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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nicht, dass ich auch nur ein Wort von dem glauben werde, was Sie mir erzählen.«
    »Natürlich nicht. Trotzdem habe ich den Eindruck, Sie glauben es schon jetzt.«
    »Wollen Sie nun Ihre Geschichte erzählen oder nicht? Was wissen Sie überhaupt von der ganzen Sache?«
    »Nicht viel. Nur das, was in den Zeitungen gestanden hat.«
    Washington drückte die Zigarette an der Seitenwand des Mülleimers aus und warf dann den Stummel hinein.
    »Also, Jack, schießen Sie los. Andernfalls sind Ihre Minuten hier zu Ende.«
    Ich brauchte meine Notizen nicht. Es dauerte eine halbe Stunde, während der Washington zwei weitere Zigaretten rauchte, aber keine einzige Frage stellte. Jedes Mal behielt er die Zigarette im Mund, sodass der Rauch sich emporkräuselte und seine Augen verbarg. Aber ich wusste Bescheid. Es war genau wie bei Wexler. Ich bestätigte etwas, das er sicher schon die ganze Zeit im Bauch gespürt hatte.
    »Wollen Sie Wexlers Nummer?«, fragte ich, als ich fertig war. »Er wird Ihnen bestimmt bestätigen, dass alles, was ich Ihnen eben erzählt habe, den Tatsachen entspricht.«
    »Nein, ich beschaffe sie mir, wenn ich sie brauche.«
    »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein, im Moment nicht.« Er starrte mich nur an.
    »Ich werde es überprüfen. Wo finde ich Sie?«
    »Im Hyatt unten am Fluss.«
    »Okay. Ich rufe Sie an.«
    »Detective Washington, damit ist es nicht getan.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass ich hergekommen bin, um Informationen zu erhalten, nicht nur, um Ihnen welche zu geben und mich dann zurückzuziehen. Ich möchte etwas über Brooks wissen.«
    »Hören Sie, Junge, wir haben keinerlei Deal abgeschlossen. Sie sind freiwillig gekommen, Sie haben Ihre Geschichte erzählt. Es hat kein ...«
    »Ich mag es nicht, dass Sie mich >Junge< nennen, als wäre ich irgendein Bauerntölpel. Ich habe Ihnen etwas gegeben, und ich möchte etwas dafür bekommen. Deshalb bin ich hier.«
    »Im Augenblick habe ich nichts für Sie, Jack.«
    »Das ist Blödsinn. Sie können gerne versuchen, mich anzulügen, Larry Legs, aber ich weiß, dass Sie etwas haben. Und ich brauche es.«
    »Um eine große Story daraus zu machen, die den Rest der Medien-Schakale herbringt?«
    Jetzt war ich derjenige, der sich vorbeugte.
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass es hier nicht um eine Story geht.«
    Ich lehnte mich zurück, und wir musterten uns gegenseitig. Ich hätte gern eine Zigarette geraucht, aber ich hatte keine dabei und wollte ihn nicht um eine bitten. Das Schweigen wurde unterbrochen, als einer der Detectives, die ich im Dienstzimmer gesehen hatte, die Tür öffnete.
    »Hau ab, Rezzo«, sagte Washington. Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte, sagte er: »Neugieriger Kerl. Sie wissen, was die denken, stimmt’s? Die denken, Sie wären vielleicht hier, um den Mord an dem Jungen zu gestehen. Heute ist es genau ein Jahr her. Es passieren die komischsten Dinge. Nun, die Jungs müssen sich noch etwas gedulden.«
    Ich dachte an das Foto des Jungen in meiner Tasche.
    »Ich bin auf dem Weg hierher am Park vorbeigekommen«, sagte ich. »Es waren Blumen da.«
    »Da liegen immer Blumen«, sagte Washington. »Die Angehörigen gehen ständig zu dieser Stelle.«
    Ich nickte und empfand zum ersten Mal ein Schuldgefühl, weil ich das Foto mitgenommen hatte. Ich sagte nichts. Ich wartete auf eine Reaktion von Washington. Er schien ein bisschen weicher zu werden. Sein Gesicht entspannte sich.
    »Hören Sie, Jack, ich muss einiges überprüfen. Und ein bisschen nachdenken. Wenn ich sage, dass ich Sie anrufen werde, dann tue ich es auch. Gehen Sie in Ihr Hotel zurück, lassen Sie sich eine Massage oder sonst was verpassen. Ich rufe Sie auf jeden Fall innerhalb der nächsten paar Stunden an.«
    Ich nickte widerstrebend und stand auf. Er streckte den Arm über den Tisch und hielt mir die rechte Hand entgegen. Ich ergriff sie.
    »Verdammt gute Arbeit. Für einen Reporter, meine ich.«
    Ich nahm meinen Computer und ging. Es waren inzwischen mehr Leute im Dienstzimmer, und viele von ihnen schauten mir nach. Draußen war es noch kälter geworden, und es schneite heftig. Nach einer Viertelstunde erwischte ich endlich ein Taxi.
    Unterwegs bat ich den Fahrer, an der Ecke Wisconsin und Clark zu halten. Ich sprang hinaus, rannte durch den Schnee zu dem Baum und legte das Foto von Bobby Smathers dahin zurück, wo ich es gefunden hatte.
12
    Larry Legs ließ mich den Rest des Nachmittags hängen. Um fünf versuchte ich, ihn

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