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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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direkt in seine goldenen Augen. Sein Gesicht befand sich nur Zentimeter vor ihrem. Einen Moment lang sahen sie sich einfach nur an, und Lily kam der absurde Gedanke, er würde sie gleich küssen. Doch dann gab er sie frei und sagte: »Du bist verletzt. Was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Oh, äh … du kennst doch den Drachen am Kirchenportal? Er hat mich gebissen.«
    Tye drehte die verletzte Hand um und begutachtete den Verband. Seine Finger fühlten sich sanft und weich an auf ihrem Handgelenk. »Was, zum Teufel, hat dich bloß geritten, ihm so nahe zu kommen?«
    »Ich dachte, er wäre ferngesteuert.«
    Tye grinste. »Verstehe.« Er hielt immer noch ihre Hand.
    Ihre Haut prickelte. Sie konnte nicht sagen, ob das von seiner Berührung kam oder von der Luft hier. »Das letzte Mal, als der Angekettete Drache einen Schlüssel ausgesaugt hat, reichte die Magie aus, um ihn zu befreien. Er hat eine Menge Leute getötet, bevor sie ihn wieder einfangen konnten. Du hast Glück gehabt. Der andere Schlüssel hat nicht überlebt.«
    Sie erschauerte.
    »Wärst du ein normaler Mensch, dann wärst du jetzt mit Sicherheit tot«, fuhr Tye fort. »Wie gut, dass du so voller Überraschungen steckst.«
    »Genau wie du«, gab Lily zurück und entzog ihm ihre Hand. »Du hast mich angelogen. Du hast gesagt, du wärst mein Beschützer.«
    »Ja, hab ich.« Er klang nicht im Geringsten schuldbewusst. »›Hallo, ich bin Tye, und ich bin ein Wertiger‹ wäre ja wohl kaum der passende Anmachspruch gewesen, oder?«
    Ganz gegen ihren Willen musste Lily lachen.
    Sein Lächeln verschwand. »Dich dürfte es eigentlich gar nicht geben, weißt du.«
    »Nun, das war jetzt wirklich der schlechteste Anmachspruch aller Zeiten.« Sie versuchte, entspannt zu klingen. »Alle um mich herum scheinen ziemlich enttäuscht darüber zu sein, dass ich nicht tot bin.«
    »Ich nicht, glaub mir«, sagte er mit weicher Stimme. Dann nahm er behutsam ihre verletzte, bandagierte Hand in seine und blickte ihr direkt in die Augen. Er hatte andere Augen als sein Vater, stellte Lily fest. Abgesehen von der goldenen Farbe waren es die Augen eines Menschen. »Ich dachte, ich wäre der Einzige«, fügte er hinzu.
    Lily wusste nichts zu erwidern. Sein Blick war so intensiv, dass er einen Gletscher hätte zum Tauen bringen können. Ihr war, als würde sie in das Goldbraun seiner Augen förmlich hineinschmelzen.
    »Also, was bist du?«, fragte er. »Du siehst nicht aus, als ob du Flügel hättest oder einen Schwanz. Passieren manchmal um dich herum merkwürdige Dinge? Verwandelt sich jemand in Stein? Geht irgendwas in Flammen auf?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Hey, ist ja gut.« Sanft berührte er ihre Wange, und sie spürte erneut, wie ihre Haut unter seinen Fingerspitzen zu kribbeln begann. »Wir werden es herausfinden. Ich habe eine Idee, die uns helfen könnte. Komm mit.«
    Entschlossen führte er sie quer über den Hof und um Nassau Hall herum. Als sie an den Eichen vorübergingen, vernahm Lily ein schwaches, wisperndes Summen. Es klang, als hätte sie einen nicht ganz sauber eingestellten Radiosender im Kopf, der immer wieder von statischen Störungen überlagert wurde. Vielleicht war das ja eine Nebenwirkung des Blutverlusts. Oder sie hatte bei ihrem Sturz auf die Gehwegplatten eine Gehirnerschütterung davongetragen. »Hörst du das?«, fragte sie Tye.
    »Was denn?«, fragte er zurück.
    In einiger Entfernung kamen drei Jungs mit Geweihen aus einem der gotischen Unterrichtsgebäude. Lily klappte der Kiefer herunter, das Summen war vergessen. »Was ist das hier für ein Ort?«
    »Es ist Princeton«, sagte Tye. »Oder zumindest eine andere Variante davon. Beide Unis wurden gebaut, als das Tor noch offen stand für jeden. Sie sollten das gegenseitige Verständnis zwischen unseren beiden Welten fördern. Du weißt schon, damit wir uns nicht am Ende gegenseitig die Köpfe einschlagen.«
    »Oh«, meinte Lily. »Du studierst hier?«
    »Mein Vater ist Mitglied des Rates, wie die Universitätsleitung hier genannt wird«, erklärte Tye. »Also bin ich praktisch schon mein ganzes Leben hier Student.« Während sie über das Campusgelände gingen, erzählte er ihr davon, wie das Studentenleben in diesem Princeton aussah: Kommilitonen, die verschwinden oder sich Flügel wachsen lassen konnten, Professoren, die sechsarmig an die Tafel schrieben, Kurse in Physik der Gestaltwandlung. Schließlich machte Tye vor der Betonkonstruktion des Footballstadions Halt.
    »Und was macht

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