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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sagen. Ich gebe meine Informanten nicht preis, Jack, aber ich kann Ihnen sagen, wer es nicht war. Thorson war nicht mein Informant, okay? Ich kannte den Mann nicht einmal.«
    Ich nickte nur, ohne etwas zu sagen. Er ahnte nicht, dass ich die Telefon-Unterlagen des Hotels gesehen hatte und wusste, dass er log. Ein neuer Jaguar rollte unter die Markise des Hotels, und ein von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidetes Paar stieg aus. Ich sah Warren an und fragte mich, welche Masche dahinter steckte, dass er mich jetzt anlog.
    »Das war’s?«
    Warren hob eine Hand und nickte.
    »Ja, das war’s. Aber da er tot ist und Sie dabei waren, dachte ich, Sie wüssten es vielleicht gern.«
    Ich musterte ihn abermals.
    »Okay, Mann«, sagte ich. »Danke. Wir sehen uns irgendwann.«
    Ich richtete mich auf und schloss die Wagentür. Dann bückte ich mich noch einmal und winkte Warren durchs Fenster hindurch zu. Er deutete einen militärischen Gruß an und fuhr davon.
46
    In meinem Zimmer verband ich meinen Laptop mit der Telefonleitung und wählte den Computer der Rocky an. Es warteten sechsunddreißig E-Mails auf mich. Ich hatte zwei Tage lang nicht nachgeschaut. Die meisten Nachrichten stammten von Kollegen. Es waren Glückwünsche, wenn auch nicht explizit als solche formuliert, weil sich die Absender offensichtlich gefragt hatten, ob es wohl schicklich wäre. Außerdem gab es zwei Botschaften von Van Jackson, der wissen wollte, wo ich war, und um Rückruf bat, und drei von Greg Glenn, der dasselbe wollte. Der Systemadministrator der Rocky hatte auch sämtliche telefonischen Nachrichten in meine E-Mail-Box geschaufelt, darunter mehrere von Reportern überall im Lande und von Produktionsgesellschaften in Hollywood. Auch meine Mutter und Riley hatten angerufen. Ich ließ alle Nachrichten bestehen, für den Fall, dass ich zurückrufen wollte, und schaltete den Computer ab.
    Unter Greg Glenns direkter Nummer meldete sich nur die Telefonistin. Sie sagte, Glenn sei in einer Redaktionskonferenz, und sie hätte Anweisung, keine Anrufe ins Konferenzzimmer durchzustellen. Ich hinterließ meinen Namen und meine Nummer und legte auf.
    Nachdem ich eine Viertelstunde lang auf Glenns Rückruf gewartet und dabei versucht hatte, nicht daran zu denken, was Warren am Ende unserer Fahrt zu mir gesagt hatte, wurde ich ungeduldig und verließ das Zimmer. Ich wanderte den Strip entlang und blieb schließlich bei Book Soup stehen, einer Buchhandlung, die mir im Vorbeifahren aufgefallen war. Ich ging in die Krimi-Abteilung und fand ein Buch, das ich einmal gelesen hatte und von dem ich wusste, dass der Autor es seinem Agenten gewidmet hatte. Ich nahm an, dass das auf einen guten Buchagenten hindeutete. Ich notierte seinen Namen, ging in die Abteilung mit den Nachschlagewerken und konsultierte ein Buch, in dem sämtliche Literaturagenten aufgeführt waren. Ich schrieb mir die Telefonnummer des Agenten auf, verließ den Laden und kehrte zum Hotel zurück.
    In meinem Zimmer blinkte das rote Licht am Telefon, und ich ahnte, dass es Glenn war. Ich beschloss jedoch, vorher den Agenten anzurufen. In New York war es jetzt fünf Uhr, und ich wusste nicht, wie lange er zu arbeiten pflegte. Er meldete sich nach zweimaligem Klingeln. Ich stellte mich vor und sagte dann schnell meinen Vers auf.
    »Ich wüsste gern, ob Sie mich vertreten können. Es geht um etwas, das man vielleicht einen ... äh, einen wahren Krimi nennen könnte. Sie vertreten doch Krimiautoren?«
    »Ja«, sagte er. »Aber mir wäre es lieber, wenn Sie mir schriftlich mitteilten, wer Sie sind und was Sie Vorhaben. Dann kann ich gezielt Stellung nehmen.«
    »Das würde ich gern tun, aber ich fürchte, dazu reicht die Zeit nicht. Ich habe Anrufe von mehreren Verlegern und Filmleuten bekommen und muss schnell eine Entscheidung treffen.«
    Damit hatte ich ihn am Haken.
    »Weshalb ruft man Sie an? Worum geht es?«
    »Haben Sie von diesem Killer in L. A., dem Poeten, gehört?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich bin derjenige, der - äh, ihn erschossen hat. Ich bin Schriftsteller - Reporter. Mein Bruder ...«
    »Das sind Sie?«
    »Ja, das bin ich.«
    Obwohl er oft von anderen Anrufen unterbrochen wurde, unterhielten wir uns zwanzig Minuten lang über das potenzielle Buchprojekt und das Interesse, das meine Geschichte bereits bei Filmleuten erregt hatte. Er sagte, er arbeite mit einem Agenten in Los Angeles zusammen, der mit den Leuten vom Film verhandeln könne. Aber vor allem wollte er wissen, wie schnell ich ihm

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