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Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Titel: Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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trocknete. Behutsam zog ich das Hemd an und legte mein Kinn in Falten, um mir die Brust genauer anzusehen. Ein Großteil davon wirkte blutüberströmt; tatsächlich handelte es sich um ein sehr echt wirkendes Theaterhilfsmittel, das Escott selbst entwickelt hatte.
    »Echtes Blut«, sagte er und reinigte seinen Pinsel, »trocknet ärgerlicherweise ein, ist klebrig und wird irgendwann braun, aber dieses Zeug bleibt erfreulich frisch. Leider kann man es nicht auswaschen, aber in diesem Fall spielt das kaum eine Rolle.«
    »Nöö, je blutiger, desto besser«, nickte ich. Es war ein gutes Gefühl, mal etwas Konstruktives und sogar Verbotenes zu tun. Ich fühlte mich wie ein Collegebube, der einen Streich ausheckt.
    Ich hatte wieder eine gute Farbe angenommen, doch Escott klappte seinen Schminkkasten auf und fegte sie mir vom Gesicht, malte mir Ringe unter die Augen und ließ meine Wangen einfallen.
    »Wenigstens hat Ihr Gesicht für das hier den richtigen Knochenaufbau. Nichts ist für mich ermüdender, als ein volles Gesicht schmal zu machen.«
    »Damit hatte ich noch nie ein Problem.« Ich bin schon immer eher mager gewesen. »Haben Sie das alles beim Theater gelernt?«
    »Ja, in Kanada. Ich ging drei Jahre lang bei dem Schminkmeister einer Shakespeare-Kompanie in die Lehre. Ich kümmerte mich außerdem um die Ausstattung, bemalte Hintergründe, konstruierte Kulissen und, wie sie bereits wissen, spielte die eine oder andere Rolle. Charakterrollen liegen mir besonders. Der Wahrsager in Julius Caesar war eine meiner besten Rollen, wenngleich nicht die wirksamste, wenn man bedenkt, dass Caesar nicht auf mich hörte.«
    »Haben Sie auch ein paar Warnungen für mich?«
    »Mein Lieber, ich sollte Mr. Morelli in aller Fairness anrufen und ihn warnen. Er hat eine schwere Nacht vor sich. So, Sie sehen nicht ganz so schlimm aus wie Banquos Geist, aber das reicht schon. Schließlich streben wir eine subtile Wirkung an.« Er gab mir den Schlüssel für seinen Wagen.
    »Aber ich kann doch nicht ...«
    »Ich bestehe darauf. Zumindest für heute Nacht, damit Sie nicht unnötig auf ein Taxi warten müssen. Sie können mich zu Hause absetzen und von dort aus zum Club weiterfahren.«
    Es ergab Sinn, und ich war ihm für die Leihgabe wirklich sehr dankbar. Wie er auch ganz richtig feststellte, bekam ich vielleicht in meiner gegenwärtigen Aufmachung ein Problem, einen Taxifahrer davon zu überzeugen, mich als Fahrgast zu akzeptieren.
    »Hören Sie, Sie müssen schon ziemlich müde sein ...«
    »Unsinn, es ist Untätigkeit, die mich auslaugt.«
    »Nun ja, ich dachte, wenn Sie sich morgen wohl genug fühlen, könnten Sie sich vielleicht für mich nach einem Wagen umsehen.«
    »Das sollte kein Problem sein. Ein Freund von mir ist in der Branche tätig. Neu oder gebraucht?«
    Ich gab ihm genug Geld für einen guten Gebrauchtwagen. Die Marke war mir egal, solange er dunkel lackiert und unauffällig war. Ich fuhr ihn bis zur Tür seines Hauses und versprach, ihm morgen alles ganz genau zu berichten, dann wendete ich den großen Nash gen Norden und fuhr zum Nightcrawler.
    Ich parkte den Wagen einen Block entfernt und außer Sicht vom Club, schloss ihn sorgfältig ab, setzte mich über die düstere Straße in Bewegung und versuchte trotz meines ›blutüberströmten‹ Smokings einen unauffälligen Eindruck zu machen. Es war feucht und still. Die harten Absätze meiner Abendschuhe machten einen höllischen Lärm auf dem Bürgersteig, zumindest für meine Ohren. Ich schlug einen weiten Kreis, um den Haupteingang zu vermeiden, schlüpfte in die Gasse, fand sie leer vor und schlich auf Zehenspitzen die Betontreppe hinauf, um an der Küchentür zu lauschen. Drinnen war eine Menge los, aber ich glitt trotzdem hinein und ertastete mir meinen unsichtbaren Weg in die allgemeine Richtung der Achtundzwanzig-Schritte-Diele. Mit der Augenbinde hatte man mir in der vorigen Nacht einen Gefallen getan, denn das hatte sehr der Fortbewegungsart geähnelt, derer ich mich jetzt bediente. Ich fühlte mich bis zu der Treppe vor, schwebte hinauf und verfestigte mich am oberen Absatz zur Hälfte, um mich umzusehen.
    Die obere Diele entsprach der im Erdgeschoss, verlief jedoch über die ganze Länge des Gebäudes. Zu meiner Linken auf der anderen Seite des Ganges befand sich eine Tür, hinter der sehr wohl Morellis Büro liegen mochte. Über den restlichen Gang verteilten sich in regelmäßigen Abständen weitere Türen. Einige standen offen, und aus den Zimmern drang

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