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Jack Fleming 02 - Blutjagd

Jack Fleming 02 - Blutjagd

Titel: Jack Fleming 02 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Nead Elrod
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verrückt, aber man tat mir den Gefallen, und ich baute die Apparatur hier auf. Du sahst schrecklich aus, und ich konnte nicht sagen, ob du tot oder lebendig warst, aber ich dachte, es sei einen Versuch wert. Es hatte dir damals geholfen, als du sonnenblind gewesen warst ...«
    Mir fehlten die Worte.
    »Du hattest es nötig. Die erste Flasche war binnen einer Viertelstunde leer, für die anderen brauchtest du über den Tag verteilt länger und länger, und jede setzte ein wenig mehr bei dir an. In Ermangelung normaler Lebenszeichen war das außerordentlich ermutigend. Zuerst dachte ich an eine Nadel an einem Schlauch in eine Vene deines Arms, besann mich aber eines Besseren. Offenbar hat sich dein Körper darauf eingestellt, das Blut durch die Magenwände aufzunehmen und zu verarbeiten, und ich wollte die natürlichen Vorgänge nur ungern manipulieren, indem ich es dir direkt in die Adern zuführte. Dein Zustand gibt mir immer noch etliche Rätsel auf. Es dürfte eigentlich nicht funktionieren – ohne einen Herzschlag und ohne Sauerstoffanreicherung durch die Lungen – eigentlich unmöglich.«
    Er sah so aus, als erwartete er eine Antwort von mir. Ich zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. Ich war genauso schlau wie er. »Kapier ich auch nicht, aber solange es funktioniert, beschwere ich mich nicht. Wo hast du das alles gelernt?« Ich zupfte an dem Schlauch, der dort juckte, wo ich mich nicht kratzen konnte.
    »Bitte, lass mich das machen.« Vorsichtig nahm er das Herausziehen des Schlauches in Angriff; er war offenbar ziemlich lang. »Ich erlernte das in einem Krankenhaus, als ich noch sehr jung war. Ich dachte einmal, dass ich Arzt werden wollte, also verschaffte mir ein Freund meines Vaters eine Stelle im Spital, aber es wurde weiter nichts daraus.«
    »Und warum?«
    Er rollte den Schlauch zusammen und nahm die Flasche vom Haken. »Ich kann kein Blut sehen«, sagte er mit todernstem Gesicht und trug das Zeug in die Küche.
    Vorsichtig setzte ich mich auf; meine Brust schmerzte immer noch. Durch die Lageveränderung schwappte und gurgelte noch etwas Restflüssigkeit in meiner Lunge. Als der befürchtete Hustenanfall ausblieb, stand ich auf und folgte Escott langsam. In meine Decke gewickelt sah ich aus wie ein Katastrophenflüchtling.
    Neben der Spüle standen mehrere gleichartige Glasbehälter, die allesamt leer waren.
    »Das passte alles in mich rein?«
    Er drehte den Hahn auf, kippte die Flasche aus und spülte sie sauber. Das Rinderblut gurgelte um den Abfluss, und das Spülwasser verdünnte es und zog es durch den Rost. Unwillkürlich dachte ich an die Wände im Treppenaufgang und wandte den Blick ab.
    »Fast fünf von sechs Flaschen«, sagte er. »Da ist noch eine drin, falls du sie brauchst.« Er wies mit dem Ellbogen auf den Kühlschrank. Als er all dies vorbereitete und warten musste, ob es überhaupt wirkte, hatte er eine Menge durchgemacht. Wenn ich angesichts meines wenig hoffnungserweckenden Kadavers die gleiche grimmige Aufgabe gehabt hätte, dann hätte ich vielleicht von vornherein aufgegeben.
    »Und wie geht es dir?«, war ich an der Reihe zu fragen.
    Er wusste genau, was ich meinte. »Etwas schwindelig, wenn ich mich zu schnell bewege, aber sonst ohne Beschwerden.«
    »Charles ... ich ...«
    Er wusste, was ich sagen wollte, und verzog das Gesicht. »Sei bitte kein Esel, der uns beide in Verlegenheit bringt. Ich tat nur, was nötig war.«
    Beinahe hätte ich trotzdem etwas gesagt, aber ich hielt mich zurück. Er tat so, als hätte er nicht mehr getan als mir ein Buch zu leihen, und wollte es dabei belassen. Also gut, mein lieber guter Freund, wenn du darauf bestehst. Trotzdem danke ich dir für mein Leben.
    Das Telefon klingelte, und er hob ab.
    »Escott.«
    Die Stimme am anderen Ende klang vertraut, aber ich hatte nicht mit ihr gerechnet.
    »Ja, er ist mittlerweile auf den Beinen ... Scheint so. Was haben Sie gehört? Sehr gut. Wir besprechen das, und ich gebe Ihnen Bescheid.« Er hängte den Hörer wieder ein.
    »Gordy?«
    »Das überrascht dich.«
    »Als du ihn das letzte Mal sahst, drückte er dir eine Knarre zwischen die Rippen.«
    »Vergeben und vergessen. Außerdem wollte er mich eigentlich nie umbringen.« Ungerührt ging er mit den Flaschen durch die Küche und versenkte sie in einem Pappkarton auf dem Tisch. »Nach allem, was du mir über ihn erzählt hast, zog ich den Schluss, dass wir seine Hilfe benötigen. Er verfügt über eine große Hilfsmannschaft von Augen und Ohren und

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