Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
Sache gleich am nächsten Morgen zu erledigen. Ich sagte ihm, dass er mir abends die Quittungen bringen solle, dann gäbe es noch mal etwas Knete.
Im oberen Stockwerk war mein Zimmer vom Badewasser leicht zugedampft; also machte ich das Fenster auf und schaltete den Ventilator ein, den die gewitzte Hotelleitung am Tisch festgeschraubt hatte. Er verrührte die Luft und wehte mir angenehm über die Haut, als ich mich auszog.
Mittlerweile war die Quetschung fast verschwunden, und die Narbe über meinem Herzen war kaum noch zu sehen. Mein Körper machte aus dem frischen Blut, das ich mir zu Gemüte geführt hatte, das Beste.
Bevor ich hinein stieg, beäugte ich argwöhnisch die Wanne. Sie bereitete mir kurzes Unbehagen, und ich verzog das Gesicht. Ich musste mir doch wirklich nur um frei fließendes Wasser Sorgen machen. Als ich hinein stieg und mich einseifte, geschah natürlich nichts. Ich hatte bloß das Gefühl, dass etwas passieren sollte. Ich lehnte mich zurück und dachte an das Seeufer ... vielleicht fiel mir mit dem Wasser um mich herum wieder etwas ein ... die Sterne waren so hell gewesen, und der See erstreckte sich in die Unendlichkeit … silbern und schwarz. Vor dem friedlichen Strand hatte erdrückende Finsternis geherrscht ... ein schlimmer Druck, der von allen Seiten auf mich eindrang, ein Gewicht, das mich hinabzerrte ... der erstickende Druck wurde immer schlimmer –
Ich lag rücklings mit einer Menge Wasser auf dem Fußboden. Der Druck war verschwunden, aber meine linke Hand zuckte, als ob elektrische Ströme sie durchführen. Ich zitterte unkontrolliert. Das dauerte noch einen Moment und ängstigte mich fast zu Tode; dann hörte es plötzlich auf.
Wenn das meine Reaktion darauf war, war ich mir nicht mehr so sicher, dass ich mich an meinen Tod erinnern wollte. Ich zog mich an, versuchte den Zwischenfall mit flatternden Nerven zu verdrängen, und schwor, mich nie wieder in der Badewanne auszuruhen.
Mitternacht war schon vorbei, als ich in die feuchte Luft hinaustrat und mich nach rechts wandte. Die Adresse, die ich aufsuchen wollte, hatte im Telefonbuch gestanden, und laut Stadtplan lag sie auf der gleichen Seite des Chicago River wie mein Hotel. Nachdem ich mich die letzten zwei Nächte in einem Schrankkoffer zusammengerollt hatte, war mir nach einem langen Spaziergang. Dabei sparte ich wenigstens das Taxigeld.
Vierzig Minuten später erreichte ich das Lagerhaus der International Freshwater Transport, Inc. Es stand kein dunkelgrüner Ford auf der Straße, und ich wusste nicht, ob ich nun erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
Die Vordertür bestand aus Stahl und machte einen ernüchternden Eindruck. Ich versuchte durch das Metall zu sickern, stellte jedoch fest, dass es dichter war als Hausziegel oder mein Schrankkoffer. Ich kam nicht durch, bis ich durch die schmale Lücke zwischen Schwelle und Tür hindurch glitt. Ich fühlte mich wie der Sand, der durch das schmale Stück einer Eieruhr rieselt.
Im Etat dieses Ladens war für Bequemlichkeiten nichts vorgesehen. Das Empfangsbüro bestand aus einem kleinen Raum, der vom Lagerhaus durch einen Bretterverschlag abgetrennt war. Ein eiserner Schreibtisch stand darin, außerdem ein paar durchgesessene Stühle und zwei Aktenschränke, die verdächtigerweise unverschlossen waren. Der Papierkram in den Schränken war Routinezeug und daher für mich nutzlos.
Der Schreibtisch wies eine viel versprechend verschlossene Schublade auf, die ich mit Hilfe eines Brieföffners knackte. Zwei Geschäftsbücher vom vorigen und vom jetzigen Jahr und ein halbvoller Whiskey-Flachmann lagen darin. Bei Durchsicht der Bücher erwies sich, dass die Schublade wegen des Whiskeys abgeschlossen worden war. IFT Inc. war genau das, was man dem Namen schon entnehmen konnte: Lieferungen trafen ein, wurden im Lagerhaus verwahrt und dann an ihre Bestimmungsorte weitergeleitet. Der Großteil des Verkehrs fand zwischen den Staaten und Kanada statt, daher das »International« in der Firmenbezeichnung. Machte sich wohl gut auf dem Briefkopf. Vielleicht hatte Sanderson seinen Wagen gestohlen; in diesem Fall verschwendete ich hier meine Zeit.
Ich blätterte einige Papiere auf der Schreibtischplatte durch. Nichts. Die Schreibtischunterlage war ein riesiger Kalender, der die letzte Woche des Monats anzeigte und mit alten Kritzeleien und rätselhaften Notizen übersät war. Der erste Montag war rot eingekreist, und eine Anmerkung war unterstrichen. Irgendetwas Nasses hatte die
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