Italienische Verführung
Meinung geändert haben …“
„Ich bin gleich fertig, Deborah.“ Mit neuer Entschlossenheit rutsche Diana vom Bett. Sie würde nicht weinen und jammern. Sie war stark und würde dieses Problem irgendwie lösen. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin gleich fertig.“
„Du denkst an das englische Mädchen, Antonio, oder etwa nicht?“ Lucia lächelte selbstgefällig, während der Kellner einen Teller mit Gefrorenem vor sie hinstellte. „Du redest ununterbrochen über dein neues Pferd, und dabei denkst du nur an sie. Versuche nicht, mich anzulügen. Ich kann die Wahrheit in deinen Augen lesen.“
Es war, wie Lucia sagte. Deshalb gab Anthony sich gar nicht die Mühe zu lügen. „Ich dachte an sie, ja“, sagte er betont gleichgültig. „Obwohl ich nicht verstehe, warum du es für deine Pflicht hältst, meine Gedanken zu überwachen.“
„Warum nicht?“ Sie tauchte den langstieligen Löffel in den kleinen Hügel aus blassrosa Eiscreme. „In Anbetracht unserer kleinen Wette wäre es doch sehr nachlässig von mir, kein Interesse zu zeigen.“
Anthony lehnte sich auf dem wackeligen Holzstuhl zurück und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf sein Knie. Eigentlich sollte er jetzt im Stall bei seinem neuen Pferd sein. Und er wäre auch dort gewesen, hätte Lucia ihm nicht auf seinem Nachhauseweg von der Piazza di Spagna aufgelauert. Er verspürte jedoch nicht die geringste Lust, an einem dieser elenden kleinen Tische zu sitzen, die praktisch schon vor dem Café auf der Straße standen. Nur ein schmales Geländer und eine gestreifte Markise schützten sie mehr schlecht als recht vor den vorbeifahrenden Kutschen. So sehr Lucia es liebte, so sehr hasste er es, hier wie auf einem Präsentierteller zu sitzen.
Für Lucia aber war diese öffentliche Zurschaustellung der höchste Genuss.
Anthony beobachtete sie, wie sie spielerisch mit dem Löffel in der Schale voll Erdbeereis herumrührte und ihn dann wie ein Kätzchen mit ihrer kleinen Zunge ableckte. Sie lächelte, doch ihre dunklen Augen sahen an ihm vorbei, immer darauf bedacht, zu sehen, wer sie bemerkte und wer sich ihnen näherte. Früher hatte es ihn einmal amüsiert, zu beobachten, wie offen sie ihr Spiel betrieb. Jetzt sah er nur noch ihre Verzweiflung, die von der traurigen Erkenntnis genährt wurde, dass ihre Schönheit mit jedem Tag mehr dahinschwand. Vermutlich war sie höchstens vier- oder fünfundzwanzig. Verraten hatte sie ihm ihr Alter nie, noch würde sie es je tun. Doch mit der noch frischen Erinnerung an Diana Farrens hübsches Gesicht im Kopf, fiel der Vergleich leider nicht zu Lucias Gunsten aus.
„Du denkst schon wieder an sie“, sagte Lucia und zwinkerte ihm verstohlen zu. „Das ist gut für meine Wette, Antonio. Ich weiß übrigens, dass du sie im Teatro delle Dame getroffen hast. Ein Ort, wie geschaffen für die Sünde.“
Er kniff ein wenig die Augen zusammen. „Woher weißt du, dass ich sie im Theater getroffen habe?“
„Weil ich auch dort war.“ Sie drehte den Löffel im Mund um und leckte ihn ab. „Ich sah dich in deiner Loge und sie mit ihrer ganzen langweiligen Gruppe in der ihren. Während Dandolo sang, seid ihr beide verschwunden. Wo sonst hättet ihr sein sollen als beieinander?“
Wieder eilten seine Gedanken zurück zu Diana. Er erinnerte sich, wie sie in seinen Armen gelegen und sich voll wilder Unschuld den Freuden hingegeben hatte, die er ihr bot. Seitdem verfolgte ihn seine Erinnerung. Immer noch klang ihm ihr Stöhnen in den Ohren, ihr Duft schien an seiner Haut zu haften. „Vielleicht unterhielten wir uns über Dandolos Arie.“
„Vielleicht auch nicht“, meinte Lucia. „Wenn man bedenkt, wie viele gerade in diesen Logen ihre Unschuld verloren, während die Mamas und die Gouvernanten von den Sängern abgelenkt wurden! Wieso sollte deine kleine englische Jungfrau da anders sein?“
„Weil sie es ist, Lucia“, sagte er und bestätigte damit, was für ihn bereits völlig klar war. Warum hätte er sonst den größten Teil des Tages wie ein unglückliches Hündchen draußen vor Dianas Unterkunft herumgelungert und gehofft, einen Blick auf sie zu erhaschen? Im Gasthof hatte man ihm gesagt, dass die englische Dame indisponiert wäre und das Bett hüte. „Man raubt einer Dame nicht in einer Opernloge die Unschuld“
„Ach nein?“ In ihrer Stimme und auch in ihrem Lächeln lag eine gewisse Schärfe. „Wie überraschend, dies gerade aus deinem Mund zu hören, Antonio. Außer, jemand hat hier seine
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