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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Ritter sein Schwert. »Ich gestatte es.«
    »Und ich ebenso«, sagte der Zentaur.
    »Ja!«, rief das winzige Männlein.
    Der Tigermann knurrte: »Aber nur unter strengen Auflagen.«
    Die anderen nickten. Lily hielt den Atem an. Bitte, dachte sie. Bitte, lasst mich gehen!
    »Du darfst in die Menschenwelt zurückkehren«, sagte der Zentaur. »Aber du musst Antworten auf unsere Fragen finden, bevor du wieder in unsere Welt zurückkommst. Anderenfalls bleibt uns keine andere Wahl, als anzunehmen, dass du ein Feeder bist. Dann werden wir dich hierbehalten und umerziehen.«
    Lily wurden die Knie weich. »Sie lassen mich gehen?« Ihre Stimme brach.
    Das winzige Männlein hatte sich wieder auf der Schulter der Elbenfrau niedergelassen und flocht ihr seidiges Haar zu kleinen Zöpfen, entflocht die Zöpfe wieder, flocht sie erneut. Seine winzigen Finger wuselten nur so durch die leuchtend schwarzen Strähnen. »Hast du es verstanden? Du kannst hier nicht überleben. Du würdest zwar länger durchhalten als jeder Einzelne von uns in deiner Welt, aber am Ende würdest du an einer Überdosis Magie zugrunde gehen.«
    »Finde heraus, woran es liegt, dass du noch am Leben bist«, sagte der Tigermann. »Gelingt dir das nicht, werden wir dich nicht ein zweites Mal gehen lassen, wenn du hierherkommst, egal, welche Konsequenzen das für dich auch immer haben mag.«
    Lily schluckte hart. »Ich werde Antworten finden. Ich verspreche es.«
    »Feeder haben von uns keinerlei Nachsicht zu erwarten«, sagte der Zentaur. »Erinnere die Ritter in deinem Princeton daran. Wir unterstützen sie und ihre Sache.«
    Der Tigermann winkte mit einer Pranke in ihre Richtung. »Mein Sohn wird dir helfen. Er erwartet dich draußen.« Sein Sohn … Tye? Tye sah sehr viel menschlicher aus als dieser Mann. Sie fragte sich, wie ihr eigener Vater wohl ausgesehen hatte. Was für eine Art Monster war er gewesen? Was lag in ihren eigenen Genen verborgen?
    Der Steinmann rumpelte zur Tür und öffnete sie. Lily ging langsam Richtung Ausgang. Sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um nicht loszurennen. Hinter ihr sagte das Einhorn mit seiner Wasserfallstimme: »Wenn du wirklich unschuldig bist, werden wir dich willkommen heißen. Ein weiterer Schlüssel ist ein großes Geschenk.«
    Lily hörte den Tigermann knurren, aber sie konnte nicht sagen, ob es zustimmend klang, enttäuscht oder hungrig. Keinesfalls würde sie noch länger hierbleiben, um das herauszufinden.
    Sie floh aus dem Raum und blickte nicht zurück.
    Draußen angelangt, blieb Lily stehen. Vor ihr erstreckte sich ein weitläufiger Campus, komplett mit Eichen, Wegen und dem FitzRandolph Gate. Zu beiden Seiten lagen Universitätsgebäude. Und hinter ihr – sie drehte sich neugierig um – lag das Gebäude, in dem sie eben gewesen war. Nassau Hall.
    »Unmöglich«, entfuhr es ihr.
    »Tut mir leid«, sagte Tye, der lässig an einer der Eichen lehnte, »aber du träumst nicht. Und du halluzinierst auch nicht. Und du bist auch nicht verrückt.« Er löste sich von dem Stamm und kam zu ihr herüber. »Geht es dir gut?«
    Lily blickte wieder Richtung Tor. Auf den steinernen Säulen hockten goldene Adler, und dahinter lag ein dichter, undurchdringlicher Wald. Sie war dem weißen Kaninchen gefolgt und wie Alice in einem Wunderland herausgekommen, in ihrem Fall einem bizarren Spiegelbild von Princeton. »Ja, könnte gar nicht besser sein«, gab sie zurück. Dann begann sie am ganzen Leibe zu zittern. Tye legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und brach in Tränen aus. Er strich ihr sanft übers Haar. Sagte nicht, sie solle aufhören zu weinen oder dass es keinen Grund gäbe zu weinen oder etwas ähnlich Plattes. Er hielt sie einfach fest, bis sie wieder atmen konnte, ohne zu schluchzen.
    Eilig machte sie sich von ihm los: »Ich hab dich ja ganz nass gemacht.« Ihre Finger berührten leicht die dunklen Spuren, die ihre Tränen auf seinem T-Shirt hinterlassen hatten. »Entschuldige. Ich weiß nicht, warum mir das passiert ist. Ich bin eigentlich keine Heulsuse.« Nein, normalerweise war sie jemand, der alles in sich hineinfraß. War ihr doch einmal nach Weinen zumute, dann verschob sie es bis tief in die Nacht und schloss sich im Badezimmer ein, damit ihre Mom sie nicht hörte.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ach, das trocknet. Mach dir darum keine Sorgen.« Behutsam schob er einige nasse Haarsträhnen weg, die an ihren tränenüberströmten Wangen klebten. Sie blickte

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