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Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Titel: Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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Das Zeug verbreitete eine wundervolle Wärme in meinem Körper, wie ein guter Schluck von weichem Whiskey, aber ohne die trunkenen Nebenwirkungen. Ich nahm die Brille ab und überprüfte meine Augen. Das Sprühen der violetten Wunderkerzen ließ nach, ich konnte Escotts Umriss über dem Zaun erkennen und flankte hinüber.
    »Ich glaube, ich bin wieder okay.«
    »Ihre Augen ...«
    »Sie werden schon wieder besser.«
    »Sie sind ...«
    »Was?«
    »Nichts. Ich bin froh ... können wir gehen?«
    Ganz offensichtlich hatte Escott nichts für Kühe übrig. Ohne Weitere Zwischenfälle erreichten wir unseren Wagen und kratzten uns die Schuhe ab. Die Dinge hatten sich so weit verbessert, dass ich wieder fahren konnte, aber Escott war müder als er zugab und schwieg während der Fahrt. Das war mir recht, denn ich hatte nachzudenken. Meine erste wache Stunde war zu sehr mit dem Versuch, mich zu erholen, beansprucht gewesen, und meine Tageszeit hatte ich in völligem Vergessen verbracht. Ich konnte mich an keine Träume erinnern, vielleicht träumte ich gar nicht mehr.
    Körperlich ging es mir gut, emotionell war ich wütend. Die Wut war immer noch in mir und bereit, sich gegen Morelli oder gegen mich selbst zu richten. In der letzten Nacht hätte ich den Club jederzeit verlassen können, aber ich war geblieben und hatte mich in der Hoffnung, eine Erinnerung zu erhaschen, ein weiteres Mal durch die Mangel drehen lassen. Von der Demütigung einmal abgesehen, die ich erlitten hatte, als ich einem anderen gestattete, mich zu schlagen, obwohl ich zurückschlagen konnte, war ich eigentlich nicht verletzt. Seltsamerweise empfand ich keinen Groll gegen Gordy; das Verhalten des Mannes war während der ganzen Angelegenheit so vollkommen neutral gewesen, dass ich von ihm nur als von einem Werkzeug in Morellis Hand dachte. Außerdem hatte ich die blutige Verwüstung von Sandersons Gesicht vor mir gesehen. Das hatte mich zurückgehalten, das und die Tatsache, dass ich meine übernatürlichen Trümpfe vor ihnen nicht hatte ausspielen wollen.
    Ich kannte mal einen Jungen in der Army, dem man die rechte Hand glatt abgeschossen hatte. Jahre später sah ich ihn wieder. Über seiner künstlichen Hand trug er einen Handschuh. Er hatte sich angewöhnt, sie in die Tasche zu stecken und so zu tun, als sei sie gar nicht da, und jedes Mal, wenn ich ihn ansah, starrte er mit einem harten Blick zurück, der von mir verlangte, dass ich ebenfalls so tun sollte. In der gleichen Einheit war ein Junge gewesen, der vom Knie abwärts sein Bein verloren hatte. Als ich in New York eine Story für die Zeitung recherchierte, traf ich ihn wieder. Er war der Leiter und Vortänzer einer Polka-Truppe. Auch er ignorierte sein verletztes Glied, aber auf andere Weise.
    Mein Vampirismus war bloß ein bestimmter körperlicher Zustand, ähnlich einem gesundheitlichen Problem. Wenn ich die Regel respektierte, die er mir aufzwang, hatte ich weniger Probleme, und das machte ihn für mein verwirrtes Hirn akzeptabler. Für diese Regeln gab es allerdings durchaus Entschädigungen. Anderenfalls hätte ich mich am Grund des Lake Michigan befunden, vergessen und ungerächt wie wer weiß wie viele andere auch. Ich hatte mich auf umfassendere Weise verändert, als mein Großvater es sich je hätte vorstellen können, aber ich hatte mich dagegen gewehrt. Deswegen hatte ich auch nicht gewollt, dass Escott mir bei meiner Nahrungsaufnahme zusah. Hätten wir unsere Rollen vertauscht, bezweifle ich, dass ihm der Gedanke überhaupt in den Sinn gekommen wäre.
    Meine Wut hatte eine Richtung bekommen.
    Morelli hielt den kleinen Bruder Gerald für tot, und seine Leute waren der gleichen Meinung. Es war eine einzigartige Situation, und ich würde ihre Vorteile ganz bestimmt nutzen.
    »Ich nehme mir Morelli noch einmal vor«, sagte ich.
    Escott nickte. »Ich kann mir keinen Würdigeren für den Einsatz ihrer Talente vorstellen. Haben Sie schon einen Plan erarbeitet?«
    »Ja. Eigentlich haben Sie mich hinten bei den Schlachthöfen darauf gebracht.«
    »Tatsächlich?«
    Ich erläuterte ihm meine Idee. Schmunzelnd erklärte er sich einverstanden und ergänzte sie um ein paar eigene Details. Wir bogen zu seinem Haus ab, holten dort ein paar Sachen ab und suchten dann wieder mein Hotel auf. Während ich ein Bad nahm, nahm er sich meinen durchlöcherten Smoking vor.
    »Ich wünsche mir wirklich, ich könnte sein Gesicht sehen«, sagte er und pustete leicht über das geronnene Blut, damit es besser

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