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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Grandpa auch. Hilflos lag er in seinem Krankenbett, während draußen auf der Straße die Schlacht tobte. Lily versuchte, sich einzureden, dass das, was sie jetzt gleich tun würde, klug war und nicht feige. Mom und Grandpa würden auch wollen, dass sie sich in Sicherheit brachte.
    Jenseits der Blockade verschwand Tye im Torbogen von 1879 Hall. Mit Professor Apes Erlaubnis passierte Lily ebenfalls die Linie der Wachposten und stieg die Stufen zu dem Durchgang hinauf.
    Noch einmal blickte sie sich um. In der Mitte der Straße schoss eine große Feuersäule empor. Eine lodernde Gestalt rannte auf die Absperrung zu. Flammen züngelten an ihren Armen auf und ab. Der Mann warf sich nach vorne und versuchte, einer Frau zu entkommen, die ihn von hinten packen wollte. Auf ihrem Rücken wanden und krümmten sich zahllose Tentakel.
    »Bleibt, wo ihr seid!«, bellte einer der Wachposten seine Kollegen an.
    Lily rannte los.
    Sie floh in die Gärten. Als sie dort ankam, lief sie einfach weiter. Wie gerne hätte sie sich zwischen den Blättern und Blüten vergraben und sich trösten lassen. Doch sie traute sich nicht. Weder Tulpen noch Rosen konnten sie vor solchen Monstern beschützen. Weiter rannte sie und weiter. Irgendwann hörte sie wieder die Schlachtgesänge und den Jubel der großen Parade.
    Als Lily den Rand der Zuschauer erreichte, skandierten die Leute gerade: »Hip-hip, Tiger-Tiger-Tiger, sis-sis-sis, bum-bum-bum-baaah! Oh-six! Oh-six! Oh-six!« Eine Feuerwehr mit eingeschaltetem Blaulicht fuhr vobei. Von den Leitern warfen Alumni des Jahrgangs 2006 Süßigkeiten in die Menge. Auf der Ladefläche eines Trucks stand ein Käfig, in dem ein echter Tiger nervös hin und her lief. Lily setzte ein falsches Lächeln auf und jubelte mit den Massen.
    Gestern hatte ihr Plan gelautet, mit Mom und Grandpa auf diese Parade zu gehen, gemeinsam mit ihrem Großvater die Straße hinunterzumarschieren, wenn sein Jahrgang an der Reihe war.
    Sie hätte einen Weg finden müssen, um zu den beiden zu gelangen. Sie hätte das Kampfgetümmel zu ihrem Vorteil ausnutzen, sich in den Hecken verstecken oder den Bäumen befehlen können, sie zu schützen. Und wenn du getötet worden wärst?, fragte die Stimme in ihrem Kopf. Tyes Vater hatte recht. Sie durfte sich nicht in Gefahr bringen. Hatten die Old Boys und die magischen Krieger die Feeder erst einmal besiegt, konnte sie zurückgehen und ihre Familie retten. Sie musste nur ein wenig Geduld haben, und schon bald wäre das alles vorbei.
    Also klatschte und schrie sie weiter mit der Menge. Den Anfeuerungsruf hatte sie bald drauf. Die vorüberziehenden Jahrgänge skandierten: »Hip-hip, Tiger-Tiger-Tiger, sis-sis-sis, bum-bum-bum-baaah! Oh-nine! Oh-nine! Oh-nine«, und sie erwiderte den Ruf.
    Dann war die Parade zu Ende, und die Menge zerstreute sich. Lily wurde mit den Ehemaligen des Jahrgangs 2009 die Straße hinuntergeschwemmt. Einige von ihnen hakten sich unter und tanzten im Kreis. Andere intonierten laut und falsch einen der vielen Lobgesänge auf Princeton.
    Nach und nach mischten sich andere Ehemalige unter die Teilnehmer der Parade. Bald war die ganze Straße zwischen den gotischen Studentenwohnheimen und den leuchtend grünen Rasenflächen voll mit lachenden, tanzenden, jubelnden, winkenden Menschen.
    Bald, sagte sich Lily, bald wird alles wieder in Ordnung sein. Bald würden die Ritter und ihre magischen Verbündeten die Feeder besiegt haben; Grandpa würde aus dem Koma aufwachen und Mr Mayfair aufhalten; Mom würde sich wieder erinnern; und Jake würde in die Menschenwelt zurückkehren. Sie brauchte lediglich in aller Ruhe abwarten und mitmarschieren. Gemeinsam mit den Absolventen des Jahrgangs 2009 stieß sie eine Faust in die Luft und schrie: »Hip-hip, Tiger-Tiger-Tiger!«
    »Hallo, kleiner Schlüssel«, sagte plötzlich eine glockenhelle Stimme hinter ihr.
    Lily fuhr herum.
    Die Fee lächelte sie strahlend an und legte ihren perfekt gebräunten Finger auf Lilys Lippen. »Schhh«, machte sie fröhlich. »Einen Mucks, und ich brech dir den Hals.«
    »Das würdest du nicht wagen.« Lily gelang es nicht, das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen. »Hier sind viel zu viele Leute.«
    »Ahhh, aber ich habe Flügel.«
    Sie hat recht, dachte Lily. Die Fee könnte sie töten, einmal mit den Flügeln schlagen und dann in der entstehenden Verwirrung einfach davonfliegen. Sie könnten genauso gut in einer leeren Seitengasse sein.
    »Na komm, gehen wir ein Stück zusammen, mein kleiner

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