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Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und war versucht, einfach hinaufzugehen. Aber ich entschied mich dagegen. Wenn man bei den Cops auch nur gegen die simpelsten Regeln verstößt, können sie ungemütlich werden. Ich trat also vor einen der Cops, die hinter dem Tresen saßen. Er musterte meine Computertasche.
    »Wollen Sie bei uns einziehen?«
    »Nein, da ist nur ein Laptop drin«, sagte ich. »Ich würde gern mit Detective Lawrence Washington sprechen.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Jack McEvoy. Er kennt mich nicht.«
    »Sind Sie mit ihm verabredet?«
    »Nein. Es geht um den Smathers-Fall. Bitte sagen Sie ihm das.«
    Die Brauen des Cops kletterten zwei Zentimeter an seiner Stirn empor.
    »Hören Sie zu, öffnen Sie diese Tasche und lassen Sie mich einen Blick auf den Computer werfen, während ich anrufe.«
    Ich tat, was er verlangte, und öffnete den Laptop, wie ich es auch an Flughäfen tun musste. Ich schaltete ihn ein und wieder aus, dann packte ich ihn wieder ein. Der Cop schaute zu, hatte den Hörer am Ohr und redete gleichzeitig mit einer Frau, von der ich annahm, dass sie eine Sekretärin war. Ich hoffte, dass meine Erwähnung des Smathers-Falls mich zumindest über die erste Runde bringen würde.
    »Hier ist jemand, der Larry Legs wegen dem Jungen sprechen möchte.«
    Er hörte ein paar Augenblicke lang zu, dann legte er auf.
    »Erster Stock. Die Treppe hinauf, dann links, den Korridor entlang, letzte Tür. Steht Mordkommission daran. Es ist der Schwarze.«
    »Danke.«
    Während ich die Treppe hinaufging, fiel mir wieder ein, dass er von Smathers einfach als von >dem Jungen< gesprochen hatte und derjenige, mit dem er telefoniert hatte, hatte genau gewusst, wen er meinte. Das sagte mir eine Menge über den Fall, jedenfalls mehr als das, was in den Zeitungen gestanden hatte. Cops versuchen immer nach Kräften, ihre Fälle zu entpersonalisieren. In dieser Hinsicht sind sie mit Serienmördern zu vergleichen. Wenn das Opfer für sie nicht eine Person ist, die gelebt und geatmet hat und verletzt wurde, dann kann die Sache ihnen nicht den Schlaf rauben. Ein Opfer >der Junge< zu nennen ist jedoch das ge naue Gegenteil dieser Praxis. Es sagte mir, dass der Fall die Area Three auch nach einem Jahr noch nicht losgelassen hatte.
    Das Dienstzimmer der Mordkommission war ungefähr halb so groß wie ein Tennisplatz und mit einem dunkelgrünen Teppichboden ausgelegt. Es enthielt drei Arbeitsnischen mit jeweils fünf Schreibtischen. An der Wand zu meiner Linken gab es reihenweise Aktenschränke, durch deren Griffe Sperrstangen geschoben waren. An der gegenüberliegenden Wand, hinter den Arbeitsnischen, lagen zwei Büros mit Fenstern, von denen aus man das Dienstzimmer überblicken konnte. Das eine war das Büro des Lieutenants. Das andere sah aus wie ein Verhörzimmer. Es stand ein Tisch darin, und ich konnte erkennen, dass ein Mann und eine Frau daran saßen und Sandwiches aßen. Außer diesen beiden waren noch drei weitere Leute anwesend sowie eine Sekretärin an einem Schreibtisch neben der Tür.
    »Sie möchten Larry sprechen?«, sagte sie zu mir.
    Ich nickte, und sie deutete auf einen Mann, der an einem Schreibtisch am anderen Ende des Raums saß. Er war allein in seiner Nische. Ich ging auf ihn zu. Er schaute nicht einmal dann von seinem Papierkram auf, als ich vor ihm stand.
    »Schneit es draußen?«, fragte er.
    »Noch nicht. Aber vermutlich geht es bald los.«
    »Ich bin Washington. Was wollen Sie?«
    Ich schaute zu den beiden Detectives in den anderen Nischen. Niemand verschwendete einen Blick auf mich.
    »Nun, ich würde gern allein mit Ihnen reden, wenn sich das einrichten lässt. Es geht um den Smathers-Jungen. Ich habe ein paar Informationen darüber.«
    Ich wusste, dass das die anderen dazu veranlasste, mich anzusehen. Auch Washington legte jetzt seinen Kugelschreiber beiseite und sah zu mir auf. Er schien etwas älter als dreißig zu sein, aber er hatte bereits ein paar graue Haare. Washington machte einen sehr intelligenten Eindruck. Er trug einen dunkel braunen Anzug, ein weißes Hemd und eine gestreifte Krawatte. Das Jackett konnte den massigen Brustkorb kaum verbergen. Offensichtlich war er in guter körperlicher Verfassung.
    »Sie möchten mit mir allein reden? Was wissen Sie?«
    »Genau das ist es, worüber ich allein mit Ihnen reden möchte.«
    »Sie sind nicht einer von diesen Typen, die ein Geständnis ablegen wollen, oder?«
    Ich lächelte.
    »Also gut, gehen wir dort drüben hinein. Aber ich hoffe, Sie haben nicht vor,

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