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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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streckte die Hand aus. Um sie zu ergreifen, musste ich meine Arme von Bobbi lösen. Es war kein guter Tausch: Ihre Finger lagen für einen Moment schlaff in meiner Hand und zuckten dann fort, um sich mit ihrer langen Halskette einer besseren Beschäftigung zu widmen. Sie lächelte wieder, trat einen Schritt zurück, drehte sich mit der gleichen Bewegung um und ließ uns stehen.
    Ich hoffte, dass sie außer Hörweite war, und wollte schon etwas sagen, als Bobbi mir zuvor kam.
    »Du musst nichts sagen, ich weiß schon.«
    »Im Club habe ich sie noch nie gesehen.«
    »Slick mochte sie nicht.«
    »Sag bloß.«
    »Sie liefert eine wirklich gute musikalische Begleitung, wenn man erst einmal ihre dramatischen Auftritte verdaut hat. Wir arbeiten gut zusammen, und ich habe die Radiostation dazu gebracht, dass sie zu meinem Auftritt spielen darf.«
    »Sie sagte ›wenn man vom Teufel spricht‹; sollten mir jetzt die Ohren klingeln?«
    »Ein paar von den Mädels fragten sich, mit wem ich gerade ausgehe, und da konnte ich eben nur von dir erzählen. Wegen der Sache mit Slick hält Marza nicht viel von den Männern in meinem Leben, aber sie wird zugänglicher, wenn sie einen erst einmal näher kennen lernt.«
    »Hast du bis dahin einige weniger anspruchsvolle Gäste zu bieten?«
    »Sicher, komm und mach dich mit ihnen bekannt.«
    »Worum geht es hier eigentlich?«
    »Nur eine kleine Party vor der Sendung, hinterher machen wir eine Party nach der Sendung.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so gesellig bist.«
    »Ich auch nicht, aber als ich aus dem Club rauskam, war das wie eine Entlassung aus dem Gefängnis. Jetzt will ich einfach nur feiern.« Sie küsste mich noch einmal, hakte sich bei mir ein und zog mich in das Wohnzimmer, aus dem der Hauptlärm drang.
    Es waren nicht so viele Gäste, wie ich angenommen hatte, aber das machten sie durch ihre Lautstärke wieder wett. Ein halbes Dutzend befand sich in unserer unmittelbaren Nähe inmitten der Dünste diverser Zigaretten- und Parfümmarken, von denen keine zur Luftverbesserung beitrug, also atmete ich nur, wenn ich ein Gespräch führen musste.
    Marza Cherveaux hatte sich vor dem Klavier niedergelassen, wollte aber offensichtlich nicht spielen. Vermutlich wollte sie nur alle anderen davon abhalten. Sie umklammerte einen Drink und starrte mit glasigem Blick auf einen angespannt wirkenden Mann, der neben ihr auf dem Boden kauerte. Er trug eine Brille mit dicken Gläsern, und seine Frisur war an der Seite kurz und hautfarben und oben langhaarig und dunkel. Das sah zu sehr nach einem Toupé aus, um eins zu sein, also musste es sich um seine eigenen Haare handeln. Er machte kleine wedelnde Handbewegungen, als er Marza irgendetwas zu erklären versuchte.
    »Das ist Madison Pruitt«, raunte Bobbi. »Marza hat ihn mitgebracht, weil er allen auf die Nerven fällt.«
    »So sieht er allerdings auch aus. Was macht ihn so entnervend?«
    »Wenn du ihm auch nur den Hauch einer Chance gibst, versucht er dich zum Eintritt in die Kommunistische Partei zu bewegen. Er ist genauso schlimm wie die Zeugen Jehovas.«
    »Du machst Witze, niemand kann so ...« Ich verstummte und starrte auf den Rücken eines Berges in Menschengestalt, der auf dem Sofa saß. »Was macht er denn hier?«
    »Bist du wütend?«
    Ich überlegte. »Eigentlich nein, nur neugierig.«
    Das erleichterte sie. »Er ist mein Freund, Jack. Ich wollte ihn dabei haben. Du musst nicht mit ihm reden, das wird er verstehen.«
    »Das wäre nicht sehr höflich. Außerdem ist die Wohnung nicht sehr groß, und man kann ihm nur schwer ausweichen.«
    »Und du bleibst artig?« Sie klang halb scherzhaft, halb so als meinte sie es ernst. Ich wollte sie gerne küssen, entdeckte nichts, was dagegen sprach, und tat es.
    »Ich bin artig«, gelobte ich und ging zum Sofa.
    Er nahm einen Großteil des vorhandenen Sitzraumes ein, ein riesenhafter Mann mit stahlharten Muskeln unter seinem maßgeschneiderten Abendanzug. Mit seinem kurz geschnittenen Blondhaar und dem grimmigen Mund gehörte er nicht zu der Sorte, die man einlud, um zur Auflockerung einer Party beizutragen. Er hielt einen Drink in der Hand, und der Blick seiner Augen war leicht verschleiert, bis er zu mir aufsah. Da nahmen die Augen auf einmal einen ganz klaren und wachsamen Ausdruck an, ehe sie sich wieder in scheinbarer Gleichgültigkeit halb schlossen. Dieser stumpfe Blick gehörte zu seinem Repertoire. Die Leute erwarteten, dass jemand, der so groß war wie er, auch ebenso blöde sein

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