Italienische Verführung
schüttelte den Kopf. „Und was würde er erst sagen, wenn Sie ihn mit dem dunklen Bastardkind dieses Mannes beschenkten?“
Diana bekam heiße Wangen. Sich in wunderbarer Nacktheit in Anthonys Armen zu räkeln war eine Sache. Aber es war etwas ganz anderes, ihre strenge Gouvernante so offen über die möglichen Folgen sprechen zu hören.
„Deshalb möchten wir ja heiraten, Miss Wood“, sagte sie. „Weil wir einander lieben und weil … Kinder uns willkommen sind.“
„Liebe, Liebe“, empörte sich Miss Wood. „Schon wieder das alte Lied!“
„Es ist das schönste Lied der Welt, Miss Wood“, rief Diana und konnte nicht länger vorgeben, zerknirscht zu sein. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und breitete die Arme aus, während sie nach den richtigen Worten suchte, damit ihre Gouvernante sie verstand.
„Mein Anthony ist freundlich und hübsch und sanft“, fing sie an, „und auch amüsant. Alles, was auch ein guter Ehemann sein sollte. Er entstammt einer altehrwürdigen Familie, er ist reich und gut angesehen bei allen, die ihn kennen. Und er liebt mich. Er liebt mich, und ich liebe ihn über alles. Können Sie das nicht verstehen?“
Eine ganze Weile lang starrte Miss Wood sie nur an. Dann ließ sie sich auf Dianas leeren Stuhl fallen und barg den Kopf in den Händen. Wie unter großen Schmerzen presste sie die Augen fest zusammen. „Ich habe Sie verloren, Mylady, nicht wahr?“, sagte sie bekümmert. „Wegen dieser Liebe, die ich nicht verstehen kann, habe ich zuerst Ihre Schwester verloren und jetzt auch Sie. Und wenn es erst Ihr Vater erfährt, verliere ich auch meine Anstellung und werde wahrscheinlich nie mehr eine finden, wenn andere Familien erst einmal von dieser … dieser Schande gehört haben.“
„Oh, Miss Wood!“ Eine Welle von Schuldgefühl erfasste Diana. Sie kniete neben ihrer Gouvernante nieder und legte ihr die Hände aufs Knie. „Es tut mir so entsetzlich leid! Doch wenn ich Anthony hier in Rom nicht getroffen hätte, wäre ich nach London zurückgekehrt und hätte dort einen Gentleman geheiratet, oder nicht?“
„Aber ich habe Seine Gnaden Ihren Herrn Vater enttäuscht“, sagte Miss Wood mit erstickter Stimme. „Er vertraute seine geliebten Töchter meiner Obhut an, und sehen Sie nur, wie schlecht ich meinen Auftrag erfüllt habe.“
„Nein, Sie haben nicht versagt, Miss Wood. Ganz und gar nicht“, entgegnete Diana. „Wir haben Liebe und Glück gefunden, und wir waren doch sowieso fast schon in dem Alter, in dem wir keine Gouvernante mehr brauchen. Sie werden eine andere Anstellung finden, da bin ich sicher. Wie könnte Vater Ihnen das hier vorwerfen?“
Wortlos sah Miss Wood Diana nur traurig an, denn sie wussten beide, wie ungehalten ihr Vater höchstwahrscheinlich wegen des Geschmacks seiner Töchter, was Ehemänner betraf, sein würde. Dann nahm sie seufzend Dianas Hand in die ihre. Ihre Gesichter waren jetzt auf gleicher Höhe.
„Besteht diese … diese Neigung schon, seitdem wir in Rom sind?“, fragte sie. „Nachdem schon Lady Mary mit Lord John auf und davon ist, habe ich so sehr versucht, auf Sie aufzupassen. Doch wie es scheint, bin ich bei Ihnen und Lord Anthony genauso blind gewesen.“
„Nicht blind, Miss Wood“, sagte Diana. „Alles geschah sehr schnell.“
„Und Sie sind sicher, dass Lord Anthony der Richtige für Sie ist, Mylady?“ Sie suchte in Dianas Gesicht nach Anzeichen des Zweifels. „Ist es nicht einfach nur Verlangen und gegenseitige Anziehung bei Ihnen beiden? Sind Sie sicher, dass er Sie glücklich machen kann?“
Diana nickte eifrig. „Er kann und er will, Miss Wood. Und nach der vergangenen Nacht …“
„Über die vergangene Nacht will ich kein Wort mehr hören, Mylady“, unterbrach Miss Wood hastig. „Das muss zwischen Ihnen und … und Ihrem Gatten bleiben.“
„Dann sind Sie einverstanden?“, fragte Diana mit neu erwachender Hoffnung. „Sie werden nicht versuchen, uns aufzuhalten?“
„Ich weiß ja gar nicht, ob ich das überhaupt könnte“, erwiderte Miss Wood mit einem müden Lächeln. „Ich möchte Sie glücklich sehen, Mylady. Und ich kann ja auch allein nach Venedig reisen.“
„Danke, Miss Wood!“ Diana drückte sie fest an sich. „Ich danke Ihnen so sehr!“
Sanft schob die Gouvernante sie von sich, um nach ihrem Taschentuch zu suchen. Es würde das einzige Mal bleiben, dass Diana Zeuge wurde, wie Miss Wood um ein Haar in Tränen ausgebrochen wäre. Und vermutlich hatte sie ihr dieses Mal auch wirklich
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