Italienische Novellen, Band 3
gezogen war, hatte er zwei Mägde und zwei Bediente angenommen, hielt zwei Reitpferde, eines für sich, das andre für seine Frau, und kleidete seine Kinder anständig und reich. Die Pippa aber, ungewohnt solcher Wohlhabenheit und Fülle, ward übermütig und setzte sich vor, eine ihr bekannte alte Frau mit deren Tochter, einem wunderschönen Mädchen von sechzehn bis siebzehn Jahren, zu sich ins Haus zu nehmen. Sie brachte es dahin, daß Fazio einwilligte, weil sie ihm vorschwatzte, wie sehr sie des Mädchens zum Kochen und zum Nähen von Hemden und Hauben bedürftig sei, und lebte allerdings, nach Erfüllung dieses Wunsches zufriedengestellt, mit Mann und Kindern in Eintracht und Glück.
Ein neidisches Schicksal aber, aller Zufriedenheit, aller irdischen Freuden Feind, wandelte die Fröhlichkeit dieses Hauses in Schmerz, alle Süße in Bitterkeit, jedes Lächeln in Tränen um. Fazio verliebte sich heftig in Maddalenen, die Tochter der alten Frau, und indem er jede günstige Gelegenheit wahrnahm, das Ziel seiner Wünsche zu erreichen, bestach er endlich die bettelarme Frau mit Geld und guten Worten, und sie gab ihm das Mädchen preis. Derweil er nun den verbotenen Umgang ohne Wissen seiner Frau trieb, wuchs seine Leidenschaft von Tag zu Tage, und obwohl er das Versprechen abgegeben hatte, das Mädchen bald mit guter Aussteuer zu verheiraten, so leistete er doch nimmermehr auf sie Verzicht und blieb in Maddalenens Besitz, da er von Zeit zu Zeit einige Gulden spendete. Sie beherrschten sich aber beide nicht so sehr, daß die Pippa nicht hätte merken sollen, was zwischen ihnen einverstanden war. Sie hatte anfänglich deswegen mit dem Manne Ungelegenheiten und Verdruß, geriet härter mit der Alten und dem Mädchen in Streit und schickte eines Tages nach der Mahlzeit, als Fazio eben ausgegangen war, unter schmählichen Lästerungen beide mit Sack und Pack fort. Fazio, der einen gewaltigen Aufstand machte, besuchte das Mädchen nun in ihrem Hause, verwilderte immer mehr in seinen zügellosen Begierden und lebte in stetem Kriege mit seinem Weibe, das Tag und Nacht nicht vor Eifersucht und Zorn ruhte. Ja, es gedieh so weit, daß vor ihrem Geschrei und Keifen kein Bleibens mehr in dem Hause war und Fazio, nachdem er gescholten, getröstet und öfter noch gedroht hatte, und als gar nichts half, ihrem Wüten freien Lauf gab und aufs Land ging, wohin er Maddalenen und ihre Mutter kommen ließ, mit denen er fern von seiner ihm beschwerlichen Frau sich belustigte. Die Pippa ward darüber so trostlos und mißvergnügt, daß sie unaufhörlich weinte, wehklagte und seufzte über den ungetreuen Mann, die ehrvergeßne Alte und das verhaßte Geschöpf.
Ein Monat verging, und Fazio war weder zurückgekehrt, noch hatte er das geringste Zeichen von sich gegeben, daß er willens sei, es je zu tun. Dagegen brachte er die Zeit mit seiner Geliebten unverhehlt in Freuden und übermäßigem Genüsse zu, wovon die sichere Kunde die Pippa so außer sich vor Schmerz und Erbitterung setzte und so plötzlich zu übermenschlichem Zorne gegen die beiden Weiber und Fazio entflammte, daß sie, ohne den Schaden zu bedenken, der daraus erfolgen könne, verzweiflungsvoll ihren Mann anzuklagen beschloß: er habe seinen Reichtum nicht aus der Alchemie erlangt, sondern alles dessen, was er vorgeblich in Frankreich für verkauftes Silber gelöst, den Guglielmo Grimaldi beraubt. Auf diese Art meinte sie, die verhaßten Weiber zugleich mit dem undankbaren Mann zu züchtigen. Und ohne eines anderen Gedankens mächtig zu sein, von Minute zu Minute zu größerer Wut sich entzündend, kleidete sie sich an und ging in der Raserei gegen Abend allein zu einem der Gerechtigkeitspflege obliegenden hohen Beamten. Sie teilte ihm die ganze Geschichte ihres Mannes mit, wie sie ihr selbst von ihm erzählt worden war, und forderte ihn auf, hinzusenden und an der Stelle, die sie genau bezeichnete, im Keller des alten Hauses nachsehen zu lassen, wo Guglielmo begraben sei.
Der Ratsherr ließ vorerst die Frau in Gewahrsam bringen, weil er der Meinung war, ihre Aussage könne so gut wahr als unwahr sein, und schickte dann ohne Aufsehen in das Haus, wo Guglielmos toter Leichnam, nach der Pippa Angabe, richtig gefunden ward. In derselben Nacht begaben sich die Diener des Bargello auf das Land zu Fazio, den sie im Bett bei seiner Geliebten überraschten, trotz seines Wütens festnahmen und noch vor Tage nach Pisa in den Kerker schleppten, in dem er düster und in sich gekehrt bis
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