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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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nicht schon demütigend genug gewesen zu sehen, wie sie geradewegs aus Randolphs Bett kam, oder Zeuge seines verdammten Heiratsantrags zu werden? Nein. Kaum waren sie in ihre eigenen Räume zurückgekehrt, hatte sein lieber Onkel es gar nicht abwarten können, ihm Salz in die frischen Wunden zu streuen. Ausführlich hatte er ihn daran erinnert, was für ein Fehlschlag und was für eine Enttäuschung er, Edward, anscheinend schon seit dem Zeitpunkt seiner Geburt für ihn war.
    Edward gönnte sich noch einen Schluck Wein und ließ ihn die Kehle hinunterrinnen. Das Glas, sein drittes, war schon fast leer, und immer noch konnte er sich an jede abscheuliche Einzelheit dieses Tages erinnern. Er brachte es noch nicht einmal fertig, richtig betrunken zu werden! Voll Ekel fluchend, leerte er das Glas und knallte es auf den Tisch.
    Doch niemand schenkte ihm Beachtung, selbst das mürrische Schankmädchen nicht. Alle Augen waren auf die Frau gerichtet, die gerade in Begleitung eines livrierten Dieners die Taverne betrat. Sie blieb in der Tür stehen und war sich ihres Auftritts ebenso bewusst wie die großen Schauspielerinnen der Londoner Bühnen. Sie trat näher an die Laterne heran, die an der Wand hing, und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Langsam schob sie die Kapuze ihres Mantels zurück. Alle Männer schienen in gemeinsamer Bewunderung aufzuseufzen, so atemberaubend, so sinnlich schön war sie.
    Edward machte da keine Ausnahme. Nun, das ist eine Frau, die einen Mann würde glücklich sterben lassen, dachte er, während sie langsam zwischen den Tischen und Bänken hindurchging. Ihre Kleidung war kostspielig und modisch, ihre Juwelen funkelten im Licht. Und doch war da etwas an ihr, das Edward erkennen ließ, dass sie keine Dame war … und sie kam an seinen Tisch.
    Er sprang so schnell auf, dass er beinahe seinen Stuhl umgeworfen hätte. „ Buon… Buona sera“, konnte er gerade noch stammeln. „Äh, äh, signorina. Ja.“
    „Bemühen Sie sich nicht, mein guter Lord Edward.“ Träge winkte sie ab. „Ich spreche Englisch. Darf ich mich zu Ihnen setzen, bitte?“
    „Ja, ja, natürlich.“ Edward wartete, während der Diener ihr behilflich war, Edward gegenüber Platz zu nehmen. Dann setzte auch er sich. Es spielte keine Rolle, dass seine Taschen leer waren und er hier nicht mehr anschreiben lassen konnte. Diesem wundervollen Wesen musste er bestellen, was immer es wünschte. Er hob die Hand, um das Schankmädchen herbeizurufen. „Was darf ich Ihnen anbieten, signorina ?“
    „Danke, nichts, lieber Mylord“, sagte sie und lächelte, wobei sie näher heranrückte. „Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen. Ich verfüge über gewisse Informationen, die Sie nach Belieben nutzen können.“
    Edward konnte nicht aufhören, sie dümmlich anzulächeln. Er musste wohl doch betrunkener sein, als er gedacht hatte. „Ihr ergebenster Diener, signorina.“
    Sie nickte und zeigte dabei perlweiße Zähne. „Sie sind in der Liebe enttäuscht worden, nicht wahr? Durch Lady Diana Farren?“
    „Ja“, krächzte er und war verblüfft, dass sie davon wusste. „Sie hat einen anderen erwählt, diese untreue Hündin.“
    Die Frau beugte sich über den Tisch und legte ihm die Hand auf den Arm. „Er ist der Treulose, Mylord. Antonio Randolph. Er hat sie wegen einer Wette verführt, das ist alles.“
    „Wegen einer Wette?“, rief Edward aus. „Woher wissen Sie das?“
    Verschlagen zwinkerte sie ihm zu. „Ich weiß es, weil Antonio seine Teufelswette mit mir abschloss.“
    Jetzt wusste Edward, wo er sie schon einmal gesehen hatte. An jenem Tag, als er Diana zum ersten Mal getroffen hatte, war Randolph in einer Kutsche voller gemeiner Weiber unter ihrem Fenster vorbeigefahren. Sie war eine von ihnen gewesen, und zwar die Schönste. Diejenige, die Randolph fast auf dem Schoß gesessen hatte.
    Das also war Randolphs Geliebte. Edward fühlte, wie Neid in ihm aufstieg, weil ein Mann so viel Glück haben konnte. Dann wurde ihm klar, welche Macht in dem lag, was sie ihm da gerade gesagt hatte. Randolph hatte mit seiner Hure gewettet, dass er Diana die Unschuld würde rauben können. All das Gerede über Randolphs große Liebe zu ihr war demnach nichts als Unsinn.
    Vielleicht hatte er selbst Diana doch noch nicht verloren. Wenn sie erst einmal erfuhr, welch falsches Spiel ihr Liebhaber trieb, dann würde er, Edward, vielleicht ihr strahlender Helden werden. Was riskierte er schon? Diana konnte ihn immer noch zum Gatten nehmen.

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