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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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sich mit Tränen. Hektisch blinzelnd drehte sie den Kopf zur Seite und sah statt zu Jake hinauf zu den steinernen Affen. Sie blieben versteinert, aber Lily kam es so vor, als würden ihre grauen, leeren Augen sie beobachten. »Du denn?«, fragte sie dann. »Als wir uns das erste Mal trafen, hast du da etwas gemerkt?«
    »Nicht ein Stück«, erwiderte er. »Ich meine, es ist ja nicht so, dass du einen Schwanz hast oder einen Schuppenpanzer … oder etwa doch?«
    Sie warf ihm einen zornigen Blick zu. »Nein!« Dann beschleunigte sie ihren Schritt und marschierte den Durchgang entlang.
    Er ergriff ihre Hand. »Hör zu, Lily. Vorhin, an der Kirche … Ich hätte dich nicht wegstoßen sollen. Das war falsch. Ich dachte … Ich habe dich im Stich gelassen, und es tut mir sehr leid.«
    Sie blickte ihm direkt in seine unglaublich blauen Augen.
    »Du bist kein … «, fuhr er fort. »Du bist ein ganz außergewöhnliches Mädchen.«
    »Außergewöhnlich bekloppt, meinst du wohl.«
    »Andere würden sich verkriechen oder es leugnen, aber du suchst nach Antworten. Das ist außergewöhnlich.«
    »Äh, danke.« Wenn er sie auf diese Art ansah, verwandelten sich ihre Knie in Wackelpudding. Bestimmt wäre er weniger nett zu dir, ermahnte sie sich, wenn er wüsste, dass du dich zusammen mit Tye in den Club geschlichen hast. »Ich bin vor der Schlacht weggelaufen.«
    »Mach dir keine Vorwürfe«, versuchte er, sie zu beruhigen. »Du bist doch noch gar nicht ausgebildet. Aber du wirst in null Komma nichts eine von uns sein. Du bist die Enkelin von Richard Carter. Allein die Tatsache, dass er dich aufgezogen hat, sollte als Ausgleich für jeden Makel genügen.«
    Mit »Makel« meinte er ganz sicher Mom. Lily wandte den Blick von seinem Engelsgesicht ab. Als sie durch Prospect Gardens kamen, hielt sie sich sorgfältig in der Mitte des gepflasterten Weges, so weit wie möglich von den Tulpen und den Rosenbüschen weg, um nicht deren Aufmerksamkeit zu erregen. Jake war also der Meinung, sie hätte einen Makel. Vielleicht stimmte das ja sogar.
    Jake versuchte derweil, so etwas wie eine Erklärung zustande zu bringen. »Ich hätte nicht vor der Kirche … es war nur … «
    »Deine Eltern?«, fragte Lily.
    Er nickte.
    »Das tut mir leid.«
    Sie kamen an einer Gruppe Frauen vorbei, drei jungen Absolventinnen. Die Augen des Trios richteten sich bewundernd auf Jake. Die eine flüsterte ihren beiden Freundinnen etwas zu, und alle drei begannen zu kichern. Jake schien sie entweder nicht zu beachten, oder er bemerkte es gar nicht.
    Er wechselte das Thema. »Die Geheimnisse sind notwendig.«
    Lily erwiderte nichts. Es machte keinen Sinn, mit ihm darüber zu streiten. Grandpa war derjenige, der sie mit seinen Geheimnissen verletzt hatte. Sie kamen am 40th Reunion Tent vorbei, dem Festzelt jener Ehemaligen, die ihr 40-jähriges Jubiläum feierten. Aus dem umzäunten Bereich drang Musik zu ihnen herüber. Es roch nach frisch gegrillten Cheeseburgern, vermischt mit dem allgegenwärtigen Bierduft. Lily sah in Orange gekleidete Alumni mit ihren Familien. Alle waren in lebhafte Gespräche vertieft, lachten, aßen. Niemand hier schien auch nur im Geringsten darüber beunruhigt zu sein, dass auf der anderen Seite des Campus gerade eine Schlacht gegen fantastische Wesen tobte. »Wie haltet ihr das bloß alles vor denen geheim?«, wollte sie wissen.
    »Du wärst überrascht, was man alles verbergen kann, wenn man über die nötigen Mittel verfügt«, erwiderte Jake nicht ohne Stolz. »Wir werden schon seit Generationen darin ausgebildet, wie man dieses Geheimnis hütet. Sieh mal, da vorn.«
    Er streckte den Arm aus.
    Autos der Campuspolizei und Baufahrzeuge blockierten eine kleinere Straße. Vor einem großen Lebensmittelmarkt standen ein Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug. Absperrkegel und gelbes Flatterband riegelten eine Kreuzung ab.
    »Havarie an der Hauptwasserleitung«, erklärte Jake, während er sich unter dem gelben Band hindurchduckte und es dann hochhielt, damit Lily ihm folgen konnte.
    »Aha? Eine Folge des Angriffs?«
    Er schüttelte den Kopf. »Für den Fall, dass ein Feeder gesichtet wird, haben wir eine Sondervereinbarung mit der Campuspolizei. Zivilisten werden umgehend evakuiert, und die Leute vom Sicherheitsdienst sorgen dafür, dass sie sich an das Richtige »erinnern«, indem sie ihnen eine plausiblere Erklärung liefern und, falls nötig, auch entsprechende ›Beweise‹. Dann wird der betroffene Bereich abgesperrt. In diesem Fall

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