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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Angaben überzeugt hatte, scrollte sie nach unten. Sie fuhr mit dem Finger über den Bildschirm und las etwas ab.
    »Zwei-einunddreißig.«
    Sie stieß sich von der Wand ab und kam in einer eleganten Drehbewegung zum Schalter zurückgerollt. Sie klatschte den Führerschein auf die Theke, und Pierce nahm ihn an sich.
    »Ich kann doch den Lift nehmen, oder?«
    »Wissen Sie den Code noch?«
    »Nein. Entschuldigung. Ich glaube, heute ist wirklich nicht mein Tag.«
    »Vier-fünf-vier und dann die letzten vier Zahlen Ihrer Führerscheinnummer.«
    Er nickte zum Dank und wandte sich zum Gehen. Er schaute sich nach ihr um.
    »Kriegen Sie Geld von mir?«
    »Wie bitte?«
    »Ich weiß nicht mehr, wie ich das Abteil bezahlt habe. Ich dachte nur, ob ich demnächst vielleicht eine Rechnung kriege.«
    »Ach so.«
    Sie kickte sich wieder auf ihrem Stuhl zum Computer zurück. Pierce gefiel, wie sie es machte. Eine einzige flüssige Drehbewegung.
    Seine Daten waren noch auf dem Bildschirm. Sie scrollte weiter nach unten, und dann sagte sie, ohne sich nach ihm umzublicken: »Nein, nicht nötig. Sie haben sechs Monate im Voraus bezahlt. In bar. Damit hat es also noch Zeit.«
    »Gut. Prima. Danke.«
    Er verließ das Büro und ging zum Aufzug. Nachdem er den Code eingetippt hatte, fuhr er in den zweiten Stock und trat auf einen verlassenen Korridor von der Länge eines Fußballfelds hinaus, der auf beiden Seiten von schmalen Rolltoren gesäumt war. Die Wände waren grau, und der ebenfalls graue Linoleumboden war von den Rädern unzähliger Transportkarren schwarz schraffiert. Er ging den Korridor hinunter, bis er zur Tür von Abteil 231 kam.
    Außer den mit einer Schablone aufgemalten gelben Ziffern stand nichts auf der rostbraunen Tür. Rechts davon war ein Chipkartenlesegerät mit einem roten Lämpchen angebracht. Allerdings war die Tür am Boden auch noch mit einem Vorhängeschloss gesichert. Pierce merkte, dass die Chipkarte, die er in seinem Rucksack gefunden hatte, nur zum Deaktivieren der Alarmanlage diente. Aufschließen ließ sich die Tür damit nicht.
    Er holte die U-Store-It-Karte aus der Tasche und schob sie in das Lesegerät. Das Licht wurde grün, die Alarmanlage des Abteils war ausgeschaltet. Dann kauerte er vor dem Schloss nieder. Er zog daran, aber es war zu. Die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, was er als Nächstes tun sollte, richtete er sich auf und ging zum Aufzug zurück. Er beschloss, zum Auto zu gehen und den Rucksack noch einmal zu durchsuchen. Der Schlüssel für das Vorhängeschloss musste dort sein. Warum ihm die Chipkarte unterschieben, aber nicht den Schlüssel? Wenn er nicht dort war, würde er noch einmal in das U-Store-It-Büro gehen. Die Frau am Schalter hatte bestimmt einen Bolzenschneider, den er sich borgen konnte, wenn er ihr erklärte, dass er seinen Schlüssel vergessen hatte.
    Auf dem Parkplatz hob Pierce den elektronischen Autoschlüssel und entriegelte seinen Wagen. In dem Moment, in dem er das Klacken der aufgehenden Schlösser hörte, blieb er wie angewurzelt stehen und blickte auf seine erhobene Hand hinab. Ihm schoss ein Erinnerungsfetzen durch den Kopf. Wentz, wie er vor ihm den Gang hinunter zu seiner Wohnungstür ging. Und noch einmal hörte Pierce das Geräusch seines Schlüsselbunds in den Händen des kleinen Mannes, die Bemerkung über den hohen Qualitätsstandard des BMW.
    Einen nach dem anderen fasste Pierce die Schlüssel an seinem Bund an und ordnete sie den jeweiligen Schlössern zu: Wohnung, Tiefgarage, Fitnessstudio, Amalfi Drive vorne und hinten, Bürozweitschlüssel, Schreibtisch, Laborzweitschlüssel, Computerraum. Er hatte auch einen Schlüssel für das Haus, in dem er aufgewachsen war, obwohl es seine Familie längst aufgegeben hatte. Trotzdem hatte er ihn die ganze Zeit behalten. Es war eine letzte Verbindung mit dieser Zeit und diesem Ort, mit seiner Schwester. Er merkte, er hatte die Angewohnheit, Schlüssel für Orte aufzubewahren, an denen er nicht mehr wohnte.
    Bis auf zwei konnte er alle Schlüssel am Bund identifizieren. Die fremden waren aus Stahl und klein, keine Türschlüssel. Einer war geringfügig größer als der andere. Beide hatten das Wort Masterlock auf den Rand geprägt.
    Seine Kopfhaut schien sich fester um seinen Schädel zu spannen, als er die Schlüssel ansah. Ihm war klar, dass einer davon das Vorhängeschloss an der Tür des Lagerraums aufschließen würde.
    Wentz. Es war der kleine Mann gewesen. Er hatte die

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