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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Seelengefährtin bin? Du kennst mich doch kaum. Ich habe jede Menge schreckliche Angewohnheiten. Ich verschlucke Zahnpasta. Meine Socken passen manchmal nicht zusammen. Ich bin nicht gut in Small Talk. Ich gehöre zu den unbeliebtesten Schülern in meiner Klasse. Genauer gesagt, liege ich auf Platz drei, gleich hinter dem Jungen, der sich nicht wäscht, und dem Mädchen, das zwanghaft lügt. Abgesehen davon, Jake und ich sind nicht … Er wollte nur nett sein.«
    »Du bist meine Seelengefährtin, auch wenn du es selbst noch nicht weißt«, erwiderte Tye.
    In seinen goldenen Augen glühte so viel wilde Entschlossenheit, dass sie wegsehen musste.
    »Aber zuerst müssen wir eine Schlacht gewinnen.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, trat er durch das Tor, und weg war er.
    Lily folgte ihm.
    Auf dem Gehweg von Nassau Street wogte eine dicht gedrängte Menschenmenge. Fahrer waren aus ihren Autos gestiegen, einige waren sogar auf das Dach oder die Motorhaube ihres Wagens geklettert. Wie gebannt starrten alle auf den Strom der magischen Wesen, der sich Richtung East Pyne wälzte. Ein paar machten Fotos. Oh-oh, dachte Lily, s o viel zum Thema Geheimhaltung.
    »Neuer Abschnitt der Parade«, rief Tye ihnen zu. Einige jubelten.
    »Meinst du wirklich, das wird reichen?«, fragte Lily.
    »Menschen glauben, was sie glauben wollen«, gab er zurück. »Aber falls sie irgendwelche Akte von Gewalt mitbekommen, dann ist alles möglich. Besonders, wenn es Tote gibt. Schmerzensschreie, Blut und Sterben passen nicht so gut zu einer Parade.«
    »Nein, irgendwie nicht«, stimmte Lily zu und versuchte, dabei genauso gelassen zu klingen wie er. Doch ihr Herz klopfte bis zum Hals, und ihre Handflächen waren nass von klebrigem Schweiß.
    »Je schneller das hier vorbei ist, desto besser«, meinte Tye. In seiner Stimme lag grimmige Entschlossenheit.
    Die beiden setzten sich in Trab, um das Ende ihrer kleinen Armee zu erreichen, die über das Unigelände zog. Lily fiel auf, dass die Blinde Leserin ihren Platz über dem Torbogen von East Pyne verlassen hatte. Der Angekettete Drache hing ganz allein über dem Kirchenportal und schlug seinen Schwanz gegen die steinernen Blattranken.
    Als sie an einer Reihe gotischer Seminargebäude vorüberkamen, hörten sie aus einiger Entfernung dröhnende Musik. Je weiter sie sich Prospect Avenue näherten, desto lauter wurde sie, bis Lily die Bässe direkt auf ihrer Haut spüren konnte.
    »Clever«, meinte Tye.
    Lily sah ihn fragend an.
    »Das machen sie, um die Kampfgeräusche zu übertönen.«
    Vor ihnen hatte die Campuspolizei die gesamte Kreuzung von Washington und Prospect Avenue weiträumig abgesperrt. Einsatzfahrzeuge säumten die Straßen, entlang der Barrikade waren Wachposten verteilt. Zwischen zwei Polizeiautos hatten sie eine schmale Gasse offengelassen, durch die die magischen Wesen hinter die Absperrung gelangen konnten. Dort stand Professor Ape und dirigierte zusammen mit einigen Wachposten die magische Armee auf die andere Seite.
    »Sitz auf«, sagte Tye, ließ sich auf alle viere nieder und nahm seine Tigergestalt an. Lily kletterte auf seinen Rücken und ritt auf ihm Richtung Sperrzone.
    Als sie sich der Blockade näherten, bemerkte Lily einige Polizisten, die ihre Waffe so fest umklammert hielten, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie versuchte, den Männern einen aufmunternden Blick zuzuwerfen, aber die blickten nicht mal lange genug in ihre Richtung. Anscheinend hatten sie in den vergangenen fünf Minuten bereits so viel Merkwürdiges gesehen, dass ihnen ein Mädchen auf einem Tiger gar nicht mehr auffiel. Ungehindert konnte sie mit Tye passieren.
    Weiter die Straße hinunter, direkt vor Vineyard Club, wirbelte ein heilloses Durcheinander von Farben. Einzelne Gestalten waren nicht auszumachen. Das Ganze wirkte eher wie eine bunte Mischung ineinander übergehender Umrisse, als wäre ein Festumzug explodiert und hätte einen Haufen farbenfroher, lebendiger Dekorationen hinterlassen. Es sah weder aus wie eine Schlacht noch, da die Musik immer noch alles andere übertönte, klang es wie eine. Genau das war vermutlich die Absicht.
    Die Schreie hörte Lily erst, als sie die Hälfte der Strecke bis zum Ort des Geschehens hinter sich gebracht hatten.
    Mit dem Dach nach unten lag ein Auto auf der Straße. Weiter vorn kämpfte ein Zentaur mit einer Fee. Gerade eben hob er seine Vorderhufe, um die geflügelte Frau in den Bauch zu treten. Die segelte elegant rückwärts und wich dem Tritt aus,

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