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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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verrieten sie. In den Blicken, die sie ihr zuwarfen, spiegelten sich Düsternis und Wut. In einigen lag so viel blanker Hass, dass Lily sich fühlte, als würde ihr die Haut von den Knochen gebrannt. Manchmal musste sie den Kopf wegdrehen, weil sie es nicht mehr ertragen konnte – und wenn sie das tat, dann sah sie Mr Mayfair, wie er sie aufmerksam beobachtete, eine Hand auf der Schulter ihrer Mutter.
    Nachdem die Feeder alle auf der anderen Seite waren, führte der Gebildete Affe die Gargoyles zum Tor. »Wir hegen den Wunsch, unseren Brüdern und Schwestern zu helfen«, verkündete er, als er bei Mr Mayfair angelangt war. »Bitte kümmere du dich während unserer Abwesenheit um die Ritter.«
    Mr Mayfair machte eine höfliche Verbeugung. »Selbstverständlich.«
    Einer nach dem anderen gingen die Gargoyles durch das Tor. Als die kleineren Steinäffchen über die Schwelle huschten, bemerkte Lily an ihnen Absplitterungen und tiefe Kratzer. Die Blinde Leserin hinkte vorbei, gestützt von einem steinernen Löwen. Selbst die steinernen Adler flogen durch. Geht nicht!, hätte Lily am liebsten geschrien.
    Als der letzte der Gargoyles die Menschenwelt verlassen hatte, zerstreuten sich auch die Ritter. Der Hof leerte sich zusehends. Oh nein, dachte Lily. Bleibt hier. Bitte, bleibt hier! Bald waren nur noch Tyes Vater und die Dryaden übrig.
    Der Tigermann steckte sein Schwert in die Scheide. »Ich muss auf der anderen Seite helfen«, sagte er. »Mein Sohn … «
    »… wird in Kürze wieder bei dir sein«, beendete Mr Mayfair geschmeidig den Satz. »Er wollte unbedingt in Vineyard Club bleiben, um bei der Versorgung der verwundeten Ritter zu helfen. Er ist ein guter Junge.«
    »Ja«, stimmte Tyes Vater zu. »Ja, das ist er.«
    Worte wallten in Lilys Kehle hoch. Wenn es jemand mit Mr Mayfair aufnehmen konnte, dann Tyes Vater. Sie brauchte ihm bloß einen klitzekleinen Hinweis zu geben. Ein einziges Wort, einen einzigen Satz. Doch in diesem Moment entfuhr ihrer Mutter ein kleines, piepsiges »Oh!« Lily fiel auf, dass Mr Mayfairs Hand genau hinter ihrem Rücken war. Liebenswürdig lächelte er zu ihr herüber.
    Sie ließ Tyes Vater gehen.
    Zuletzt waren nur noch die Dryaden übrig, der Hof war eine Ansammlung leerer Schatten. Die großen Eichen flüsterten wortlos. Es herrschte ein ständiges Summen, als die Baumgeister auf das Tor zugingen.
    Die Königin näherte sich Lilys Mutter. »Meine Tochter«, sagte sie, als wolle sie den Geschmack der Worte auf ihrer Zunge prüfen. »Rose, mein Kind, du lebst!« Sie nahm Moms Hände in ihre, und Mr Mayfair stellte sich blitzschnell hinter Lily. Oberhalb der Taille bohrte sich eine kalte, scharfe Spitze in ihren Rücken.
    Die Augen ihrer Mutter füllten sich mit Tränen. »Ich … ich kann mich nicht an dich erinnern.«
    Die Königin berührte leicht ihre Wange. »Das wirst du wieder, meine Rose.« Dann runzelte sie die Stirn. »Aber Kind, was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?«
    Jetzt glaubte Lily wirklich, dass diese Frau Moms Mutter war.
    »Komm«, sagte die Dryadenkönigin. »Wir bringen dich nach Hause.«
    Mr Mayfair mischte sich ein. »Zuerst gibst du mir meinen Enkel zurück.«
    Die Dryade wandte sich zu ihrem Gefolge um und schnippte mit den Fingern. »Holt ihn her.« Einige der Baumgeister lösten sich aus der Gruppe und gingen nacheinander durch das Tor. An Rose gewandt, sagte die Königin: »Unser Zuhause wird dir gefallen. Du erinnerst dich vielleicht nicht mehr, aber du hattest deinen eigenen Hain und deinen eigenen Garten. Du hattest Orchideen und Iris, die schönsten von allen. Und Rosen, die dem Winter trotzten. Und deine Lilien … deine Lilien waren dir das Allerliebste. Höchste Wonne, größte Freude.«
    »Lily ist jetzt meine größte Freude«, erwiderte Rose. »Ohne sie gehe ich nicht.«
    Mr Mayfairs Lächeln gefror zu Eis. »Sie hat hier zu tun. Ihr Freund Tye wartet auf sie. Er wird sehr enttäuscht sein, wenn sie nicht zurückkommt.«
    »Du solltest gehen«, sagte Lily und sah ihre Mutter eindringlich an, versuchte, ihr klarzumachen, dass sie es wirklich ernst meinte. Wenn Mom erstmal in Sicherheit war … Sie musste ganz sicher sein, dass ihrer Mutter nichts mehr geschehen konnte. »Ich komme bald nach.«
    Mr Mayfair hob eine Hand. »Zuerst meinen Enkel.«
    Sekunden später tauchte Jake aus dem Tor auf. Seine Knie gaben nach, und er sackte auf dem Gehweg zusammen. Mr Mayfair rührte sich nicht vom Fleck. Die Messerspitze bohrte sich immer noch in Lilys

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