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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zeller die Arme auf den Rücken und legte ihm die Handschellen an. Er ging mit der professionellen Geübtheit von jemand vor, der so etwas schon tausend Male oder öfter getan hat. Als er dabei Zeller mit dem Gesicht auf die Stahlabdeckung des Mikroskops drückte, sagte Pierce: »Vorsicht. Das Mikroskop ist sehr empfindlich – und teuer. Dass Sie es nicht beschädigen.«
    »Das möchte ich auf keinen Fall«, sagte Renner. »Wo Sie doch hier diese ganzen wichtigen Entdeckungen machen.«
    Dann sah er mit einem Gesichtsausdruck zu Pierce herüber, der bei ihm wahrscheinlich als ausgewachsenes Grinsen durchging.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    39
    Zeller sagte nichts, als ihm die Handschellen angelegt wurden. Er drehte sich nur um und starrte Pierce an, der seinen Blick ungerührt erwiderte. Sobald Zeller außer Gefecht gesetzt war, begann Renner ihn zu durchsuchen. Beim Abtasten seines rechten Beins entdeckte er etwas. Er zog Zellers Hosenbein hoch und nahm eine kleine Pistole aus einem Holster an seiner Wade. Er zeigte sie Pierce, dann legte er sie auf den Tisch.
    »Die ist zu meinem Schutz«, protestierte Zeller. »Was soll dieser Quatsch? Vor Gericht kommen Sie damit nie durch.«
    »Meinen Sie?«, fragte Renner gut gelaunt.
    Er zog Zeller vom Tisch zurück und stieß ihn grob wieder auf den Stuhl nieder.
    »Bleiben Sie da sitzen.«
    Er ging zu Pierce und deutete mit dem Kopf auf seine Brust.
    »Machen Sie mal auf.«
    Pierce begann, sein Hemd aufzuknöpfen, sodass der Akku und der Sender zum Vorschein kamen, die links über seinen Rippen mit Klebeband befestigt waren.
    »Wie war die Übertragung?«, fragte er.
    »Perfekt. War jedes Wort zu verstehen.«
    »Du Scheißkerl«, zischte Zeller.
    Pierce sah ihn an.
    »Ach, ich bin also der Scheißkerl, weil ich einen Sender trage. Du hast mir einen Mord angehängt, und jetzt regst du dich auf, dass ich einen Sender trage. Cody, du kannst –«
    »Okay, okay, Schluss«, sagte Renner. »Seien Sie beide still.«
    Wie um das Gesagte zu unterstreichen, zog er mit einem einzigen heftigen Ruck das Klebeband, mit dem die Observierungsgeräte befestigt waren, von Pierces Oberkörper. Fast hätte Pierce einen Schrei ausgestoßen, beließ es dann aber bei einem »Das hat aber wehgetan!«
    »Gut. Setzen Sie sich mal dort rüber, Mr. Rechtschaffen. Der Schmerz wird gleich nachlassen.«
    Er wandte sich wieder Zeller zu.
    »Bevor ich Sie hier rausschaffe, werde ich Ihnen noch Ihre Rechte vorlesen. Seien Sie also still, und hören Sie zu.«
    Er griff in eine der Innentaschen seiner Bomberjacke und zog einen Packen Karten heraus. Er sah sie durch, bis er die Chipkarte fand, die Pierce ihm gegeben hatte. Er reichte sie Pierce.
    »Sie gehen voran. Öffnen Sie die Tür.«
    Pierce nahm die Karte an sich, stand aber nicht auf. Seine Seite brannte immer noch. Renner fand die Karte mit den verfassungsmäßigen Rechten, nach der er gesucht hatte, und begann, sie Zeller vorzulesen.
    »Sie haben das Recht –«
    Mit einem lauten metallischen Schnalzen sprang das Schloss des Zugangs zur Schleuse auf. Die Tür flog auf, und der Wachmann oben vom Eingang stand da. Sein Blick wirkte benebelt, sein Haar war zerzaust. Er hatte eine Hand hinter seinem Rücken, als würde er etwas verbergen.
    Aus dem Augenwinkel sah Pierce, wie Renner zusammenfuhr. Er ließ die Karte, von der er ablas, fallen, und seine Hand zuckte unter seine Jacke, wo das Holster war.
    »Das ist unser Wachmann«, stieß Pierce hervor.
    Im selben Moment, in dem er das sagte, wurde der Wachmann plötzlich wie von einer unsichtbaren Kraft in das Labor gestoßen. Der Mann, er hieß Rudolpho Gonsalves, krachte gegen die Workstation. Er flog über sie hinweg und riss den Monitor mit sich, sodass er auf seiner Brust landete. Dann erschien der vertraute Anblick von Zwei-Meter in der Tür. Er duckte sich, als er durch die Öffnung trat.
    Hinter ihm kam Billy Wentz ins Labor. Er hielt eine große schwarze Pistole in der rechten Hand, und sein Blick verfinsterte sich, als er die drei Männer auf der anderen Seite des Labors sah.
    »Was dauert hier so –«
    »Polizei!«, schrie Zeller. »Er ist ein Cop!«
    Renner riss seine Waffe aus dem Holster, aber Wentz war ihm einen Schritt voraus. Mit einer äußerst ökonomischen Bewegung richtete der kleine Gangster seine Pistole auf die andere Seite des Labors und begann zu feuern. Dabei machte er einen Schritt nach vorn und bewegte den Lauf seiner Waffe in einem Bogen von fünf Zentimetern hin und her.

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