Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
Vom Netzwerk:
Honigkuchen«, zwitscherte die Fee und legte einen Arm um Lilys Schultern.
    »Ich bin viel zu kostbar, um mich zu töten«, sagte Lily. »Ich bin eine Rarität.«
    »Oh, Engelchen, jetzt überschätzt du aber deine Bedeutung«, flötete die Fee und zog sie enger an sich. »Meine Verbündeten sind bereits hier. Und was meine Feinde betrifft … Wenn du stirbst, werden sie entweder auch zu meinen Verbündeten, oder sie sind des Todes. Mir ist das völlig gleich. Du könntest mir vielleicht von Nutzen sein, Zuckerpüppchen, aber nur, wenn du kooperierst.« Sie strahlte Lily glücklich an. »Na los, lächle fein, mein süßes Täubchen. Zeig diesen netten Menschen, dass wir Freunde sind.«
    Gehorsam setzte Lily ein falsches Lächeln auf, und die Fee führte sie die Straße hinauf, weg von der Parade. Lily dachte angestrengt nach. Wenn es ihr gelänge, etwas näher an die Bäume heranzukommen, könnte sie einen Zweig anfassen oder ein Blatt … Doch die Fee achtete sorgsam darauf, dass sie in der Straßenmitte blieben und sich zwischen den entgegenkommenden Alumni hindurchschlängelten. Lily lächelte wie ein verwirrtes Mannequin und versuchte zu vermeiden, dass ihr jemand direkt in die Augen sah. Sie wollte auf keinen Fall der Grund für den Tod eines weiteren Unschuldigen sein. Die Fee winkte der Menge zu, die sich langsam ausdünnte, und schäkerte mit Babys in ihren Kinderwagen, bis sie schließlich das Ende der Parade hinter sich gelassen hatten.
    Dann führte sie Lily Richtung Nassau Hall. Da alle Ehemaligen sich der Parade angeschlossen hatten, lag das Herz des Campus still und verlassen da. »Bitte, sag mir, was du willst!«, bat sie die Fee. »Vielleicht finden wir ja einen Kompromiss. Ich weiß, dass du nicht wirklich böse bist. Wir beide wollen bloß verschiedene Dinge.«
    »Ah, du bist ja so süß«, erwiderte die Fee. »Aber glaub mir, Kleine, ich bin wirklich böse.« Sie zeigte ihr hübsches Puppenlächeln und zerrte Lily die Treppe hoch, unter dem schlafenden Drachen hindurch und in den Vorraum der Kirche.
    »Was willst du von mir?«, fragte Lily noch einmal, ihre Stimme nur noch ein ängstliches Quieken. Die Fee brauchte nicht die Einsamkeit dieses geweihten Gebäudes, um ihr Opfer zu töten. Sie hatte es ja selbst gesagt. Sie könnte es überall tun, und niemand würde sie aufhalten. Warum also hatte sie sie ausgerechnet hierhergebracht?
    »Selbstverständlich will ich das, was jeder andere auch will: sicher sein. Frei sein und dem nachgehen können, was mich glücklich macht, ohne Angst vor Verfolgung oder einem unschönen, ekligen Tod. Und du, meine Liebe, wirst mir diese Sicherheit garantieren.«
    Mit diesen Worten schob sie Lily hinüber zum Fuß der Marmortreppe, hakte das rote Seil los und ging die Stufen zur Empore hinauf. Lily schlurfte hinter ihr her, versuchte, ihr Vorwärtskommen zu verzögern, bis ihr etwas eingefallen wäre. Irgendwas! Aber es nützte nichts. Die Fee zog heftiger, und Lily stolperte hinter ihr die Stufen hoch. Oben angekommen, öffnete die Fee die Tür zur Chorempore und stieß Lily vor sich hinein.
    In einer der Bankreihen kniete, die Hände zum Gebet gefaltet, ein Mann.
    »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht«, sagte die Fee.
    Der Mann drehte sich um.
    Es war Mr Mayfair.

Kapitel sechzehn
    Sie ist ja gar nicht tot«, sagte Mr Mayfair und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Er musterte Lily, als sei sie ein Museumspräparat, das gerade lebend aus einem Bottich mit Formalin aufgetaucht war. »Sehr seltsam.« Seine Stimme klang ruhig und kultiviert. Lily wich zurück und spürte, wie sie am ganzen Körper zitterte.
    »Kann sie sofort sein«, sagte die Fee. »Aber ich dachte, du würdest vielleicht gerne diese lästige, magische Armee dorthin zurückschicken, wo sie hergekommen ist, bevor sie stirbt.«
    »Wie rücksichtsvoll von dir«, sagte er ausdruckslos.
    »Bitte, nimm sie als meine Entschuldigung an«, fuhr die Fee fort. »Ich hoffe, du betrachtest diesen einen, klitzekleinen Fall von Ungehorsam nicht als Verletzung unserer Übereinkunft.«
    Oh Gott, dachte Lily. Ich werde sterben.
    »In der Tat: Wir hatten nicht vereinbart, dass ich heute am Vineyard Club so viele Krieger verliere«, sagte Mr Mayfair. Er hatte sich lässig in der Bank zurückgelehnt und klang immer noch, als würde er gerade einen freundlichen Plausch übers Wetter halten.
    Lily kamen die Tränen. Sie schluckte und redete sich ein, es sei noch nicht zu spät, sie könne immer noch entkommen. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher