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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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herausfinden, wie viel sie für die Fotos bezahlt haben und wann.«
    »Clearmountain und seine Leute arbeiten bereits daran. Sie sind unten in den Büros von Group Three, falls Sie dort vorbeischauen wollen.«
    »Bob«, sagte ich, »haben Sie sich alle siebenundfünfzig Fotos angesehen?«
    Er sah mich für einen Moment an, bevor er antwortete.
    »Ja, Jack, das habe ich getan.«
    »Und es waren nur Kinder darauf?«
    Ich spürte, wie sich meine Brust verkrampfte. Es wäre eine Lüge gewesen, wenn ich behauptet hätte, den Tod meines Bruders akzeptiert und überwunden zu haben.
    »Nein, Jack«, sagte Backus. »Es gibt keine Fotos von den anderen Opfern. Weder von den Cops noch von den anderen erwachsenen Opfern. Ich vermute ...«
    Er beendete den Satz nicht.
    »Was?«, fragte ich.
    »Ich vermute, mit dieser Art von Fotos hätte er nichts verdient.«
    Ich schaute auf meine Hände hinab. Die rechte begann wieder zu schmerzen und fühlte sich unter dem weißen Verband klamm an. Trotzdem verspürte ich Erleichterung. Ich nehme an, dass es Erleichterung war. Was sonst sollte man empfinden, wenn man erfährt, dass von der Leiche des ermordeten Bruders keine Fotos im Internet herumschwirren?
    Nachdem er für ein paar Augenblicke geschwiegen hatte, wechselte Backus das Thema.
    »Jack, wir brauchen Ihre Aussage. Ich habe eine der Stenografinnen dieses Office für halb zehn bestellt. Sind Sie bereit?«
    »Kein Problem.«
    »Erzählen Sie alles, was passiert ist. Haargenau. Lassen Sie kein Detail aus. Ich denke, Rachel kann es übernehmen, Ihnen alle erforderlichen Fragen zu stellen.«
    »Okay, Bob.«
    »Ich würde die Sache gern heute zu Ende bringen und morgen dem Staatsanwalt übergeben. Vielleicht können wir danach alle heimfahren.«
    »Wer stellt das Material für den Staatsanwalt zusammen?«, fragte Rachel.
    »Carter.«
    Backus schaute auf die Uhr.
    »Äh, Ihnen bleiben noch ein paar Minuten. Am besten gehen Sie trotzdem schon nach unten und fragen nach Sally Kimball. Vielleicht ist sie schon so weit.«
    Damit waren wir entlassen. Ich musterte Rachel, versuchte herauszufinden, ob sie wütend darüber war, meine Aussage aufnehmen zu müssen, während die hiesigen Agenten Gladdens Computer-Aufzeichnungen nachspürten. Das schien im Moment wirklich der aufregendere Teil der Ermittlungen zu sein. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken.
    An der Tür drehte sie sich noch einmal um und bat Backus, ihr Bescheid zu sagen, falls er sonst noch etwas brauchen sollte.
    »Danke, Rachel«, sagte er. »Und, oh, Jack, die hier sind für Sie.«
    Er hob den Zettelstapel hoch. Ich kehrte zum Tisch zurück und nahm sie an mich.
    »Und das.«
    Er hob meine Computertasche vom Fußboden neben seinem Stuhl auf und reichte sie mir über den Tisch. »Die war noch im Auto.«
    »Danke.«
    Ich betrachtete den Packen rosafarbener Zettel. Es waren mindestens ein Dutzend.
    »Sie sind jetzt überall ein populärer Mann, Jack«, sagte Backus. »Passen Sie auf, dass es Ihnen nicht zu Kopfe steigt.«
    Während sich Rachel auf die Suche nach der Stenografin machte, sah ich mir auf dem Flur die Zettel an. Bei den meisten handelte es sich um erneute Anrufe von den Agenturen, aber auch ein paar Zeitungsreporter hatten sich gemeldet, sogar einer von unserem Konkurrenzblatt, der Denver Post. Auch die Boulevardzeitungen und etliche Talk-Shows hatten Nachrichten hinterlassen.
    Und Michael Warren hatte angerufen. Ich entnahm der Nummer, die er hinterlassen hatte, dass er sich nach wie vor in L. A. aufhielt.
    Die drei Nachrichten, die für mich am interessantesten waren, stammten nicht von den Medien.
    Dan Bledsoe hatte nur eine Stunde zuvor aus Baltimore angerufen.
    Und es gab zwei Nachrichten von Buchverlagen, eine vom Cheflektor eines New Yorker Verlages und eine vom stellvertretenden Verlagsleiter eines anderen Hauses. Beide Verlage waren mir bekannt, und ich spürte, wie mich eine Mischung aus Verzagtheit und Erregung überfiel.
    In diesem Moment kam Rachel die Treppe herauf.
    »Gleich kann’s losgehen. Unten ist ein Büro frei. Lass uns dort warten.«
    Ich folgte ihr.
    Das Zimmer war eine kleinere Version von dem, wo wir mit Backus gesessen hatten, mit einem runden Tisch und vier Stühlen, einem Sideboard mit Telefon und einem großen Fenster mit Blick auf die Innenstadt. Ich fragte Rachel, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich telefonierte, während wir warteten. Sie verneinte. Ich wählte die Nummer, die Bledsoe hinterlassen hatte, und er meldete sich nach dem

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