Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
Vom Netzwerk:
inspiriert seien. Das Publikum dürfte allerdings noch nicht so erlesen sein, wie das später der Fall ist, wenn alle Abonnenten in die Stadt zurückgekehrt sein werden. Ich glaube aber, wir werden feststellen, dass die Musik uns dafür entschädigen wird.“
    Im Halbdunkel der geschlossenen Kutsche glühte Diana vor Aufregung. Ihre Vorfreude war so groß, dass sie kaum still sitzen konnte. Nach tagelangem Herumstöbern in alten, verfallenen Ruinen würde sie endlich einen Abend erleben, der ihr gefiel. Und das in einem schönen, modernen Gebäude, um in angenehmer, interessanter Gesellschaft Musik zu hören. Sie trug eines ihrer liebsten Abendkleider, eine blassgrüne, aus Glanztaffet gearbeitete und mit rosa Bändern besetzte Polonaise , dazu lavendelfarbene Schuhe. Ihr Haar trug sie aufgesteckt und leicht überpudert. Es war mit Bändern und einer schwarzen Straußenfeder geschmückt, die extra heute noch gekauft worden war. Seitdem sie vor Wochen Paris verlassen hatten, war sie nicht mehr so gut gekleidet gewesen.
    Ganz besonders hoffte sie, dass sie mit dem heutigen Abend das verbesserte Verhältnis zwischen Edward und ihr würde feiern können. Höflich hatte er sie und Miss Wood gebeten, sich ihm und seinem Onkel anzuschließen. So höflich, dass man es fast schon demütig nennen konnte. Natürlich hatte sie die Einladung entzückt angenommen. Jetzt lächelte sie ihn fast schüchtern an und dachte, wie hübsch er doch in seinem glänzenden Abendanzug mit der bestickten Weste aussah, die so gut zu ihrer eigenen wunderschönen Robe passte.
    Sie hegte den Verdacht, dass er wieder einmal ein oder zwei Glas Wein getrunken hatte, bevor er sich ihnen anschloss. Nur von reiner Fröhlichkeit waren seine Wangen und seine Nase sicher nicht so rosig. Doch alles, was der Wein dieses Mal bewirkt hatte, war, dass er seiner Persönlichkeit die Schärfe genommen und ihn angenehmer gemacht hatte. Wenn Edward doch nur so bleiben könnte. Mit seinem goldblonden Haar und dem liebenswürdigen Lächeln war er das Bild eines englischen Lords. Bestimmt würde er sie dann Antonio vergessen lassen. Vielleicht würde er sie sogar glücklich machen.
    Nachdem sie in der Via Alibert in einer langen Schlange anderer Kutschen darauf gewartet hatten, an die Reihe zu kommen, erreichten sie endlich den Eingang zum Teatro delle Dame, das die Piazza del Popolo beherrschte. Gespannt betrachtete Diana vom Kutschfenster aus die vor den offenen Türen versammelte Menge.
    Der Abend war kühl und zeigte erste Anzeichen des nahenden Herbstes. Viele der Herren und Damen trugen schwarze Abendmäntel, die sich bei jeder Bewegung öffneten und das glänzende Innenfutter sehen ließen. Straßenhändler boten Orangen und kleine Blumensträuße für die Damen an, während Sänger, welche auf der Bühne drinnen kein Engagement mehr erhalten hatten, rechts und links der Türen freigiebig ihre Balladen schmetterten. Hoffnungsvoll hatten sie einen Hut zu ihren Füßen aufgestellt. Diener rempelten einander an, um die nächste ankommende Kutsche zu erreichen, weniger um hilfreich zu sein, als um den Schlag aufzureißen und mit ausgestreckter Hand Trinkgeld zu verlangen.
    Dankend nickte Diana Edward zu, als er ihr aus der Kutsche half. Sie ordnete ihre Röcke und bemühte sich, das Theater so anmutig wie möglich zu betreten. Anerkennende Pfiffe waren zu hören und Mahnungen, als die Diener gegen die üblichen Bettler ankämpften, die ihr entgegendrängten. Erleichtert nahm sie Edwards Arm und ließ sich von ihm hineinführen.
    „Ich bedauere, dass Sie mit diesem Pöbel zu kämpfen hatten“, meinte er. „Eine Dame wie Sie sollte so etwas nicht erleiden müssen. In London müssten Sie es auch nicht. Aber das hier ist eben Rom.“
    „Ja“, sagte sie und blickte sich in dem von Kerzen erleuchteten Foyer um, betrachtete die Wandgemälde und die vielarmigen Leuchter über ihren Köpfen, die so anders waren als alles, was sie je in England gesehen hatte. „Und wie wundervoll Rom ist, nicht wahr?“
    „Das ist es, weil Sie mit mir hier sind, Mylady.“ Er lächelte, deutlich erfreut über seine eigene Galanterie. „ Dieses Theater wurde zu Anfang unseres Jahrhunderts von Antonio d’Aliberti für den Karneval in Auftrag gegeben.“
    „Antonio?“, wiederholte Diana törichterweise, ohne zu bemerken, was sie sagte.
    „Die italienische Form von Anthony, Mylady“, erklärte Edward nachsichtig, ohne Verdacht zu schöpfen. „Die Pläne dazu stammen von einem

Weitere Kostenlose Bücher