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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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stand zu allem bereit am Mikrophon. Ein Bursche am Kontrollpult gab Marza ein Zeichen, und sie legten mit einem schnellen neuen Liedchen los. Es war eins von jenen komischen Stücken, die ein paar Wochen lang an jeder Straßenecke geträllert werden und dann völlig verschwinden. Es ging um einen Burschen, der wie ein Eisenbahnzug war und den die Sängerin unbedingt erwischen wollte. Von der Seite sorgte ein Geräuschemacher pünktlich für die angemessenen Pfeifsignale und Zugglocken. Ehe ich es mich versah, klatschte ich gemeinsam mit dem Publikum Beifall, und Bobbi verneigte sich. Sie war sehr gut angekommen, und man verlangte nach mehr.
    Als der Applaus verklang, gesellte der Komiker sich zu ihr, und sie lasen ein paar Eisenbahnwitze vom Blatt, die im Lied nicht vorgekommen waren. Darauf folgte wieder der Autoreifenmann mit seiner gestrengen Weltuntergangsstimme, und zu jenem Zeitpunkt stieß mir jemand von hinten in die Rippen.
    Braxton beugte sich über mich. Er hatte eine neue Knarre aufgetrieben und verbarg sie in einer zusammengefalteten Zeitung.
    »Stehen Sie auf und gehen Sie raus auf den Flur«, befahl er mir leise.
    Wenn er dachte, dass ich tun würde, was er verlangte, hatte er verdammt Recht. Wir befanden uns mitten in einer verwundbaren Menschenmenge, und ich wollte ihn draußen nur zwei Sekunden lang allein haben. Ich gab mich schicksalsergeben, stand langsam auf und ging ihm voran. Der Platzanweiser öffnete uns die Tür, während er wie gebannt auf die Bühne starrte. Offenbar hatte er für Reifenwerbung eine Menge übrig.
    Der Korridor war leer mit Ausnahme von Matheus, der sein Kreuz umklammerte und so aussah, als wollte er gleich loskreischen. Braxton musste ihn richtig in die Mangel genommen haben.
    »Ich geb's auf«, sagte ich. »Wie habt ihr mich diesmal aufgespürt?«
    Braxton feixte selbstgerecht. »Das mussten wir gar nicht. Wir haben einfach gewartet. Gestern Nacht sagten Sie, dass Miss Smythe in einer Sendung auftreten würde. Ich tätigte lediglich einige Anrufe, um herauszufinden, in welchem Studio und wann. Es bestand das Risiko, dass Sie nicht auftauchen würden, aber es hat alles geklappt.«
    Wenn ich ihm jetzt lobend auf die Schulter klopfen sollte, konnte er lange warten. »Okay, und was jetzt? Wollen Sie mich vier Meter von hundert Zeugen entfernt abknallen? Die Wand ist nicht besonders schalldicht.«
    Ihm war entgangen, dass ich nicht mehr die gleiche Angst vor ihm und seinen Silberkugeln hatte wie vorige Nacht. Die Pistole bewegte sich ein, zwei Grad nach links. »Dort rein, und schön langsam.« Er zeigte auf einen Waschraum weiter hinten im Flur.
    »Tolle Schlagzeile«, murrte ich. ›Journalist tot in Herrentoilette gefunden; Polizei verdächtigt den Lone Ranger.‹ Matheus, bleib lieber draußen, das könnte eine ziemliche Schweinerei werden.«
    »Still!«
    »Haben Sie doch ein Herz, Braxton, Sie wollen doch nicht, dass der Junge das sieht. Ersparen Sie ihm die Albträume.«
    Am anderen Ende des Flures öffnete sich der Aufzug, und ein Mann in einem langen Mantel trat heraus. Er bemerkte unsere kleine Gruppe, sah auf die Uhr und bog um eine Ecke. Für mich war er ein Teil der Szenerie, aber Braxton wurde nervös. Plötzlich war ihm das freie Sichtfeld des breiten Flures bewusst, und es gefiel ihm nicht.
    »Rein mit Ihnen«, zischte er. »Sofort.«
    Ich sah an ihm vorbei und Matheus in die Augen. Nur einen Sekundenbruchteil. Aber das war lang genug. »Bleib draußen, Kleiner.«
    Seine Miene und seine Haltung blieben unverändert, aber ich wusste, dass ich durchgedrungen war. Er blieb ruhig stehen.
    Braxton bemerkte den Wechsel, und seine Augenbrauen ruckten hoch und fügten seiner trockenen zerfurchten Stirn noch weitere Falten hinzu. Die Pistole wackelte leicht, während er noch mit der Entscheidung rang, ob er den Jungen aus meinem Bann befreien oder mich gleich an Ort und Stelle über den Haufen schießen sollte. Ich ersparte ihm das Dilemma; als er einen Schritt näher trat und mich zurückzudrängen versuchte, verlagerte ich mein Gewicht, als wollte ich ihm Folge leisten, und machte daraus einen blitzartigen Zugriff. Es geschah schnell, im wahrsten Sinne des Wortes, schneller, als er gucken, und viel schneller, als er reagieren konnte.
    Die Pistole befand sich nun in meiner Tasche, und er starrte mit einem traurigen Gesicht auf seine leere Hand, als hätte ich ihm ein Spielzeug weggenommen. Er sah zu mir auf und erblickte wohl den grimmen Schnitter. Er versuchte

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