Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
leer.«
Sie wollte kein Mitleid, und etwas Hartes war in ihrer Stimme zu hören. »Das weiß ich.«
»Musst du ihn benutzen? Was willst du?«
»Ich habe es bereits. Ich bin die Hauptsängerin in einem erstklassigen Nachtclub, und einmal pro Woche gehe ich in einem lokalen Radiosender auf Sendung. Slick sorgt dafür, dass ich die richtigen Leute treffe, und ich halte ihn bei Laune. Wenn er mich satt hat, werde ich mit diesen Verbindungen weiter im Geschäft aufsteigen.«
»Aber bist du glücklich?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Und deswegen hast du neulich Nacht so grimmig am Automaten gespielt?«
»Das war bloß aus Langeweile. Manchmal wird es selbst hier langweilig. Mir gefallen nicht alle Leute, und ich bin es leid, angestarrt zu werden, Aber Slick sieht es gerne, wenn ich mich unters Volk mische. Es gefällt ihm, mich vorzuzeigen.«
»Aber er mag es nicht, wenn du dich zu sehr anfreundest.«
»Zumindest nicht mit den falschen Leuten. Aber manchmal ist es gut, wirklich gut, wenn ich auf der Bühne stehe und der Scheinwerfer mich anstrahlt und die Musik erklingt – das ist es, was ich wirklich will. Dann fühle ich mich so lebendig, und es ist mir egal, was ich tun muss, solange ich dort singen kann.«
»Er betreibt ein gefährliches Geschäft. Was würdest du tun, wenn Slick etwas zustieße?«
»Es gibt immer andere von seiner Sorte, und er ist gar nicht so übel. Mein erster Freund hat mich geschlagen. Slick ist gerne grob, aber wenigstens schlägt er mich nicht. Dann ist da noch der Mitbesitzer des Clubs« – sie erstarrte – »aber zu ihm würde ich nie gehen.«
»Wer ist es?«
»Hat Slick dir das nicht gesagt? Dieser fette Pokerspieler, Lucky Lebredo.«
»Wie farbig.«
»Bleib ihm bloß aus dem Weg. Slick kann gemein werden, aber Lucky ist noch schlimmer, und er ist viel klüger. Er ist wie eine dicke Spinne, behält immer alles im Auge.«
»Behält er dich im Auge?«
»Was glaubst du denn? Er hat mich nicht angerührt, und ich habe nicht vor, ihm dafür die Gelegenheit zu geben. Ich glaube, er und Slick haben eine Absprache getroffen, was mich angeht.«
»Nette Burschen.«
»Das kannst du wohl sagen.«
»Haben sie auch eine Absprache, was Gordy angeht – für wen er wirklich arbeitet?«
»Slick weiß nichts davon, und ich sollte eigentlich auch nichts wissen, aber manchmal kriegt man das eine oder andere mit.«
»Zum Beispiel?«
»Ich hatte nur die letzten paar Sätze gehört, aber Gordy und Lebredo hatten einen Streit oder etwas ziemlich Ähnliches. Lebredo fragte ihn, ob er sich so widerspenstig verhalten wolle, wie Mister Huberman es getan hatte, und dann machte Gordy einen Rückzieher, und ich habe noch nie erlebt, dass er das jemals getan hat. Nicht einmal Slick überschreitet bei Gordy die Grenze.«
Ich erinnerte mich an den Huberman-Skandal; er war die Art Neun-Tage-Wunder gewesen, von der die Redakteure der Klatschpresse feuchte Träume kriegen. Jemand hatte sie vorsorglich mit besonders hübschen Beweisen über Hubermans Romanze mit einer fabelhaft aussehenden Blondine versorgt, bei der es sich nicht um seine Frau handelte. Das war eigentlich nichts Besonderes, so etwas passierte andauernd, aber eben nicht so häufig bei Mehrheitssenatoren. Der Knaller ereignete sich, als die Allgemeinheit über das wahre Geschlecht der Blondine informiert wurde. Man fand Huberman auf dem Boden seines Büros. Der Lauf der Pistole steckte noch in seinem Mund, und die Rückseite des Schädels fehlte.
»Steht Gordy auf Mädels?«
»Ja, sicher. Ich weiß schon, worauf du hinaus willst, aber das ist es nicht. Lebredo hält ihn mit etwas anderem in Schach.«
»Vielleicht ist es Zeit, dass du diesen Ort hinter dir lässt.«
»Noch nicht, aber bald. Ich gehe, wenn ich dafür bereit bin.«
»Aber ...«
Ihre Augen blitzten. »Spiel dich ja nicht als Beschützer auf, ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Okay, das sehe ich.« Sie hatte recht; es ging mich nichts an.
»Mrs. Smythe hat keine Dummchen aufgezogen.«
»Das bestreite ich nicht.«
Sie nahm mich beim Wort und beruhigte sich. »Erzählst du mir jetzt deine Lebensgeschichte?«
»Nicht heute Nacht.«
Ihre Hand wanderte zu ihrer Kehle. »Aber ich will wissen, warum du das gemacht hast. Ist es deshalb, weil du wirklich anders bist, oder weißt du etwas Neues, von dem ich bisher noch nie gehört habe?«
»Ja«, schmunzelte ich.
»Beides ja? Witzbold.«
»Bin ich doch gar nicht.«
»Worum geht es dann?«
»Kennst du schon den von
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