Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Thompson auch.«
    »Sie meinen hinsichtlich der Mundabstriche?«
    »Ja.«
    »Ich glaube, Bob möchte nicht, dass Sie mehr wissen, als unbedingt nötig ist. Und zwar nicht, weil Sie Reporter sind, sondern auch der Bruder eines Opfers.«
    »Wenn es etwas Neues gibt, möchte ich es erfahren. Wir haben abgemacht, dass ich dabei bin. Nicht einmal ja und einmal nein - wie bei diesem Hypnose-Blödsinn.«
    Sie blieb stehen und drehte sich zu mir um.
    »Ich werde es Ihnen sagen, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, Jack. Doch wenn es das ist, was wir glauben, und wenn all diese Morde nach einem gemeinsamen Muster geschehen sind, dann wird das für Sie alles andere als erfreulich sein.«
    Ich schaute geradeaus. Das Einkaufszentrum war bereits in Sichtweite. Ein sandsteinfarbenes Gebäude mit einladenden Arkaden.
    »Sagen Sie es mir«, sagte ich.
    »Nichts ist sicher, bevor der Abstrich analysiert worden ist. Aber es scheint so, als sei uns die Substanz, die Grayson beschrieben hat, schon öfter begegnet. Diese Serientäter sind schlau. Sie wissen, dass sie keine Beweise zurücklassen dürfen. Beweise wie Samenflüssigkeit zum Beispiel. Also benutzen sie Kondome. Aber wenn es sich um ein Kondom mit Gleitbeschichtung handelt, kann etwas von der Beschichtung Zurückbleiben. Und entdeckt werden. Manchmal ist es Zufall ... aber manchmal wollen sie auch, dass wir wissen, was sie getan haben.«
    Ich sah sie an und konnte nur mit Mühe ein gequältes Stöhnen unterdrücken.
    »Wollen Sie damit sagen, dass der Poet ... Sex mit ihm hatte?«
    »Möglicherweise. Um ganz offen zu sein - wir haben es von Anfang an vermutet. Serienmörder ... Jack, es geht fast immer um sexuelle Befriedigung. Es geht um Macht und Kontrolle, und das sind Bestandteile sexueller Befriedigung.«
    »Die Zeit hätte dazu nicht ausgereicht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Bei meinem Bruder. In der Beziehung hatte der Ranger Recht. Es wäre nicht...« Ich brach ab, weil mir bewusst wurde, dass er nur hinterher keine Zeit dazu gehabt hätte. »Himmel... Oh, Mann.«
    »Das war es, was Bob Ihnen ersparen wollte.«
    Ich wandte mich ab und blickte zu dem blauen Himmel empor. Der einzige Makel waren die Kondensstreifen eines Jets, der längst verschwunden war.
    »Ich begreife es nicht. Weshalb tut der Kerl so etwas?«
    »Das werden wir vielleicht nie erfahren, Jack.« Sie legte eine Hand auf meine Schulter. »Diese Leute, auf die wir Jagd machen - manchmal gibt es einfach keine Erklärung. Das ist das Allerschwierigste, eine Motivation zu entdecken, zu verstehen, was sie zu dem treibt, was sie tun. Wir haben einen Ausdruck dafür. Wir sagen, diese Leute kommen vom Mond. Manchmal ist das die einzige Möglichkeit, es zu beschreiben, wenn wir keine Antworten finden. Der Versuch, zu begreifen, was in diesen Leuten vorgeht, gleicht dem, einen zerbrochenen Spiegel wieder zusammensetzen zu wollen. Das Verhalten dieser Leute lässt sich nicht erklären, also sagen wir einfach, dass sie keine normalen Menschen sind. Wir sagen, sie kommen vom Mond. Und auf dem speziellen Mond, von dem der Poet kommt, sind seine Triebe ganz normal und natürlich. Er folgt diesen Trieben, schafft Szenen, die ihm Befriedigung einbringen. Unser Job ist es, den Mond des Poeten zu erfassen. Danach wird es uns leichter fallen, ihn zu finden und dorthin zurückzuschicken.«
    Ich konnte nichts anderes tun, als zuzuhören und zu nicken. In ihren Worten lag kein Trost. Ich wusste nur, dass ich, wenn ich die Chance dazu bekam, den Poeten auf den Mond zurückschicken würde. Ich wollte es selbst tun.
    »Kommen Sie«, sagte sie. »Versuchen Sie, es fürs Erste zu vergessen. Wir wollen ein paar Sachen für Sie kaufen. Ich kann nicht zulassen, dass diese Reporter auch weiterhin denken, Sie wären einer von uns.«
    Sie lächelte. Ich erwiderte das Lächeln zögernd und ließ mich von ihr auf das Einkaufszentrum zuschieben.

27
    Um halb sieben waren wir wieder in dem Konferenzraum im Field Office. Backus versuchte bereits, mit Hilfe des Telefons die Logistik auszuarbeiten. Außerdem waren Thompson, Matuzak, Mize und drei andere Agenten da, die ich nicht kannte. Ich stellte meine Einkaufstüte unter den Tisch. Sie enthielt zwei neue Hemden, eine Hose und je ein Paket Unterwäsche und So cken. Ich wünschte mir sofort, ich hätte eines der neuen Hemden angezogen, weil die fremden Agenten mich und mein FBI-Hemd mit finsteren Blicken musterten. Offensichtlich unterstellten sie mir, dass ich mich fälschlicherweise als

Weitere Kostenlose Bücher