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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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sie hätte zustande bringen können, war Mr Mayfair vor ihr da und richtete die Spitze seines Schwertes auf ihre Brust. »Ich sagte, hinsetzen «, wiederholte er und deutete mit der Schwertspitze auf das Kirchengestühl hinter ihr. Lily ging rückwärts, bis sie mit den Beinen gegen etwas Hartes stieß. Entmutigt sackte sie in der Bank zusammen.
    Mr Mayfair trat zu einem Haufen anscheinend wahllos übereinander geworfener Chorgewänder und holte sich ein paar Stricke. Dann kam er zurück und fesselte sie, spann sie sorgfältig ein wie eine Spinne ihr Opfer. Die Stricke schnitten sich tief in ihr Fleisch. Lily heulte auf vor Schmerzen.
    Hinter der Garderobe kam ein orange-schwarzer Streifen hervorgeschossen. Tye!
    Er war ein zweites Mal gekommen, um sie zu retten. Ihr edler Ritter im schimmernden Pelz. Lilys Herz vollführte einen Freudensprung, doch sie hielt ihre Augen fest auf Mr Mayfair geheftet. Er durfte Tye auf keinen Fall bemerken. »Sie sind ja krank«, sagte sie. »Sie sind ein egozentrischer Psychopath.«
    Mr Mayfair zurrte den letzten Knoten fest. »Wenn du erst hier eingeschrieben bist, solltest du unbedingt ein paar Vorlesungen in Psychologie belegen«, gab er unbeeindruckt zurück, während er gemächlich die restlichen Stricke neben Lily aufrollte. »Das ist immer sehr hilfreich, egal, welches Hauptfach man studiert. Hast du eigentlich schon darüber nachgedacht, welches Hauptfach du belegen willst?«
    Sie starrte ihn fassungslos an. Keine drei Schritte entfernt lag eine Leiche ohne Kopf auf dem Boden, ihre Schuhe waren blutgetränkt, sie war an eine Kirchenbank gefesselt, und er wollte mit ihr über ihr Hauptfach reden?
    »Vielleicht Wirtschaft?«, schlug er vor. »Dein Großvater behauptet immer, du hättest ein gutes Händchen fürs Geschäft. So viel ich weiß, hilfst du ihm bei der Abrechnung für den Blumenladen?«
    »Ich werde also lange genug leben, um mir ein Hauptfach auszusuchen?«, fragte Lily zurück.
    »Nun, die Dinge haben sich geändert, und ich bin äußerst anpassungsfähig«, erwiderte er. »Solange dein Überleben der Menschheit mehr nützt als dein Tod, wirst du leben. Selbstverständlich muss ich sichergehen, dass ich dir auch wirklich trauen kann.«
    »Das können Sie«, sagte Lily fest. »Ich bin total vertrauenswürdig.«
    Kaum hatte sie die letzten Worte ausgesprochen, sprang ein Tiger hinter einer Kirchenbank hervor und machte einen Satz auf Mr Mayfairs Rücken zu. Das Schwert hoch erhoben, wirbelte er geschmeidig herum, als hätte er den Angriff kommen sehen.
    »Schwert!«, kreischte Lily.
    Tye warf sich mitten im Sprung zur Seite, verdrehte seinen Tigerkörper über dem Kirchengestühl, um dem Hieb auszuweichen. Die Klinge fuhr durch sein herrliches Fell, und Lily sah Blut spritzen. Schreiend zerrte sie an ihren Fesseln.
    Tye landete mit ausgestreckten Pfoten auf einer Kirchenbank, die unter seinem Gewicht umkippte und in die Bank dahinter krachte. Schwertschwingend drang Mr Mayfair auf ihn ein. Der Tiger wich den Schlägen geschickt aus und hieb mit ausgefahrenen Krallen nach ihm. Der Angreifer tauchte weg. Wieder blitzte die Klinge auf. Tye duckte sich, doch die Waffe erwischte ihn an der Schulter.
    Tye richtete sich auf die Hinterbeine und schlug nach Mr Mayfairs Schwertarm. Mit voller Wucht traf seine Pranke ihr Ziel. Mr Mayfair wankte rückwärts. Der Tiger stürzte sich auf ihn. Und wieder gelang es dem Ritter, ihm auszuweichen. Blitzend sauste die Klinge auf Tyes Flanke zu. Er sprang auf die steinerne Brüstung der Chorempore und entging so um Haaresbreite der Klinge.
    Einen Augenblick lang stand er reglos auf der Brüstung. Hinter ihm erstreckte sich in stiller Pracht das Kirchenschiff. Dann duckte er sich und spannte die Muskeln erneut zum Sprung.
    In Sekundenschnelle war Mr Mayfair neben Lily und setzte ihr das Schwert an die Kehle. Ihr blieb nicht mal genug Zeit, entsetzt aufzuschreien. »Das reicht jetzt, Kätzchen«, sagte er ruhig. Die Spitze des Schwertes bohrte sich leicht in Lilys Hals. Ihr Atem ging hektisch und flach.
    Der junge Tiger erstarrte mitten in der Bewegung, balancierte den sprungbereiten Körper perfekt auf der steinernen Brüstung aus.
    Tiefe Stille senkte sich über den Raum.
    »Leg deinen Pelz ab, und geselle dich zu uns«, sagte Mr Mayfair zuvorkommend. Es klang, als würde er Tye einladen, ihn zu einer Cocktailparty zu begleiten.
    Der Tiger zögerte. Er wenigstens könnte entkommen, dachte Lily. Ein Sprung, und er wäre unten im

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