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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Hut mit flachem Rand. Wenn je einer den Sinn fürs Praktische verkörpert hatte, dann Miss Wood.
    Sie faltete die behandschuhten Hände im Schoß und strahlte Diana an. „Wie es scheint, haben Sie eine Eroberung gemacht, Mylady. Ach, wie Lord Edward sie angesehen hat, als Sie gestern Abend zur Kutsche zurückkehrten! Er ist völlig hingerissen von Ihnen, Lady Diana, völlig hingerissen.“
    „Ja, Miss Wood.“ Diana versuchte, ebenfalls zu lächeln. Auf dem Weg zurück zur Kutsche hatten sie und Edward kaum ein Wort gewechselt. Jeder war in Gedanken versunken gewesen. Sollte Edward tatsächlich von ihr hingerissen sein, hatte er eine sehr seltsame Art, es zu zeigen. „Er ist ein vortrefflicher Gentleman.“
    „Er ist mehr als nur vortrefflich, Lady Diana“, meinte Miss Wood. „Gestern Abend, als Sie und Lord Edward im Kolosseum waren, erzählte mir Reverend Lord Patterson einiges über seinen Neffen. Lord Edward ist der jüngere Sohn, was sehr schade ist. Sein Bruder hat bereits den Titel geerbt. Doch durch seine Mutter, die verwitwete Marchioness of Calvet, erhält er ein kleines Einkommen, und Reverend Patterson sagt, dass Lord Edward sehr an ihr hängt – er sei ein vorbildlicher Sohn. Es war ihre Idee, Lord Edward mit seinem Onkel nach Rom fahren zu lassen, damit er hier seine Bildung vervollständigt. Er hätte es sich nie träumen lassen, dabei einer Dame wie Ihnen zu begegnen.“
    „Das glaube ich.“ Diana betrachtete die Blumen und strich zart über die Blütenblätter eines Gänseblümchens. Sie erinnerte sich daran, wie viel interessanter die Unterhaltung mit dem Fremden gewesen war als die mit Lord Edward. „Eigentlich bezweifle ich, dass Lord Edward überhaupt genug Fantasie zum Träumen besitzt.“
    „Oh, das kann nicht wahr sein, Mylady!“, rief Miss Wood. „Was bringt Sie nur auf diese Idee?“
    „Er selbst“, erwiderte Diana prompt. „Alles hier in Rom beurteilt er nur nach seinen Maßstäben. Anscheinend ist er unfähig zu akzeptieren, dass man Dinge auch anders betrachten oder anders tun kann als er.“
    „Sie sollten kein so rasches Urteil über ihn fällen, Mylady“, schalt Miss Wood sanft. „Er ist ein wohlerzogener Gentleman und stützt seine Meinungen auf tiefer gehende Studien als Sie, Mylady, je zu betreiben bereit sein werden.“
    Mit einem Seufzer sah Diana sie über die Blumen hinweg an. „Sie hören sich an, als wollten Sie Lord Edwards Partei ergreifen und nicht meine.“
    „Ganz und gar nicht, Mylady.“ Lächelnd beugte die Gouvernante sich vor und legte Diana liebevoll die Hand auf den Arm. „Ich möchte Sie nur genauso glücklich verliebt sehen wie Ihre Schwester Lady Mary. Von allen Männern, die Ihnen den Hof gemacht haben, beeindruckt mich nur Lord Edward. Denn er ist der Erste, der Ihnen den Respekt und die Bewunderung entgegenbringt, die Sie verdienen und woraus eine dauerhafte Liebe entstehen kann.“
    „Liebe“, wiederholte Diana trauriger, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. „Ich kann noch nicht einmal sagen, ob Lord Edward mich überhaupt mag.“
    „Ich glaube, dass er das tut, Mylady“, sagte Miss Wood sanft. „Natürlich kenne ich nicht alle Geheimnisse in Lord Edwards Herz, und ich würde Sie niemals ermuntern, auf die Avancen eines Herrn einzugehen, der Ihnen unsympathisch ist. Doch ich glaube, die stille Achtung, welche Ihnen Seine Lordschaft bieten kann, wäre für Sie weit wertvoller als die seichten, leeren Flirts, die in der Vergangenheit eine Schwäche von Ihnen waren.“
    Wieder sah Diana auf die Blumen in ihren Armen. Miss Wood hatte recht. Sie hatte mehr als genug an „seichten, leeren Flirts“ gehabt, die doch zu nichts geführt hatten. Es war höchste Zeit, dass sie ihr Leben änderte. Wie sollte sie denn dauerhafte Liebe finden können bei einem Mann, der ihr noch nicht einmal seinen Namen sagen wollte?
    Entschlossen legte sie die Blumen auf den Frisiertisch. „Deborah kann sich um den Strauß kümmern“, sagte sie und erhob sich. „Die Herren sind sicher schon unten bei der Kutsche, Miss Wood. Wir sollten sie nicht warten lassen.“
    Sie folgte Miss Wood die Treppen hinunter und hinaus in die helle Nachmittagssonne. Edward hatte wegen der Spätsommerhitze vorgeschlagen, dass sie ihre Besichtigungen auf die spätere Tageszeit beschränken sollten. Doch Diana hegte den Verdacht, dass Edward und sein Onkel vielmehr die italienische Gewohnheit übernommen hatten, erst spät aufzustehen und dann den Mittag über träge zu

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