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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ich gab den Zimmerservice an und die Dinge, die ich aus der Minibar entnommen hatte.
    »Außerdem«, sagte ich, »müssen Sie mir einen Kopfkissenbezug in Rechnung stellen. Ich musste mir hier ein paar Sachen kaufen, und ich hatte keinen Koffer dabei, und ...«
    Meine missliche Lage brachte ihn zum Kichern. Da er aber keine Ahnung hatte, was er mir für den Bezug berechnen sollte, sagte er schließlich, ich solle ihn als Geschenk des Hauses betrachten.
    »Mir ist klar, dass es bei euch oft ganz eilig zugeht«, sagte er. »Die anderen hatten nicht einmal Zeit, sich richtig abzumelden. Sind einfach aus der Stadt herausgefegt.«
    »Nun«, sagte ich lächelnd, »ich hoffe, sie haben wenigstens bezahlt.«
    »Ja, natürlich. Agent Backus rief vom Flughafen aus an und sagte, ich solle seine Kreditkarte mit allem belasten und ihm die Quittung zuschicken. Das ist kein Problem. Wir tun alles, um unsere Gäste zufrieden zu stellen.«
    Ich sah ihn an und gelangte zu einem Entschluss.
    »Ich treffe heute Abend mit den anderen zusammen«, sagte ich schließlich. »Möchten Sie, dass ich die Quittungen mitnehme?«
    Er schaute von dem vor ihm liegenden Papierkram auf. Sein Zögern war unübersehbar.
    »Also«, sagte er jedoch nach einer Weile, »eigentlich spricht nichts dagegen. Ich habe das Zeug schon in einen Umschlag gesteckt. Und Sie sind vermutlich ebenso vertrauenswürdig wie der Postbote.«
    Er lächelte, und jetzt erwiderte ich sein Lächeln.
    Er verschwand in einem Büro im Hintergrund und kehrte bald darauf mit einem großen Umschlag zurück, den er mir zusammen mit meiner eigenen Hotelrechnung aushändigte.
    »Danke«, sagte ich. »Sie werden es zu schätzen wissen.«
    »Kein Problem«, sagte der Mann. »Danke, dass Sie bei uns abgestiegen sind, Agent McEvoy.«
    Ich nickte und schob den Umschlag wie ein Dieb in meine Computertasche. Dann eilte ich zum Ausgang. Ich kam erst dazu, den Umschlag zu öffnen, als das Flugzeug schon fast eine Höhe von dreißigtausend Fuß erreicht hatte. Es steckten etliche mehrseitige Rechnungen darin. Auf einer Seite waren die für das Zimmer jedes Agenten angefallenen Nebenkosten aufgeführt. Das war genau das, worauf ich gehofft hatte. Ich zog sofort die Rechnung heraus, auf der Thorsons Name stand, und begann, mir die Telefonrechnung genau anzusehen. Es waren keine Gespräche unter der Vorwahl 301 aufgeführt - Maryland, wo Warren wohnte. Aber es hatte ein Gespräch unter der Vorwahl Z13, Los Angeles, gegeben. Ich wusste, dass es durchaus im Bereich des Möglichen lag, dass Warren nach L. A. geflogen war, um seinen früheren Redakteuren die Story anzubieten. Dann hätte er sie gleich dort schreiben können. Der Anruf war am Sonntag um 0.41 Uhr erfolgt, nur ungefähr eine Stunde nach Thorsons Ankunft in dem Hotel in Phoenix.
    Nachdem ich mit Hilfe meiner Visa-Card das Telefon aus der Rückenlehne vor mir herausgeklappt hatte, schob ich die Kreditkarte ein und wählte die auf der Hotelrechnung aufgeführte Nummer. Der Anruf wurde sofort von einer Frau entgegengenommen. Sie sagte: »New Otani Hotel, kann ich Ihnen helfen?«
    Ich war eine Sekunde lang völlig verwirrt, fasste mich aber, bevor sie auflegen konnte, und bat sie, mich mit dem Zimmer von Michael Warren zu verbinden. Sie tat es, aber es meldete sich niemand. Als Nächstes rief ich die Auskunft an und bat um die Nummer der Los Angeles Times. Dort verlangte ich den Redaktionssaal und dann Warren. Ich wurde verbunden.
    »Warren«, sagte ich.
    Es war eine Feststellung, eine Tatsache. Eine Verurteilung. Von Thorson ebenso wie von Warren.
    »Ja, bitte?«

34
    Er wusste nicht, mit wem er sprach.
    »Ich wollte nur sagen, dass Sie ein Mistkerl sind, Warren. Und Sie wissen lassen, dass ich eines Tages über dies alles ein Buch schreiben werde. Darin wird auch stehen, was Sie getan haben.«
    Ich verspürte das Bedürfnis, ihm zu drohen, und hatte doch eigentlich nichts, womit ich ihm drohen konnte. Nur Worte.
    »McEvoy? Sind Sie das, McEvoy?« Er lachte höhnisch auf. »In welchem Buch? Mein Agent ist bereits mit einem Exposé unterwegs. Was haben Sie denn zu bieten? Hä? Was haben Sie zu bieten? Haben Sie überhaupt einen Agenten, Jack?«
    Er wartete auf eine Antwort, aber ich empfand nur Wut. Ich schwieg.
    »Nun, das habe ich mir gedacht«, sagte Warren. »Hören Sie, Jack, Sie sind ein netter Kerl, und es tut mir Leid, wie die Dinge gelaufen sind. Wirklich. Aber ich konnte meinen Job einfach nicht mehr ausstehen. Das war meine Fahrkarte in

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