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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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versucht, Sie bei der Times anzurufen, aber man sagte mir, Sie wären unterwegs.«
    »Ich war hier. Um zwei soll abermals eine Pressekonferenz stattfinden. Da beschloss ich, zeitig zu kommen und zu sehen, was ich ausgraben kann.«
    »Vielleicht einen weiteren Informanten?«
    »Ich sagte es bereits, Jack - darüber rede ich nicht mit Ihnen.«
    »Na schön. Dann rede ich auch nicht mit Ihnen.«
    Ich drehte mich um und ging davon. Er rief hinter mir her.
    »Warum haben Sie mich dann angerufen? Um mir eins auszuwischen?«
    Ich sah ihn an.
    »Etwas in der Art, allerdings. Aber wissen Sie, Warren, ich bin nicht wirklich wütend auf Sie. Sie haben sich auf eine Story gestürzt, die Ihnen vor die Nase gehalten wurde, und das war cool. Ich kann Ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Thorson verfolgte seine eigenen Absichten, und das konnten Sie nicht wissen. Er hat Sie benutzt, aber schließlich werden wir alle irgendwie benutzt. Bis bald.«
    »Einen Moment, Jack. Wenn Sie nicht wütend auf mich sind, weshalb reden Sie dann nicht mit mir?«
    »Weil wir immer noch Konkurrenten sind.«
    »Nein, das stimmt nicht, Mann. Es ist nicht einmal mehr Ihre Story. Ich habe mir heute Morgen die Titelseite der Rocky zufaxen lassen. Sie haben sie jemand anders gegeben. Ihr Name steht in der Story, Jack, nicht darüber. Warum also darf ich Ihnen dann nicht ein paar Fragen stellen, ganz offiziell?«
    »Zum Beispiel: >Wie fühlen Sie sich?< Ist es das, was Sie mich fragen möchten?«
    »Das ist eine meiner Fragen, ja.«
    Ich musterte ihn gründlich. Ungeachtet der Tatsache, dass ich ihn aus verständlichen Gründen nicht mochte, kannte ich die Situation, in der er sich befand. Er tat das, was ich selbst schon unzählige Male getan hatte. Ich schaute auf die Uhr und warf dann einen Blick auf den Parkplatz vor dem Gebäude. Es stand kein Taxi bereit.
    »Haben Sie einen Wagen?«
    »Ja, einen Firmenwagen.«
    »Bringen Sie mich zum Chateau Marmont. Wir unterhalten uns unterwegs.«
    »Offiziell?«
    »Offiziell.«
    Im Auto schaltete er ein Diktiergerät ein und stellte es auf das Armaturenbrett. Er wollte nur die wichtigsten Fakten wissen, wollte lieber mich zitieren als Informationen aus zweiter Hand, wie zum Beispiel von einem FBI-Sprecher. Das verstand ich. Ich arbeite, wenn möglich, ebenso.
    Es tat mir irgendwie gut, die Geschichte zu erzählen. Es machte mir Spaß. Ich sagte ihm nichts, was Jackson nicht bereits wusste, ich verriet also keinerlei Firmengeheimnisse.
    Allerdings sagte ich ihm nichts von den jüngsten Erkenntnissen über das PTL Network und dass Gomble es von einem Gefängnis aus steuerte. Das war zu gut, als dass ich es aus der Hand geben wollte. Darüber wollte ich selbst schreiben, sei es für die Rocky oder für einen dieser Verlage in New York.
    Bald darauf fuhr Warren die kurze Auffahrt zum Eingang des Chateau Marmont hinauf. Ein Portier öffnete die Tür, aber ich stieg nicht aus. Ich sah Warren an. »Sonst noch etwas?«
    »Nein, ich glaube, ich habe alles. Ich muss zurück zum Bundesgebäude, wegen der Pressekonferenz. Aber das ist grandioses Material.«
    »Nun, Sie und die Rocky sind die Einzigen, die es bekommen haben. Ich habe nicht vor, es an >Hard Copy< zu verkaufen, bevor die nicht mit einem sechsstelligen Honorar herausrücken.«
    Er sah mich verblüfft an.
    »War nur ein Scherz, Warren. Ich bin zwar mit Ihnen ins Archiv der Foundation eingebrochen, aber ich denke nicht daran, meine Geschichte an die Sensationspresse zu verkaufen.«
    »Was ist mit Verlagen?«
    »Daran arbeite ich gerade. Sie auch?«
    »Ich habe es aufgegeben, nachdem Ihre erste Story erschienen war. Mein Agent und die Lektoren, mit denen ich gesprochen habe, sagten, sie seien mehr an Ihnen interessiert als an mir. Sie sind der Bruder eines Opfers, verstehen Sie? Sie steckten offensichtlich tief in der Sache drin. Das Einzige, was ich verkaufen könnte, wäre einer dieser billigen Schnellschüsse. Daran bin ich nicht interessiert. Ich habe einen Ruf zu verlieren.«
    Ich nickte und stieg aus. »Danke fürs Mitnehmen.«
    »Danke für die Story.«
    Ich war bereits im Begriff, die Tür zu schließen, als ich den Eindruck hatte, dass Warren mir noch etwas sagen wollte.
    »Was ist?«
    »Ich wollte ... Also, Jack, was die Art angeht, wie ich an die Story geraten bin ... Wenn ...«
    »Vergessen Sie’s, Mann, es spielt keine Rolle mehr. Der Kerl ist tot, und Sie haben nur getan, was jeder Journalist getan hätte.«
    »Nein, warten Sie. Das wollte ich gar nicht

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