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Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Titel: Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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verstand ich es, als wir entdeckten, dass er im Schlaf gestorben war. Ich war der einzige, der bei seiner Beerdigung nicht weinte.
    Wie unter einem Zwang musste ich an meine eigene Verwandlung denken. »Was würdest du jetzt von mir denken, Großpapa?«, sagte ich leise zu dem Stein. Ich konnte fast spüren, wie die großen schweren Knochen in ihrer Holzkiste lagen und geduldig auf die Wiederauferstehung warteten.
    Ich warf die abgebrochene Schaufel wieder in die Scheune und stapfte den Feldweg hinab. Die beiden Dreißigpfundsäcke schwangen leicht in meinen Händen.
    Die Rückfahrt nach Chicago war langweilig, aber mit der Erde bei mir in meinem Koffer leichter durchzustehen. Ich war ausgeruht, kam mit dem Auflösungstrick mittlerweile besser zurecht und verbrachte den größten Teil der Fahrt auf meinem Gepäck sitzend mit dem Schmökern eines Groschenheftes. Flussübergänge konnte ich nahezu ignorieren, und als der Tag anbrach, vermochte ich tatsächlich zu schlafen – oder wie auch immer man das nennen wollte. Ich hatte keine Albträume mehr. Die Nähe der Erde stumpfte sogar den nächtlichen Hunger zu einem leichten Ziehen ab.
    Ich brauchte eine gute halbe Stunde, um an meinen Schrankkoffer heranzukommen. Der Chicagoer Bahnhof war genauso überfüllt wie bei meiner Abreise. Die Spur, der ich zu folgen hatte, war mittlerweile eine gute Woche alt, aber ich hatte schon eine Idee, wie ich die Sache anpacken wollte.
    Mühsam wurde der Schrankkoffer in einem Taxi verstaut, und der Wagen brachte mich zu einem kleinen Hotel, das laut dem Fahrer in Spaziernähe zu den Schlachthöfen lag. Es war in einer etwas höheren Klasse als die verlauste Bude, in der ich zuletzt gewohnt hatte. Für zehn Dollar pro Woche bekam ich dickere Vorhänge, einen funktionierenden Ventilator, ein Radio und ein Bad für mich alleine. Die Nähe zu den Höfen mochte sich vielleicht auf den Preis und die Komfortextras auswirken.
    Ohne auszupacken oder auch nur den Schlüssel abzugeben, verließ ich das Hotel, um ein Abendessen einzunehmen. Mein Besuch verlief diesmal etwas diskreter; ich kannte die Gegend besser und vertraute darauf, dass mich mein Verschwindibus-Trick vor Schwierigkeiten bewahrte. Ich musste etwas üben, um die Sache richtig hinzukriegen, aber ich lernte schnell. Ich hatte als Kind viel länger gebraucht, um rauszukriegen, wie man mit den Ohren wackelt.
    Auf dem Rückweg machte ich an einem Zeitungsstand halt und kaufte ein paar Lokalblätter sowie eine Ausgabe der Zeitung, für die ich in New York gearbeitet hatte, und eine Straßenkarte. Der Verkäufer wies mir den Weg zur nächsten Western Union-Filiale. Sie hatten noch geöffnet, und zwei rotwangige junge Angestellte kümmerten sich um mich. Ich füllte ein Telegramm an meine Eltern aus, in dem stand, dass ich in der Stadt der Winde angekommen sei und einen fabelhaften Job in einer Werbeagentur gefunden habe, und man habe mir Geld für eine Werbeidee angezahlt. Mit der Nachricht gab ich gleich fünfundzwanzig Dollar auf. Seit dem Börsenkrach, dem »Schwarzen Freitag«, hatten sie es schwer gehabt, und es war kaum ein Zahltag verstrichen, an denen ich ihnen nicht fünf Dollar oder so zugeschickt hätte, aber dieses Mal war der Betrag auffällig hoch. Vielleicht wären sie auf die Idee gekommen, dass ich eine Bank ausgeraubt hatte, womit sie nicht allzu sehr daneben gelegen hätten. Aber die Wahrheit konnte ich ihnen wohl kaum sagen.
    Ich kehrte wieder in das Hotel zurück. Während die Wanne voll lief, überflog ich die Schlagzeilen und die Zeitungscomics. Ich schrieb mir die Preise für die Privatanzeigen heraus. Auf das Briefpapier des Hotels schrieb ich in Blockbuchstaben die sieben Worte, aus denen meine übliche Nachricht bestand, drehte dann die Wasserhähne zu und ging nach unten.
    Der Laden hatte sogar einen Pagen auf Schicht. Er saß in einer Nische auf einem nach hinten gekippelten Hocker, machte weitere Dellen in den Fußboden und las in einem Comicheft. Ich fragte ihn, ob er gerne vier Eier verdienen wolle. Er legte das Heft beiseite. Wir brauchten etwas Zeit, um uns zu verständigen. Normalerweise verschaffte er den interessierten Gästen entweder weibliche Gesellschaft oder eine Flasche Fusel oder auch beides, und im Augenblick konnte ich weder das eine noch das andere gebrauchen. Ich gab ihm die vier Eier und genug Geld, um meine Nachricht in all den Zeitungen erscheinen zu lassen, die ich gekauft hatte. Sie würde zwei Wochen lang laufen. Er versprach, die

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