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Jack Holborn unter den Freibeutern

Jack Holborn unter den Freibeutern

Titel: Jack Holborn unter den Freibeutern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Garfield
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Heimat.
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    »Eine reife Pflaume ist die Esperance: ja, gewiß,
    eine fette reife Pflaume. Aber in dieser Pflaume wuchs eine Made – eine gewitzte, gefräßige kleine Made mit Augen schnell wie Korken.«
    Hier spie Mister Pobjoy und drückte den Daumen
    aufs Brett – wie er’s mit Maden tat.
    Jetzt erzählte er von dem Unheil an Bord der Espe-
    rance; von Unzufriedenheit und Habgier, von Plün-
    derung und Mord und Meuterei über Meuterei, als
    der riesige Schatz danach ächzte, gestohlen und ausgegeben zu werden. Er erzählte von Hängen und Ste-
    chen und schneller Beisetzung auf See, von bitterem Streit und verzweifelten Machtkämpfen und von der
    kleinen Made, die sich von Seite zu Seite fraß und ihren Anteil an der Pflaume ständig vergrößerte, indem sie Blutvergießen stiftete … niemals auf jemandes Seite als der eigenen … bis sie schließlich, durch Un-
    glück oder Irrtum sich krümmend an das grimmige
    Tageslicht gefischt wurde.
    »Warum haben sie ihn nicht getötet?« warf ich ein,
    und Mister Pobjoy sah ehrlich verblüfft aus.
    »Man findet nur schwer einen Grund, warum man
    einen Mann nicht umlegt«, sagte er endlich.
    »Und – er hat Ihnen – das alles – erzählt?«
    »Behüte, nicht mit der Zunge. Mit den hurtigen
    Augen und diebischen Fingern. Und den abgleitenden
    Blicken. Was mit der Zunge erzählt wurde, weiß der Teufel. Frag lieber die, die zuhörten. Aber den meisten verging das Hören, als der Name Esperance
    fiel. Ein mächtiger Ohrstopfer, das!«
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    Dann mit einer fröhlichen Mahnung, ihn diese
    Nacht nicht zu wecken wie die vorige, oder er würde mir die Kehle mit einem Schweinemesser aufschlitzen, schlurfte er zu Bett, leergeredet, aber voller Gin.
    In ungeheurer Aufregung lag ich da und brütete
    über den Charakter und die Absichten von Mister So-
    lomon Trumpet. Mister Pobjoy glaubte ich aufs Wort.
    Niemand hatte eine schärfere Nase für das Böse als er: und er schnüffelte ständig. Er schnüffelte selbst im Schlaf, als ob seine Träume verdächtig seien.

    Jetzt verstand ich, was die Hand auf meiner Schulter bedeutet hatte. »Wach auf, Jack! Ich öffne dir den
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    Weg, dein Versprechen einzulösen. Mit schnellem
    Witz kannst du mir das Leben retten. Paß – auf – diesen – Burschen – Trumpet – auf – für mich!«

    Ich traf ihn am nächsten Morgen an der Backbordre-
    ling. Ich kam von Mister Morris und trug einen lee-
    ren Napf, und er stand lässig angelehnt, den Rücken zum Meer und beobachtete mich.
    »Guten Morgen, Jack, alter Junge.«
    Ich sah ihn mir gut an. Er war schlank, ein wenig
    unter mittelgroß und gut angezogen in einfarbig
    braunem Stoff. Seine Haut war glatt und rosig, mit
    lebhaften roten Lippen und schurkischen braunen
    Augen, unter denen kleine Taschen wie Geldsäcke
    hingen. Diese wurden fett und voll, wenn er lächelte:
    »Guten Morgen, habe ich gesagt.«
    Ich antwortete nicht, sondern setzte meinen Weg
    fort und blickte erst zurück, als ich in die Kombüse einbog. Er stand immer noch an der Reling, schaute
    aber jetzt hinaus aufs Meer. Sehr gespannt. Ich glaubte zu wissen, wonach. Seine Augen glänzten vor
    Sehnsucht.
    Als ich die nächste Gelegenheit hatte, an Deck zu
    kommen – um zwei Eimer zu leeren –, hatte er sich
    aufs Achterdeck begeben. Er sprach mit Mister Mor-
    ris … sehr eifrig … gestikulierte … deutete … zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf … starrte hinauf zum Topsegel – oder zum Himmel – dann in die kalten Augen von Mister Morris … Mister Morris, bei-
    nahe ein adretter kleiner Herr, schüttelte den Kopf 50
    und wollte sich abwenden, aber Mister Trumpet wich
    nicht von der Stelle. Ich versuchte, näher zu kommen, sah aber, daß sich Mister Trumpets Nase rümpfte, als ihn das Aroma meiner Eimer erreichte. Dann drehte
    sich Mister Morris brüsk um und ging davon. Mister
    Trumpet starrte ihm nach, bis er fühlte, daß ich ihn scharf beobachtete. Darauf wandte er sich mit einem langen, schiefen, fragenden Blick, der mit Bitterkeit gewürzt war, mir zu. Aber ich hatte den Ausdruck
    gesehen, den er so hurtig verdrängt hatte: Verzweiflung und Wut.
    Ich zog mich langsam zurück, als einer meiner Ei-
    mer sich an etwas verfing – umkippte und auslief. Ich drehte mich, um festzustellen, was dieses Unglück
    verursacht hatte. Mister Taplow! Ein Guß von Mister Pobjoys stinkendem Abfall rann an seiner Hose runter. Aber sein Gesicht zeigte keine Wut, obwohl seine riesigen Fäuste geballt waren, als wolle

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