Italienische Verführung
gebracht?“
Anthony war überzeugt, dass sie es längst erraten hatte. Doch er war bereit, ihr Spiel mitzumachen.
„Einhundert venezianische Goldstücke.“ Er ließ den Beutel in ihre offene Hand fallen. „Mein Einsatz bei unserer Wette. Ich habe Lady Diana Farren gebeten, mit mir die Ehe einzugehen, und sie hat Ja gesagt. Wir werden so bald wie möglich heiraten.“
Sie blickte auf den Beutel in ihrer Hand und wieder zurück zu Anthony.
„Du kannst sie nicht heiraten“, sagte sie langsam und weigerte sich, seine Erklärung zu akzeptieren. „Du machst nur Spaß, oder? Nein, warte, wir sind jetzt beim anderen Teil der Wette, wo ich als alte Freundin dich von der Torheit deines Vorhabens überzeuge, nicht wahr?“
Doch Anthony schüttelte den Kopf. „Ich will nicht zu etwas anderem überredet werden, Lucia. Wenn du mich aber singen hören willst, so wie ich es für den Fall, dass ich verliere, versprochen habe, nun, dann könnte …“
„Oh, darum geht es überhaupt nicht“, sagte sie mit wachsender Erregung. „Doch dass du dieses Milchgesicht von einer englischen Jungfrau heiraten willst – nein, Liebling, das kann einfach nicht wahr sein!“
„Sie ist keine Jungfrau mehr.“ Er schloss ihre Finger um den Beutel. „Aber Diana verführte mich, nicht umgekehrt. Ich liebe sie, und sie liebt mich, und jetzt werde ich sie heiraten.“
„Sie heiraten.“ Lucia spuckte die Worte förmlich aus, während sie auf den Beutel voll Gold starrte, um den sich ihre Finger wie Klauen schlossen. Sie zitterte so sehr, dass die schweren Ohrringe gegen ihre Wangen schlugen. Und als sie Anthony wieder ansah, liefen Tränen über ihre Wangen und verschmierten die dunkle Schminke, die ihre Augen umrahmte.
„Es tut mir leid, Lucia“, sagte er leise. Er wollte sie nicht verletzen. Und es tat ihm auch leid, ihretwegen. Es tat ihm leid, sie geliebt zu haben, ohne sie zu lieben. Es tat ihm leid, dass es ihr Schicksal war, immer nur Geliebte und nie Ehefrau zu sein.
Unvermittelt hob sie die Hand und schleuderte den Lederbeutel mit den Münzen nach Anthony, der kaum Zeit hatte, sich zu ducken. Der Beutel traf die Wand hinter ihm, platzte auf, und die Goldstücke fielen klirrend zu Boden.
„Du heiratest sie, Antonio.“ Ihre Worte kamen in einem leisen, giftigen Zischen. „Heirate sie und seid verflucht, alle beide!“
Damit drehte sie sich um und floh in einem Wirbel purpurner Seide die Treppe hinauf. Anthony ließ sie gehen.
Eine einzelne goldene Münze rollte über den Boden, traf auf seinen Fuß und fiel um. Er setzte den Hut auf, und ohne auf den Butler zu warten, damit er ihn hinausgeleitete, ging Anthony und schloss sacht die Tür hinter sich.
Edward saß allein hinten in der Taverne und nippte hin und wieder verdrossen an seinem Glas Rotwein, damit es nicht zu schnell leer wurde und das mürrische Schankmädchen nicht kam, um es wieder zu füllen. Er hatte nämlich nicht genug Geld, um immer ein volles Glas zu haben. Zum Teufel, für nichts hatte er genug Geld.
In dieser Taverne pflegten junge Engländer auf ihrer Grand Tour zu speisen. Selbst an einem ruhigen Abend wie diesem waren die Tische besetzt mit Herren, die zu viel und zu laut redeten. Es gab auch Mädchen. Hübsche, römische Mädchen, die eine Stufe über denen standen, die, wie Edward entdeckt hatte, unter den Bögen des Forums dreist ihrem Gewerbe nachgingen. Die Mädchen in der Taverne konnten wie feine Damen singen oder ein Instrument spielen, das einer kleinen Laute ähnelte. Man nannte es Mandoline. Doch die meiste Zeit waren sie zum Vergnügen der jungen englischen Herren da. So sehr es Edward auch nach ihrer Gesellschaft verlangte, nie kamen sie an seinen Tisch. Selbst sie spürten den Makel der Armut und des Versagens an ihm.
Nie hatte er bei Diana Farren auch nur die kleinste Chance gehabt. Die ganze Zeit über hatte er sich nur eingebildet, sie würde ihm aus Wohlgefallen ihr Lächeln schenken oder über seine Scherze lachen, oder sie würde seinen Arm nehmen, weil nur er, Edward Warwick, ihr gefiel. Selbst sein letzter großer Versuch, sie in den Katakomben zu retten, war reine Verschwendung gewesen. So wenig lag ihr an ihm, dass sie ihn völlig vergaß und stattdessen mit diesem Gauner Randolph davonlief.
Finster starrte er in seinen Wein und murmelte böse Flüche. Wenn er je den Mut aufgebracht und um ihre Hand gebeten hätte, hätte sie ihm doch nur ins Gesicht gelacht.
Das hatte Onkel Henry ihm heute Nachmittag gesagt. War es
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