare er so wenigstens die Kosten der Reise und das Ungemach. Aber es half alles nichts. Fazio war auf jeden Fall entschlossen, zu reisen und nirgend anders als in Paris die Probe anzustellen, weil er diesmal der Güte und Vortrefflichkeit seines Silbers vollkommen versichert sei. Er stellte sich darauf an, als habe er das Geld zum Reisebedarf nicht, verpfändete ein Gütchen, das er besaß, für hundert Gulden, von denen er fünfzig zur Bestreitung seiner Ausgaben nahm und fünfzig seiner Frau, zu ihrem und der Kinder Unterhalte, bis zu seiner Rückkehr ließ, und traf, unbekümmert um das Gerede der Leute, Abmachungen mit einem Ragusanischen Schiff, das im Hafen segelfertig nach Marseille lag.
    Wie die Frau dies hörte, erhub sie ein großes Lärmen und Weinen und sagte zum Manne: »So läßt du mich denn allein mit zwei kleinen Kindern, du böser Mensch, und bringst auch das Wenige noch durch, was uns geblieben ist, auf daß ich mit den armen Würmern Hungers sterben soll? Verwünscht sei die Alchemie, und wer sie dir in den Kopf gesetzt hat! Wann werden wir doch einmal bessere Tage sehen, und wann kehrst du, als ein fleißiger Mann, zu deinem Handwerke zurück?«
    Fazio ließ nicht ab, sie zu trösten und aufzurichten, und versprach ihr goldene Berge von seiner Wiederkunft. Sie entgegnete auf alles nur: »Wenn dein Silber gut und echt ist, so ist es hier so echt und gut, wie es in Frankreich nur sein kann, und du verkaufst es überall wie dort. Aber ich weiß wohl, du gehst, weil du nicht wiederkehren

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