Italienische Verführung
„und wir werden entzückt sein, Sie zu besuchen. Wir wohnen im selben Gasthof wie Lord Edward und sein Onkel, an der Piazza di Spagna.“
Zwei andere Herren kamen herangaloppiert und riefen nach Anthony. Offensichtlich erwarteten sie, dass er sich ihnen anschloss. Er winkte ihnen zu und antwortete etwas, das sie zum Lachen brachte. Schließlich wandte er sich wieder der Kutsche zu.
„Meine Damen, ich muss eine schon getroffene Verabredung einhalten.“ Er legte die Hand aufs Herz. Diese galante, gefühlvolle Geste verknüpfte Diana inzwischen nur noch mit ihm. „Auf dass wir uns bald wiedersehen, nicht wahr?“
„Oh ja, signore“, erwiderte Miss Wood fröhlich, und ihre Wangen glühten vor Begeisterung. „Bis wir uns vor Ihren wunderbaren Raffaels wiedersehen! Arrivederci!“
„ Arrivederci, signorina.“ Er riss sein Pferd herum, bereit, sich den anderen Herren anzuschließen, als er innehielt und ein letztes Mal Diana zulächelte. „ Ah, la mia bella! Chiunque gli ha detto quanto assolutamente squisito osservato aggio? La mia signora, sembri abbastanza buona da mangiare!“
Lachend warf er ihr zum Abschied einen Kuss zu und ritt davon.
„Nun, das war eine angenehme Überraschung, nicht wahr?“, sagte Miss Wood. „Einfach so auf Signore di Randolfo zu treffen!“
„Ja, Miss Wood.“ Gedankenverloren beobachtete Diana, wie Antonio sich zu den anderen Herren gesellte. Er ritt den schwarzen Wallach mit der gleichen Grazie und Leichtigkeit, wie er auch alles andere tat. Sie konnte die Augen nicht von ihm wenden. „Eine Überraschung.“
„Stellen Sie sich nur vor, wie großartig seine Sammlung sein muss, mit zwei Raffaels!“, staunte Miss Wood. „Nun, das wird Ihre Schwester in Erstaunen versetzen!“
„Ja, Miss Wood“, murmelte Diana. Sie konnte einen Raffael nicht von einem Rubens unterscheiden, noch interessierte er sie wirklich. Mary war diejenige mit dem Talent für Geschichte und Kunst. Doch wenn Diana ihrer Schwester erzählen würde, wie tollkühn und wagemutig Antonio gewesen war, ihr nächstes Rendezvous zu vereinbaren, während Miss Wood neben ihr in der Kutsche saß – nun, dann würde selbst ihre glücklich verheiratete Schwester verblüfft sein!
„Natürlich ist der signore sehr geradeheraus“, meinte Miss Wood, die mit einem Mal geschwätzig geworden war. „Doch alle italienischen Herren scheinen so zu sein. Zweifellos glaubt er bereits, mit Ihnen eine weitere Eroberung gemacht zu haben. Können Sie sich vorstellen, was Seine Gnaden, Ihr Herr Vater, zu so einem Gauner sagen würde?“
Inzwischen hatte Diana Antonio zwischen all den Kutschen und Reitern aus den Augen verloren. Mit einem Seufzer drehte sie sich wieder zu Miss Wood um. „Bei Lord John fragten Sie sich dasselbe, weil er Ire ist. Aber da er jetzt Mary geheiratet hat, sind Sie völlig vernarrt in ihn.“
„Aber Ire zu sein ist nicht dasselbe wie Italiener zu sein, Mylady“, sagte Miss Wood, als sei das die einleuchtendste Erklärung der Welt. „Außer dass er in einem papistischen Land aufgezogen worden ist, unterscheidet Lord John sich wirklich nicht von uns Engländern. Doch dieser Signor Randolfo – das ist doch eine ganz andere Art von Mensch, oder?“
„Ja, Miss Wood“, sagte Diana und dachte daran, wie recht ihre Gouvernante in dem Punkt hatte. „Er schien ganz anders zu sein.“
„Bestimmt anders als ein feiner englischer Gentleman wie Lord Edward.“ Miss Wood kicherte in sich hinein. „Weiß der Himmel was für einen närrischen, unschicklichen Unsinn der signore wohl zu Ihnen beim Abschied gesagt hat. Ich habe kein Wort verstanden.“
Diana nickte und war für Miss Woods mangelnde Sprachkenntnisse dankbar. Während ihrer Italienreise hatte Diana immer mehr italienische Wörter und Redewendungen aufgefangen. Sie liebte den Klang dieser Sprache, selbst wenn sie sie nicht immer verstand. Der singende Rhythmus ließ selbst eine Waschanweisung wie Musik klingen. Auch wenn sie nicht alles verstanden hatte, was Antonio sagte, wusste sie, dass er sie eine Schönheit genannt hatte. Und er hatte noch etwas gesagt: dass er sie ganz besonders appetitlich fand, sogar appetitlich genug, um sie zu kosten – ein Kompliment, das kein Engländer je wagen würde, einer englischen Dame zu machen.
Doch Antonio war kein englischer Gentleman. Und je mehr Zeit Diana in seiner Begleitung verbrachte, desto mehr fragte sie sich, ob sie wohl tatsächlich das Abbild einer feinen englischen Dame war.
„Nun gut,
Weitere Kostenlose Bücher