Jack McEvoy 01 - Der Poet
VOR, JEDEN USER ZU LÖSCHEN
6. SCHWARZE BRETTER DÜRFEN NICHT ZUR ERÖRTERUNG ILLEGALER AKTIVITÄTEN BENUTZT WERDEN - DAS IST VERBOTEN!
7. PTL NETWORK ÜBERNIMMT KEINERLEI VERANTWORTUNG FÜR INHALTE
8. ZUM FORTFAHREB BELIEBIGE TASTE DRÜCKEN
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Ich drückte RETURN und bekam ein Verzeichnis der den Usern zur Verfügung stehenden Systemseiten. Dabei handelte es sich, wie Clearmountain gesagt hatte, um ein Füllhorn von Themen, aus denen sich der moderne Pädosexuelle bedienen konnte.
Ich drückte die ESCAPE-Taste, und der Computer fragte, ob ich PTL verlassen wollte. Ich gab JA ein und war wieder draußen. Im Augenblick hatte ich kein Interesse daran, das PTL Network zu erkunden. Was mich im Augenblick wesentlich mehr interessierte, war die Tatsache, dass Thorson, oder wer auch immer diesen Anruf am frühen Sonntagmorgen getätigt hatte, über das PTL Network Bescheid wusste und seit mindestens vier Tagen Zugang zu ihm gehabt hatte. Der Anruf beim PTL Network war, wie ich mich erinnerte, nur Minuten später getätigt worden, nachdem jemand aus demselben Zimmer bei Warren in Los Angeles angerufen hatte. Thorson hatte bei mindestens drei Gelegenheiten vehement bestritten, Warrens Informant gewesen zu sein. Auch Warren hatte es zweimal bestritten, das zweite Mal, als Thorson bereits tot war und es keine Rolle mehr spielte. Langsam begann ich zu zweifeln.
Wenn man Warren und Thorson Glauben schenken konnte - wer hatte dann von Thorsons Zimmer aus telefoniert? Welche Möglichkeiten ich auch durchspielte, meine Gedanken kehrten dumpf immer wieder zu einer Person zurück. Zu Rachel.
Verschiedene Tatsachen ließen sich einfach nicht verleugnen.
Erstens hatte Rachel einen Laptop. Das war natürlich der schwächste Punkt. Auch Thorson, Backus und alle möglichen anderen Leute besaßen einen Laptop oder hatten Zugang zu einem Computer, der es ihnen ermöglicht hätte, sich Zutritt zum PTL Network zu verschaffen. Doch zweitens war Rachel in jener Nacht nicht in ihrem Zimmer gewesen, als ich sie anrief und später sogar vor ihrer Tür stand. Wo war sie gewesen? Etwa in Thorsons Zimmer?
Ich dachte darüber nach, was Thorson über Rachel gesagt hatte. Die Painted Desert. Sie kann mit Ihnen spielen. Sie manipulieren. In der einen Minute will sie alles mit Ihnen teilen, in der nächsten nichts mehr, und dann lässt sie Sie einfach sitzen.
Und schließlich dachte ich daran, dass ich Thorson in jener Nacht auf dem Korridor gesehen hatte. Ich wusste, dass es bereits nach Mitternacht gewesen war, also ungefähr die Zeit, zu der die Ferngespräche von seinem Zimmer aus geführt worden waren. Er hatte etwas in der Hand getragen. Eine kleine Tüte oder einen Karton. Ich überlegte mir, mit welchem Auftrag Rachel Thorson wohl aus seinem eigenen Zimmer geschickt haben könnte, um in Ruhe zu telefonieren.
Jetzt überkam mich ein entsetzliches Angstgefühl. Meine Zweifel drohten mich zu ersticken. Ich stand auf, um ein wenig auf und ab zu gehen, fühlte mich aber leicht schwindlig. Ich gab der Schmerztablette die Schuld daran und setzte mich wieder aufs Bett.
Nachdem ich ein paar Minuten lang versucht hatte, mich zu entspannen, schloss ich das Telefon wieder an, wählte die Nummer des Hotels in Phoenix und verlangte die Buchhaltung. Eine junge Frau nahm den Anruf entgegen.
»Oh, hallo, ich habe am Wochenende in Ihrem Hotel gewohnt und mir meine Rechnung erst jetzt genauer angeschaut. Dabei ergab sich eine Frage wegen ein paar Anrufen, die mir belastet wurden. Gibt es jemanden, der mir darüber Auskunft erteilen kann?«
»Ja, Sir, ich kann Ihnen gerne helfen. Sagen Sie mir bitte Ihren Namen.«
»Danke. Mein Name ist Gordon Thorson.«
Sie reagierte nicht, und ich erstarrte. Womöglich kannte sie den Namen aus dem Fernsehen oder aus den Zeitungen und wusste, dass Thorson tot war! Aber dann hörte ich, wie sie auf einer Tastatur zu tippen begann.
»Da habe ich Sie schon, Mr. Thorson. Zimmer dreifünfundzwanzig für zwei Nächte. Wo liegt Ihr Problem?« Ich notierte mir die Zimmernummer. Journalisten-Routine, die mich ein wenig beruhigte.
»Einen Moment. Ich kann einfach ... Ich suche hier auf meinem Schreibtisch nach der Kopie, und ich scheine sie verlegt zu haben ... Mist! Ich kann sie einfach nicht finden. Äh, ich muss Sie zurückrufen. Aber vielleicht könnten Sie in der Zwischenzeit schon
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