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Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming

Titel: Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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anderen aus dem Weg und konnte seine Nerven noch ein bisschen weiter abschmirgeln. Er knirschte mit den Zähnen, damit sie nicht klapperten.
    Dann bemerkte er die Karten auf dem Schreibtisch.
    »Wer von euch war das?«, wollte er wissen.
    Alle waren unschuldig und äußerten sich entsprechend. Er verfiel in Schweigen. Wahrscheinlich wälzte er düstere Gedanken über die Bedeutung der obersten Karte. Schließlich scheuchte er alle bis auf Gordy vor die Tür. Der Stuhl wurde ebenfalls entfernt und ein neuer hereingebracht. Er ließ die Tür offen und stellte Gordy im Flur ab, damit er die Treppe im Auge behielt.
    Er rutschte unruhig herum, stand auf, durchquerte das Zimmer, dann ließ er sich angewidert wieder in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen. Mit den Karten wollte er nichts mehr anfangen. Er saß nur da, war hellwach und lauschte. Ich beschloss seinen Erwartungen gerecht zu werden.
    Ich erschien ganz plötzlich auf dem Fußboden in genau der Haltung, in der er mich letzte Nacht tot auf dem Bordstein gesehen hatte.
    Es war eine echte Sensation.
    Er sprang auf und stieß dabei seinen Stuhl so heftig um, dass der Krach Gordy in das Zimmer lockte – um ein winziges Bisschen zu spät, um mich noch zu sehen.
    Diesmal befahl Morelli ihm, im Zimmer zu bleiben.
    Er bestellte neuen Kaffee und zündete sich eine Zigarre an; soweit es mich betraf, war das genau das Richtige für seine Nerven. Ich wartete in aller Ruhe ab. Gordys Vorschlag, eine Runde Pinokel zu spielen, wurde ignoriert. Keiner der beiden Männer gab sich redselig. Kein Wunder.
    Der Kaffee kam und ging. Morelli stand auf und sagte, er sei in einer Minute wieder da. Nach der ganzen Flüssigkeit und den Kälteschauern wusste ich, wohin er wollte.
    Er ging in das große gekachelte Bad in seinen eigenen Räumlichkeiten. Während er weg war, schickte ich Gordy sanft schlafen und schaltete das Licht im Büro aus. Ich schaute nach, ob niemand auf dem Flur war, schaltete das Licht aus und wartete, bis Morelli herauskam. Als es so weit war, wurde ihm wieder sehr kalt. Zögernd blieb er im Lichtkegel aus seinem Schlafzimmer stehen und traute sich nicht auf den dunklen Flur.
    »Gordy?« Seine Stimme klang unnatürlich und nicht sehr laut. Er musste ihn noch ein paar Mal rufen, ehe Gordy reagierte. Im Büro ging das Licht an.
    »Ja doch ... Slick? Warum ist das Licht aus?«
    »Wieso zum Teufel sitzt du im Dunkeln?«
    »Ich weiß nicht, ich sah auf, und alle Lichter waren aus.«
    »Hast du sie ausgeschaltet?«
    »Nein, Boss!« Er klang beleidigt. »Vielleicht spielt uns einer von den Jungs Streiche.«
    »Dann geh und sag ihnen, dass das nicht komisch ist.«
    »Sicher. Jetzt?«
    »Ja, jetzt!«
    Gordy zog ab, steckte den Kopf in die anderen besetzten Zimmer rein und redete mit den Jungs. Morellis Zähne klapperten vor Kälte, also gönnte ich ihm eine Pause und schwebte ihm in sein Büro voraus. Er zog eine Schublade auf und holte etwas hervor, das er mit einem dumpfen Klacken auf den Schreibtisch legte. Nicht schwer zu erraten, worum es sich handelte. Nun, wenn er sich damit sicherer fühlte, in Ordnung. Das Gefühl musste ich bloß untergraben.
    Ich erschien halb durchsichtig mit ausgestreckten Armen vor ihm. Er erbleichte, riss die Waffe in die Höhe – es war ein 38er Polizeimodell – und feuerte alle sechs Kammern auf mich ab. In einem Halbzustand spürte ich die Kugeln nur durch mich kitzeln. Ein Gefühl, aber keine Schmerzen. Dennoch zuckte ich zurück, als sei ich getroffen, und verschwand. Das Zimmer hing voller Rauch, als seine Männer hereinstürmten, um auf irgendetwas zu ballern, und alle stellten Fragen, sogar der wortkarge Gordy. Morelli verweigerte wahrheitsgemäße Antworten und sagte nur, dass die Waffe aus Versehen losgegangen sei.
    »Sechsmal?«
    Für einen Gangster war er ein lausiger Lügner. »Haltet verdammt noch mal die Klappe und schert euch raus!«
    Sie scherten sich raus.
    Bis vier Uhr morgens blieb ich in der Nähe. Bis dahin waren Club und Casino schon lange zu, und das abgezählte Geld war hinter dem Bootsgemälde verschlossen. Bevor er den Safe öffnete, hatte Morelli einen Knopf unter dem Schreibtisch gedrückt, durch den vermutlich die Alarmanlage ausgeschaltet wurde. Als er das Kombinationsschloss aufdrehte, befand sich außer ihm – und mir – niemand im Büro. Niemand konnte sehen, wie ich ihm über die Schulter linste und mir die Nummern merkte.
    Nachdem er auf mich geschossen hatte, fühlte er sich besser, und ich hatte

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