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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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ihr hier drin?«, fragte Lily. »Quidditch spielen?«
    »Nicht alle Studenten passen in die normalen Wohnheime.« Er führte sie unter den Bögen hindurch ins Innere unter die Zuschauertribüne. Vor ihnen erstreckte sich ein Footballfeld, über das sich kreuz und quer Linien zogen, die von großen Dreckklumpen gebildet wurden. Es sah aus, als hätte jemand ungleichmäßig geharkt. »Wir nutzen diesen Ort für die Drachen.«
    Lily blieb stehen und presste die bandagierte Hand auf ihr Herz. »Ich glaube, diesen Teil der Besichtigungstour überspringe ich lieber.«
    »Du musst das unbedingt sehen.« Er klang sehr ernst und eindringlich. »Du musst begreifen, dass der Angekettete Drache die Ausnahme ist. Du musst verstehen, dass wir auch die Guten sind.«
    »Warum?«, fragte Lily zurück. »Warum muss ich das verstehen? Warum zeigst du mir das alles überhaupt? Ich glaube nämlich nicht, dass ich jemals hierher zurückkomme.« Sie würde auf keinen Fall an den Ort zurückkehren, an dem ein tödliches Ultimatum über ihrem Kopf schwebte. Sie hatte vor, das FitzRandolph Gate genauso sorgfältig zu meiden, als wäre sie bereits eine abergläubische Princeton-Studentin. »Ich gehöre in das andere Princeton, in die Menschenwelt.«
    Er fuhr zusammen als hätte sie ihn geschlagen.
    »Tut mir leid.« Sie wünschte, sie hätte sich anders ausgedrückt. Sie hatte nicht gedacht, dass er es so persönlich nehmen würde. »Es ist wirklich sehr nett von dir, mir das alles zu zeigen, aber … «
    »Flieg mit mir«, sagte Tye.
    Lily starrte ihn verblüfft an. Also, so ein Angebot bekam man ja nun wirklich nicht alle Tage. »Welcher Teil von ›keine Drachen‹ war unklar?«, fragte sie. »Ich will das nicht.« Sie wedelte mit der Hand, als wolle sie alles wegwischen, die Drachen, den Campus, alles hier. »Das steht nicht auf meinem Lebensplan.«
    »Vielleicht musst du ihn ja ändern, deinen ›Lebensplan‹«, meinte Tye. »Du hast jetzt ein neues Schicksal. Ein wichtiges und aufregendes. Wenn du mich lässt, zeig ich es dir.«
    Und damit ging er hinaus auf das Spielfeld, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    Lily zögerte einen Moment, dann folgte sie ihm. Am Himmel über ihnen zogen drei Drachen ihre Kreise, deren Schuppen im Licht der Sonne funkelten wie kostbare Juwelen. Es sah aus, als hätte jemand Saphire, Smaragde und Rubine hoch in die Luft geworfen.
    Einer von ihnen scherte aus der Formation aus und glitt sanft hinunter auf das Feld. Als er landete, schlidderte er ein Stück über den Rasen und hinterließ lange Furchen frisch aufgeworfener Erde. Dann schwenkte er seinen riesigen Kopf zu Lily und Tye herum. Lily erstarrte vor Schreck. Dampfwolken stiegen aus seinen Nasenlöchern auf, wenn er atmete. Seine Augen waren chaotische Wirbel aus flüssigem Gold.
    »Sei gegrüßt, Tigerboy« , sagte der Drache.
    Lily erschauerte, als sie das vertraute Zischeln seiner Schlangenstimme hörte.
    »Komm schon – kleiner Drachenritt mit mir?«, fragte Tye und warf ihr sein wundervolles schiefes Grinsen zu. »Das wäre ein verdammt tolles erstes Date, das kannst du doch nicht leugnen.«
    Lily konnte nicht anders, sie musste das Lächeln einfach erwidern. Seine goldbraunen Augen fixierten sie, als ob ihre Antwort das Einzige auf der Welt wäre, was wirklich zählte. »Aber nur bis zurück zum Tor.«
    Tye lächelte.
    »Und nur, wenn du mir versprichst, dass der Drache mich nicht frisst.«
    Der Drache ergriff das Wort. »Daran würde ich nicht mal im Traum denken, kleiner Schlüssel. So wie du gewürzt bist, würdest du mir nämlich gar nicht schmecken.«
    »Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich jetzt wesentlich beruhigter bin«, gab Lily zurück.
    Tye streckte seine Hand aus. »Vertrau mir.«
    Sie griff zu und ließ sich von ihm auf den Rücken des Drachen schubsen. Oben angelangt, machte sie es sich auf dem metallisch glatten Schuppenkleid bequem. Tye kletterte hinter ihr auf das Tier und schlang seine Arme um ihre Taille. In ihrem Nacken konnte sie seinen Atem spüren. Sie badete in seinem Regenwaldduft.
    Der Drache begann, mit den schweren Flügeln zu schlagen, Wind wirbelte auf. Dann stieß er sich kraftvoll vom Untergrund ab, erhob sich in die Lüfte und breitete die Flügel aus wie Tragflächen. Sekunden später kreisten sie am strahlend blauen Himmel.
    Vor sich sah Lily einen Wolkenfetzen. Einen Augenblick lang waren sie von feuchtkaltem Nebel umgeben. Dann schossen sie auf der anderen Seite aus der Wolke hervor, und der Drache tauchte

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