Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
das war durch die anderen Spieler und die natürliche Kartenverteilung unmöglich, aber mein Vorteil reichte aus, dass ich mehr gewann als verlor. Eine Stunde später verließ ich den Tisch, um tausend Dollar reicher und aufgeregt über die Aussicht auf eine neue Lebensaufgabe.
Ich kreiste wieder durch den Raum, sah mir die neuen Gesichter an und musterte die Gimpel an den Roulettetischen und den Slotmaschinen. Eine Kundin an den Maschinen war Bobbi, die Sängerin. Aus der Nähe sah sie genauso gut, wenn nicht noch besser aus als aus fünfzig Fuß Entfernung auf der Bühne. Über den bloßen Schultern trug sie jetzt ein mit Pailletten besticktes schwarzes Tuch. Wahrscheinlich sollte es ihrem Bühnenkostüm einen Hauch von Sittsamkeit verleihen, aber da der schwarze Stoff nahezu durchsichtig war, hatte es eher die entgegengesetzte Wirkung.
Sie warf eine Münze in den Schlitz und riss den Hebel mit genau dem richtigen Kraftaufwand herunter, der auf lange Übung hindeutete. Vor ihr erschienen eine Kirsche und zwei Zitronen. Ihre Miene zeigte keine Enttäuschung. Ihre Bewegungen waren automatisch: Münze einwerfen, Hebel ziehen, warten, Münze einwerfen ... Es hypnotisierte mich. Sie gewann einen kleinen Pott, tat das Geld zu dem Haufen vor sich und fing wieder von vorne an. Ich fragte mich, ob sie doch eher zu denen gehörte, die das Spiel liebten, anstatt spielerisch zu lieben.
Sie bemerkte mich aus dem Augenwinkel heraus. Na prima, das erste Gefühl, das ich in ihr erregte, war Gereiztheit. »Die Bühnenshow ist nebenan, Sportsfreund.«
»Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass ich Sie belästige.«
»Sie sollten anderen Leuten nicht über die Schulter sehen.«
Ich verlagerte mich in ihr vorderes Sichtfeld und drehte mich etwas zur Seite, um den Raum im Blick zu behalten. Ich klopfte eine Zigarette hervor und bot sie ihr an.
»Die machen die Stimme kaputt und die Zähne gelb«, beschied sie mir und zog den Hebel mit deutlich mehr Kraft herunter. Ich steckte meine Hilfsmittel unangezündet zurück und lud sie zu einem Drink ein.
»Nein danke, und bevor Sie fragen, warum ich hier bin: Ich versorge meine gelähmte Mutter auf dem Lande.«
Wenigstens redete sie mit mir. Sie sagte nichts, was ich hören wollte, aber sie sprach immerhin. Ich sah ihr weiter zu, wie sie die Maschine bediente. In ihren automatischen Bewegungen lag mehr Kraft als Anmut, aber die Aussicht war faszinierend.
»Kennen Sie Slick Morelli?«, fragte ich.
Sie behielt ihren Rhythmus bei, aber ihre Augenlieder zuckten. »Kennt den nicht jeder?«
»Wo ist er?«
»Irgendwo hier.«
»Können Sie ihn mir zeigen?«
»Halten Sie mich für die Party-Hostess oder so? Sprechen Sie mit einem von den Jungens da drüben.« Sie ruckte mit dem Kopf in Richtung der Tür. Die Bewegung löste eine Haarsträhne. Sie hielt lange genug inne, um sie mit den Fingerspitzen zurückzuschieben, und nutzte die Geste, um mich anzusehen, bevor sie sich wieder der Maschine zuwandte. Ich versuchte mein Lächeln auf neutraler und harmloser Ebene beizubehalten.
»Ich hörte, dass seine Jacht zum Verkauf steht«, wagte ich mich vor. »Die Elvira.«
Sie lachte. Wieder eine Münze, runter mit dem Hebel. Ich sah nicht, was in den Fenstern erschien. Sie warf eine weitere Münze ein.
»Warum auch nicht? Schließlich braucht er das Geld.«
Diesmal blieb der Hebel oben. Ihr Blick richtete sich auf mich. Ich hatte blaue Augen erwartet, aber sie waren haselnussbraun. Sie musterte mein Gesicht, versuchte mich in eine Schublade zu stecken und kam schließlich zu einer, deren Aufschrift keine Empfehlung war. »Was wollen Sie?«, fragte sie müde.
»Eine Bekanntschaft mit Slick?«
Sie fragte beinahe warum, überlegte es sich jedoch anders. »Reden Sie mit einem von den Jungens.«
»Die sind nicht so hübsch. Mein Name ist Gerald Fleming ... Ich denke, Slick möchte mit mir über meinen Bruder Jack reden.«
Die Namen sagten ihr nichts, was mich erleichterte.
»Jack traf vor zwei Wochen mit ihm zusammen; sie waren an Bord der Elvira.«
Ihr Herzschlag beschleunigte sich plötzlich, aber sie verzog keine Miene.
»Er hat etwa die gleiche Figur wie ich und sieht mir ziemlich ähnlich, aber er ist Mitte Dreißig.«
Nichts Neues. Sie reagierte immer noch auf die Erwähnung der Yacht.
»Frank Paco und ein Kerl namens Sanderson waren auch dort. Fred ist mittlerweile tot, und Paco ist unterwegs in eine Klapsmühle ...«
Bei diesen Namen wurde sie weiß, versuchte es aber mit so etwas
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