Jack Fleming 01 - Vampirdetektiv Jack Fleming
dem einbeinigen Jockey?«
»Jaa ...«
»Nun ja, bei mir ist es so ähnlich. Es ist ein bestimmter Zustand ...«
Das scharfe Husten des Schusses war unsere einzige Warnung. Wir waren miteinander beschäftigt gewesen und hatten sein Näherkommen oder das Licht unter der Tür zum Nebenzimmer nicht bemerkt. Nachdem sie ihren Auftritt verpasst hatte, war er vielleicht gekommen, um nach Bobbi zu sehen, und hatte uns reden hören. Eine Sekunde, nachdem die Kugel das Schloss herausriss, trat er die Tür auf und platzte in das Zimmer wie ein Findling, der vom Hügel rollt, oder eben auch wie ein Berg. Es war Gordy, der für seinen Boss den Wachhund spielte.
Im schwachen Licht, das aus Morellis Zimmer drang, erkannte er mich nicht, aber ich war ein Mann an einem Ort, wo er nicht hingehörte, und das reichte ihm als Begründung, Sachen kaputtzuschlagen. Seine Waffe war bereits oben und auf mich gerichtet. Ich hatte gerade eben aufspringen können. Ich rechnete schon halb und halb mit dem Einschlag einer Kugel, aber glücklicherweise hielt er sich zurück und gab keinen weiteren Schuss ab. Bobbis Atem stockte ihr im Hals, aber sie erstickte den Schrei. Im Zimmer war es totenstill bis auf das Quietschen der Scharniere, als die Tür unter dem Schock ihrer plötzlichen Öffnung zurückschwang.
Langsam hob ich die Hände, streckte die Finger, löste den Blick von dem Lauf der Waffe mit dem Schalldämpferaufsatz und starrte Gordy an. Seine gesamte Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet. Gut, er sollte Bobbi ganz und gar ignorieren. Einige Sekunden waren verstrichen, und ich lauschte auf eintreffende Verstärkung, doch es traf keine ein. Ich hatte die Chance, ihn anzuspringen. Trotz der Entfernung zwischen uns war es möglich, aber es bestand auch die große üble Möglichkeit, dass Bobbi eine verirrte Kugel einfing, also fiel das flach.
Schließlich erhob er die Stimme. »Geh da rüber, mein Hübscher.«
Noch besser: Er wollte mich aus dem Zimmer haben. Ich hielt seinem Blick stand und bewegte mich ganz langsam, wobei ich hoffte, dass Bobbi klug genug sei, sich nicht von der Stelle zu rühren. Ich sprach und sah sie nicht an; die Situation war schon wackelig genug, und ich wollte, dass Gordy sich nur auf mich konzentrierte. Für jeden Schritt, den ich vorwärts tat, wich er einen in den Lichtkegel aus Morellis Schlafzimmer zurück. Das war schlecht. Ich wollte es dunkel haben. Ich tat so, als ob ich blinzelte, und behielt die Hände vor dem Gesicht. Das machte es zwar schwieriger, seine Bewegungen zu beobachten, aber mittlerweile war ich durch die Tür getreten, und Bobbi war außerhalb der Schusslinie in Sicherheit.
Er spürte, dass ich etwas vorhatte. Der Lauf der Waffe senkte sich leicht. »Wenn du dich rührst, schieße ich dir die Eier ab.«
Vampir oder nicht – bei einer Drohung dieser Art bleibt jeder Mann stehen.
»Hände vom Gesicht.«
Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste es durchziehen und sehen, was passierte. Ich richtete mich auf, senkte die Hände und sah ihm in die Augen.
Er erkannte mich trotzdem nicht sofort. Nun ja, das letzte Mal, das er mich bewusst gesehen hatte, hatte ich rücklings auf einem Bordstein gelegen, war voll bekleidet und offenbar tot gewesen. Kein Wunder, dass es ihm nur langsam dämmerte.
Die Lider schälten sich von seinen Augen. Ich blieb stocksteif stehen, starrte ihn an und hoffte, dass er so entnervt sei wie ich zuvor. Er machte einen Schritt rücklings zur Tür und ging weiter, bis er auf der Schwelle stand.
»Lauf«, flüsterte ich.
So etwas Ähnliches musste er schon vorgehabt haben. Er zuckte zusammen, drehte sich um und lief mit schweren Schritten über den Flur davon.
Bobbi hörte es. Sie war aus dem Bett gesprungen, starrte an mir vorbei, und auf ihrem Gesicht standen ein paar Dutzend Fragen. Rasch sammelte ich meine verstreuten Klamotten ein.
»Was hast ...«
»Ich kann das jetzt nicht erklären.« Ich gab ihr einen Abschiedskuss und flitzte Gordy hinterher. Er trampelte die Hintertreppe hinunter. Ich zog mir das Hemd über, ohne es zuzuknöpfen und zwängte mich in den Mantel, was im Laufen gar nicht so einfach war, aber ich blieb ihm auf den Fersen. Er kam unten an, machte ein unschlüssiges Gesicht und drehte sich zu einem Blick nach oben um. Ich duckte mich, löste mich auf und glitt ihm hinterher.
Ich wusste nicht, wohin er wollte, also hängte ich mich an seinen Rockzipfel und blieb bei ihm. Er ging durch eine Tür und tauchte in ein Meer aus Lärm;
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