Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen
vernetzt sein sollten, verzichtete aber darauf, diese Frage zu stellen. Er dankte der Stimme, legte auf und rief die geografisch zweitnächste Niederlassung an.
Beim dritten Anruf wurde der Computer fündig. Bei der U-Store-It-Filiale in Van Nuys. Die Frau, die seinen Anruf entgegennahm, sagte ihm, dass er sechs Wochen zuvor in der Niederlassung im Victory Boulevard einen drei Komma fünf mal drei Meter großen Lagerraum angemietet hatte, der über Klimaanlage, Stromanschluss und Alarmanlage verfügte. Er hatte rund um die Uhr Zugang dazu.
»Welche Adresse haben Sie für mich in Ihren Unterlagen?«
»Das darf ich Ihnen leider nicht sagen, Sir. Wenn Sie mir allerdings Ihre Adresse geben möchten, kann ich sie mit der im Computer vergleichen.«
Sechs Wochen zuvor hatte Pierce noch nicht mit der Wohnungssuche begonnen, die ihn schließlich ins The Sands verschlagen hatte. Deshalb gab er die Adresse am Amalfi Drive an.
»Das ist sie.«
Pierce sagte nichts. Er sah auf die schwarze Plastikkarte auf seinem Schreibtisch.
»Wie lautet die Abteilnummer?«, fragte er schließlich.
»Die darf ich Ihnen nur gegen Vorlage eines Lichtbildausweises geben, Sir. Wenn Sie bis sechs vorbeikommen und mir Ihren Führerschein vorlegen, kann ich Ihnen sagen, welches Abteil Sie haben.«
»Verstehe. Aber sagten Sie nicht, man hätte rund um die Uhr Zugang zu den Abteilen?«
»Haben Sie auch. Aber das Büro ist nur von neun bis sechs offen.«
»Ach so, gut.«
Er überlegte, was er sonst noch fragen könnte, aber ihm fiel nichts ein. Er bedankte sich und legte auf.
Eine Weile saß er einfach nur da, dann griff er bedächtig nach der Chipkarte und steckte sie in seine Hemdtasche. Er legte die Hand wieder auf das Telefon, hob es aber nicht hoch.
Er konnte natürlich Langwiser anrufen, aber ihre ruhige und nüchterne professionelle Art konnte ihm gestohlen bleiben, und außerdem wollte er nicht von ihr zu hören bekommen, dass er die Finger von der Sache lassen solle. Er konnte Nicole anrufen, aber das würde nur dazu führen, dass sie laut wurden und sich stritten. Dazu würde es ohnehin kommen, wenn er ihr von der bevorstehenden Durchsuchung durch die Polizei erzählte.
Und er konnte Cody Zeller anrufen, aber er glaubte nicht, dass er seinen Sarkasmus ertragen konnte.
Einen flüchtigen Augenblick ging ihm der Gedanke durch den Kopf, er könne Lucy LaPorte anrufen. Er verwarf die Idee rasch wieder, aber nicht die Einsicht, was sie über ihn sagte. Da steckte er so übel in der Klemme wie noch nie in seinem Leben, und wen konnte er um Rat und Hilfe bitten?
Die Antwort war: niemanden. Und die Antwort ließ ihn von innen heraus frösteln.
32
Pierce hatte seine Sonnenbrille und die Mütze auf, als er das Büro des U-Store-It in Van Nuys betrat und mit seinem Führerschein in der Hand auf den Schalter zuging. Dahinter saß eine junge Frau in grünem Golfhemd und brauner Hose und las ein Buch mit dem Titel Hell to Pay . Es schien sie einige Überwindung zu kosten, den Blick davon loszureißen und zu Pierce aufzusehen. Als sie es tat, klappte vor Schreck über die hässliche Wundnaht, die unter Pierces Sonnenbrille hervorkam und seine Nase hinunterlief, ihr Unterkiefer nach unten.
Sie versuchte, es rasch zu überspielen, als hätte sie nichts Ungewöhnliches bemerkt.
»Das macht nichts«, sagte Pierce. »Das passiert mir ständig.«
Er schob den Führerschein über den Schalter.
»Ich habe vorhin wegen des Abteils angerufen, das ich hier gemietet habe. Ich habe die Nummer vergessen.«
Sie nahm den Führerschein, warf einen kurzen Blick darauf, schaute dann wieder in Pierces Gesicht und betrachtete es prüfend. Pierce nahm die Mütze ab, aber nicht die Sonnenbrille.
»Ich bin es schon.«
»Entschuldigung, ich musste mich nur vergewissern.«
Sie stieß sich mit den Beinen nach hinten ab und drehte sich dabei auf ihrem Stuhl, bis sie den Computer erreichte, der auf der anderen Seite des Büros auf einem Tisch stand. Um etwas darauf lesen zu können, war der Bildschirm zu weit von Pierce entfernt. Er beobachtete, wie sie seinen Namen eingab. Wenige Augenblicke später erschien eine Seite mit persönlichen Daten, und sie begann, die Angaben auf dem Führerschein mit denen auf dem Bildschirm zu vergleichen. Auf seinem Führerschein stand noch die Amalfi-Drive-Adresse, die, wie sie am Telefon gesagt hatte, auch im Mietvertrag für das Lagerabteil stand.
Nachdem sie sich von der Richtigkeit der
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