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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Wagnis. Je schwieriger die Tat, desto glorreicher! – Bei der Ehre meines Hauses, bei der Liebe zu meiner Schönen! Zehn Jahre wollte ich gefangen sein, dürfte ich nur einen Tag lang an der Seite dieses edeln Ritters in solchem Kampfe streiten.«
    Still sah Rebekka noch eine Zeitlang hinaus, dann sah sie nach dem Lager des Ritters. »Er schläft,« sagte sie. »Durch Schmerz und Aufregung erschöpft, ergreift seine Natur die erste Minute anscheinender Ruhe, um selber auszuruhen. – Ach! ist es denn ein Verbrechen, ihn anzusehen? Es ist ja doch vielleicht das letztemal! – Ach, und mein Vater! Schlecht beraten ist deine Tochter! Sie denkt mehr an die goldenen Locken des Jünglings als an dein graues Haar. – Doch ich will diese Torheit aus meinem Herzen reißen, und sollte jede Fiber darüber verbluten.« Mit diesen Worten legte sie den Schleier fest um sich und setzte sich abseits von Wilfrieds Lager, dem Kranken den Rücken kehrend ...
    Während auf kurze Zeit Ruhe eingetreten war, lag der Herr des belagerten und gefährdeten Schlosses auf seinem Bette, geistig ohnmächtig und körperlich von Schmerzen geplagt. Ihm stand nicht die Zuflucht offen, die die Abergläubischen der damaligen Zeit in der Regel benutzten: durch Geschenke an die Kirche die Absolution zu erkaufen. Front-de-Boeuf, der harte, habsüchtige Mensch, dessen stärkstes Laster der Geiz war, bot lieber der Kirche und ihren Dienern Trotz, als daß er für die Vergebung der Sünden Geld und Gut hingegeben hätte. Front-de-Boeuf hätte auch stets gern auf Arznei verzichtet, nur um keinen Arzt rufen zu müssen. Jetzt aber war die Stunde gekommen, wo die Erde mit all ihren Schätzen und Herrlichkeiten vor seinem Auge zu einem Nichts zusammenschrumpfte und sein Herz, das sonst so hart war wie ein Mühlstein, erbebte vor dem Blick in die Zukunft. Die Gemütsangst und die marternde Ungewißheit erhöhten noch das Fieber, das seinen Leib durchraste, und sein Totenbett war der Schauplatz eines erbitterten Kampfes zwischen dem aufgerüttelten Gewissen und der alten Hartnäckigkeit und Verstocktheit, die nicht so leichten Kaufes das Feld räumen wollten. Ein gräßlicher Seelenzustand, wie man ihn nur in jenen Regionen kennt, wo es Klagen gibt aber keine Hoffnung, Gewissensbisse aber keine Reue, und Verzweiflung und Furcht kein Ende haben.
    »Wo sind jetzt die Hunde von Priestern?« stöhnte der Baron. – »Wo sind alle die Karmeliter, für die der alte Front-de-Boeuf das Kloster zur heiligen Anna gründete? Seinen Erben hat er damit um einen satten Wiesengrund und ein gutes Stück fettes Ackerland gebracht! – Sicher sitzt die Sippe beim Bierkrug! Und mich, den Erben dessen, der ihr Kloster gegründet hat, mich lassen sie sterben wie einen räudigen Hund! Statt daß sie für mich beten, wie es ihre Pflicht wäre! – Die undankbaren Schufte! Ohne Absolution und Beichte lassen sie mich verrecken. – Sagt dem Templer, er solle kommen, er ist ja auch ein Priester! Doch nein! – ebenso könnt ich dem Teufel beichten, als Bois-Guilbert, der weder Himmel noch Hölle kennt. Ich habe auch von alten Leuten gehört, daß sie beten könnten und allein beteten und keines Priesters bedürften – aber, aber – das – das – darf ich nicht ...«
    »Ist es schließlich doch noch dahingekommen,« sagte eine pfeifende Stimme an seinem Bette, »daß Front-de-Boeuf sagen muß, es gäbe etwas, was er nicht darf?« Das böse Gewissen machte, daß Front-de-Boeuf, dessen Nerven völlig erschüttert waren, in dieser Stimme, die so seltsam sein Selbstgespräch unterbrach, die Stimme eines jener Dämonen zu hören glaubte, die nach dem Aberglauben der damaligen Zeit an das Bett von Sterbenden traten und seine Gedanken verwirrten und ihn von der Betrachtung seines ewigen Heiles ablenkten. Er fuhr zusammen, aber er raffte seine alte Unerschrockenheit noch einmal auf und rief: »Wer ist da? – wer bist du, daß du es wagst, auf meine Worte zu antworten wie eine Nachtmahr? Komm und tritt hervor, daß ich dich sehen kann!«
    »Ich bin dein böser Genius, Reginald Front-de-Boeuf!« erwiderte die Stimme.
    »Wenn du in der Tat ein böser Feind bist, so laß dich schauen in deiner leibhaftigen Gestalt,« sagte der sterbende Ritter. »Denke nicht, ich würde mich vor dir fürchten. Bei der ewigen Verdammnis, wenn ich nur mit den Schuften, die jetzt auf mich eindringen, fechten könnte wie mit Feinden von Fleisch und Blut, so sollten weder Himmel noch Hölle sagen können, ich

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