Italienische Verführung
Grübchen in seiner Wange, das sie zuvor noch nie bemerkt hatte. Die Erinnerung an all das, was sie am Abend zuvor getan, die Freiheiten, die sie ihm erlaubt hatte, stürzten über sie herein, und ihr Gesicht begann, noch mehr zu glühen.
Und immer noch hatte sie kein einziges Wort herausgebracht.
Doch Miss Wood war fest entschlossen, diese Lücke zu füllen.
„ Sono spiacente, signore, noi non ci siamo presentanti“, sagte sie langsam und bestimmt, als würde sie zu einem Tölpel oder einem schlecht erzogenen Hund sprechen. Dann wiederholte sie obendrein alles noch einmal auf Englisch. „Ich bedauere, mein Herr, aber wir sind einander nicht vorgestellt worden. Ihre Ladyschaft ist an einer Bekanntschaft nicht interessiert. Arrivederci, signore.“
„Oh, Miss Wood, Sie müssen wissen, ich hatte bereits die Ehre und die Freude, Ihrer Ladyschaft zu begegnen“, sagte er in fließendem Englisch und setzte nun all seinen Charme bei der Gouvernante ein. „Mir ist, als hätte ich Lady Diana schon immer gekannt.“
Diana schluckte entsetzt. „Guten Tag, Sir“, brachte sie mühsam über die Lippen. „Es ist ein – äh – ein angenehmer Tag, nicht wahr?“
Du lieber Himmel, was würde er wohl als Nächstes sagen? Wie konnte er nur zugeben, dass sie einander bereits kannten, und dazu noch mit diesem hinreißend charmanten Lächeln auf dem Gesicht? Wieso musste er nur so plötzlich auftauchen und sie derart überraschen? Jetzt würde Miss Wood ja erraten – sie musste es wissen! Und was, wenn er ihr alles erzählte – wirklich alles! – und damit all die guten Absichten zunichte machte, die sie während der langen Reise ihrer Gouvernante gegenüber gezeigt und demonstriert hatte?
Miss Woods erhobenes Kinn zeigte genau den schicklichen Grad resolutester Verteidigungshaltung. „Sie sprechen ein ausgezeichnetes Englisch, signore!“
„Ich danke Ihnen, signorina!“ Mit einer eleganten Handbewegung deutete er seinen Dank an. „Doch ich kann sehen, dass meine Englischkenntnisse Ihr Erstaunen wecken.“
„Ja, Sir“, antwortete Miss Wood, ohne sich zu entschuldigen, und fuhr in ihrer offenkundig abschätzigen Feststellung fort: „Es erstaunt mich, solche exzellenten Sprachkenntnisse bei einem nun, wie soll ich sagen – bei …“
„Bei einem gemeinen Römer zu finden?“, unterstützte er sie hilfsbereit bei ihrer Wortsuche.
Diana kannte Miss Wood und wusste, dass er richtig geraten hatte. Genau so schätzte Miss Wood ihn tatsächlich ein.
„Sie sind kein Engländer, Sir“, sagte sie. „Sie sind wohl eher ein Einheimischer, und deswegen sind Ihre Sprachkenntnisse bemerkenswert.“
„Signor Randolfo ist ein Gentleman, Miss Wood“, warf Diana, die jetzt nicht mehr länger schweigen konnte, ein. „Es sollte nicht so erstaunlich sein, dass er die Sprache beherrscht.“
„Signor Randolfo?“, wiederholte Miss Wood und sah Diana stirnrunzelnd an. „Dann sind Sie diesem – diesem Gentleman wirklich schon einmal begegnet? Darf ich wissen, unter welchen Umständen?“
„Ich habe die Ehre, Lord Edward Warwick zu meinen Bekannten zu zählen, Miss Wood“, sagte Anthony. „Ich habe viele Freunde unter den englischen Besuchern in meinem Rom.“
„Ach so.“ Miss Wood schien sich zu entspannen, auch wenn sie Diana weiterhin scharf ansah. „Wenn Sie ein Freund Lord Edwards sind, signore, so erklärt das alles.“
Diana versuchte, ihre Angst zu verbergen, und lächelte nur. Antonio hatte nicht gesagt, dass er und Edward Freunde waren, nur, dass sie einander kannten. Er hielt nicht viel von Edward. Sollten die beiden Männer sich tatsächlich schon einmal begegnet sein, dann hatte Edward sicherlich auch keine hohe Meinung von Antonio, darauf würde Diana jede Wette eingehen. Sie waren einfach zu verschieden.
„Dann darf ich mir also die Gunst erbitten, Sie und Lady Diana zu Pferd begleiten zu dürfen?“, fragte er mit einem so gewinnenden Lächeln, dass Diana hätte schwören können, Miss Wood erröten zu sehen. „Auf welch angenehmere Art kann man einen so schönen Nachmittag wohl genießen als in Gesellschaft zweier so reizender Damen?“
„Ach ja, bitte schließen Sie sich uns an!“, sagte Diana impulsiv und bedauerte sofort ihre Unbedachtheit. „Ich meine, Ihre Begleitung wäre uns eine Ehre.“
„Ja bitte, wenn es Ihnen genehm ist, signore“, fügte Miss Wood hinzu und zupfte an der grauen Schleife unter ihrem Kinn. „Ihre Ladyschaft und ich würden uns über Ihre Begleitung
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