Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
es fiel mir nicht mehr ein.
»Wach auf Fleming.«
Ich war schon wach, leider.
»Sieh mich an.«
Nein, spring du doch in den Teich. Um uns herum war ein großer Teich, und das kam mir wahnsinnig komisch vor. Lachen tat weh. Spar es dir für später auf und lache dann, wenn es ein Später gibt. Was war in dem Whiskey?
»Fleming, sieh mich an, oder ich schneide dir die Lider ab.«
Das ließ mich aufmerken, aber ich sah nicht ihn an, sondern das schmale Messer in seiner Hand. Ja, es war schon möglich, dass sie mir noch mehr weh tun konnten. Der Blick in seinen Augen, diesen dunklen Frauenaugen, versprach es mir. Mit leichter Hand und so sicher wie ein Chirurg fuhr er mit der Klinge über meinen Handrücken. Aus dem Schnitt trat Blut hervor. Ja, er konnte mir weh tun.
»Fleming, du musst mit uns reden, du musst uns sagen, wo sie ist. Glaube mir, wir haben es bisher nur leicht angehen lassen. Bisher hast du nur böse Prellungen und blaue Flecke, und die heilen wieder. Wenn du nicht redest, wird es schlimmer, und dann werden wir in dir ein paar Dinge kaputtmachen. Du könntest innerlich verbluten. Sag uns, wo die Liste ist, und ich schwöre beim Grab meiner Mutter, ich schwöre, dass wir dich laufen lassen.«
Beinahe glaubte ich ihm. Rede und stirb, oder rede nicht und stirb trotzdem. Verdammt wollte ich sein, wenn ich ihm auch nur die Uhrzeit sagte. Sie würden mich nicht töten, nur dann, wenn ich es ihnen sagte, und die Befriedigung wollte ich ihnen nicht geben. Dämlich, hatte Paco gesagt. Jawohl, und stur obendrein.
»Fleming, hast du gehört? Verstehst du mich?«
Ich nickte oder versuchte es wenigstens. Mein Kopf fiel nach vorne, und ich konnte nur noch meinen Schoß sehen. Er drückte ihn zurück, und ich sah zur Decke, die sich jedes Mal bewegte, wenn ich blinzelte. Irgendetwas rutschte mir die Kehle hinunter. Ich würgte und hustete.
Kurz darauf begann mein Herz zu rasen. Ich war etwas munterer. Fred hielt mir seine Hand vor die Augen.
»Siehst du den hier?«, fragte er.
Jawoll. Ein Schlagring. Er ließ mich einen langen Blick darauf werfen.
»Mr. Morelli sagte, ich brauche mich nicht mehr zurückzuhalten.«
Ich roch den Rauch einer neuen Zigarre. »Rede, Fleming.«
Nein. Ich bin zu stur ...
»Fleming.«
Nein.
»Fred.«
Oh, Gott.
Er schlug mich zweimal, und wir spürten beide, wie die Rippe nachgab. Ich hörte jemanden schrill aufwimmern und verlor das Bewusstsein.
Als ich erwachte, war es wieder Tag. Ich lag am Boden, mir war heiß, und ich erschauerte. Mein ganzer Körper war ein einziger Schmerz, als ob meine Knochen für den Körper zu groß seien und hervorbrechen wollten. Fred sah mich an. In seiner Miene war so viel Mitgefühl zu sehen wie auf einer Betonwand.
»Was?«, fragte er und beugte sich herunter. Offenbar hatte ich etwas gesagt. Ich versuchte mich zu erinnern.
»Muss pinkeln.«
»Sag mir, wo die Liste ist, dann helfe ich dir.«
»Ich ... kann die Toilette ... oder den Fußboden benutzen ... willst du noch mal aufwischen?«
Das wollte er nicht. Schließlich musste er einen Behälter suchen, den er mir an den Fenstersitz brachte. Als er versuchte, mich aufzurichten, war es unerträglich. Ich lag hilflos da und sah zu, wie es in eine Blechdose tröpfelte. Es kam nicht viel, und es war dunkel von Blut. Mir wurde wieder übel, und ich war nur froh, dass ich nichts mehr im Magen hatte.
Er ging fort und sagte ihnen, dass ich wach sei. Irgendwie hielten sie mich wach, Stunden oder Tage verstrichen. Als das Fieber einsetzte, verlor ich den Faden. Morelli gab mir etwas Aspirin und ließ die anderen Pause machen. Mein Kumpel.
Jedes Mal, wenn ich Atem schöpfte, erinnerte mich die gebrochene Rippe an ihr Vorhandensein. Ab und zu dachte ich sogar an Flucht, aber wenn wir krank sind, träumen wir eben.
Soweit ich es mitbekam, bewölkte sich der Tageshimmel. Jemand sagte etwas Besorgtes über einen Sturm, aber niemand machte Anstalten, wieder an Land zu gehen. Nur Fred wollte nach Hause, ob bei Sturm oder Flaute. Ich hörte etwas Unheilverkündendes über einen letzten Versuch.
Man fesselte mich wieder an den Stuhl. Die drei sahen ziemlich zerknautscht aus, aber wenigstens hatten sie Wasser und Seife. Ich konnte mir vorstellen, wie ich aussah mit meinen dicken Bartstoppeln und ohne etwas zu essen während der letzten Tage, aber das war mir egal.
Morelli hielt seine kleine Rede, er musste sie mehrere Male wiederholen, bis ich sie verstand. Ich wollte nur, dass er die verdammte
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