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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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interessante Dinge«, log er. »Mehr braucht dich nicht zu interessieren. Wenn ich zu ihnen gehe, kommen sie zu dir. Sie werden allerdings nicht so nett sein wie ich … , und sie werden dir keine vierhundert Dollar für deine Bemühungen zahlen.«
    Er legte das Geld da, wo sie gesessen hatte, auf die Couch. Er beobachtete, wie ihr Blick in diese Richtung wanderte.
    »Nur ein paar Auskünfte, mehr will ich nicht. Und ich erzähle es niemandem weiter.«
    Er wartete, und nach längerem Schweigen kam sie zur Couch zurück und nahm das Geld. Irgendwie fand sie in ihren winzigen Shorts Platz dafür. Sie verschränkte die Arme und blieb stehen.
    »Was für Auskünfte? Ich kannte sie kaum.«
    »Du weißt etwas über sie. Du sprichst in der Vergangenheitsform über sie.«
    »Ich weiß gar nichts. Alles, was ich weiß, ist, dass sie verschwunden ist. Sie ist einfach … verschwunden.«
    »Wann war das?«
    »Vor mehr als einem Monat. Plötzlich war sie einfach weg.«
    »Warum hast du ihren Namen noch auf deiner Seite stehen, obwohl sie schon so lang verschwunden ist?«
    »Du hast doch ihr Foto gesehen. Sie bringt Kunden. Manchmal begnügen sie sich auch mit mir.«
    »Okay, woher weißt du, dass sie so plötzlich verschwunden ist? Könnte es nicht sein, dass sie einfach ihre Sachen gepackt hat und verreist ist?«
    »Das weiß ich deshalb, weil ich kurz vorher noch mit ihr telefoniert habe, und dann ist sie nicht aufgetaucht.«
    »Was heißt, sie ist nicht aufgetaucht?«
    »Wir hatten einen Gig. Einen Dreier. Sie hat den Typen an Land gezogen und mich angerufen. Wir haben einen Termin vereinbart, aber dann ist sie nicht aufgetaucht. Ich war pünktlich da, und dann kam der Kunde an und war natürlich nicht begeistert. Zuerst mal haben wir keinen Parkplatz gefunden, und dann war sie nicht da, und ich musste auf die Schnelle ein anderes Mädchen organisieren, das hierher kommen sollte, zu mir. Bloß gibt es keine anderen Mädchen wie Lilly, und er wollte unbedingt Lilly. Es war die totale Katastrophe, kann ich dir sagen.«
    »Wo war das?«
    »In ihrer Wohnung. Da, wo sie ihre Gigs durchzog. Woanders hat sie nicht gearbeitet. Keine Hausbesuche. Nicht mal bei mir. Ich musste immer zu ihr kommen. Selbst wenn es meine Kunden waren, die den Dreier wollten, mussten wir zu ihr kommen, sonst wurde nichts aus der Sache.«
    »Hattest du einen Schlüssel zu ihrer Wohnung?«
    »Nein. Hör zu, du hast für deine vierhundert schon genug gekriegt. Es wäre wesentlich einfacher gewesen, dich bloß zu ficken und dann zu vergessen. Das war’s.«
    Wütend griff Pierce in seine Hosentasche und zog sein restliches Bargeld heraus. Es waren zweihundertdreißig Dollar. Er hatte es im Auto gezählt. Er hielt es ihr hin.
    »Dann nimm das, weil ich noch nicht fertig bin. Ihr ist etwas zugestoßen, und ich werde herausfinden, was.«
    Sie riss ihm das Geld aus der Hand und ließ es verschwinden, ohne es zu zählen.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Vielleicht, weil es sonst niemanden interessiert. Also, wenn du keinen Schlüssel für ihre Wohnung hast, woher weißt du dann, dass sie an diesem Abend nicht aufgetaucht ist?«
    »Weil ich fünfzehn Minuten lang wie eine Blöde an ihre Tür geklopft habe, und dann haben der Typ und ich noch mal zwanzig Minuten gewartet. Ich sag dir, sie war nicht da.«
    »Weißt du, ob sie vor dem Termin mit dir noch einen anderen Job hatte?«
    Robin überlegte eine Weile, bevor sie antwortete.
    »Sie sagte, sie hätte was zu tun, aber ich weiß nicht, ob sie einen Kunden hatte. Ich wollte es nämlich früher machen, aber sie sagte, zu der Zeit, zu der ich wollte, ginge es bei ihr nicht. Deshalb einigten wir uns auf eine Zeit, zu der sie konnte, und sie hätte eigentlich da sein sollen, aber sie war nicht da.«
    Pierce versuchte sich vorzustellen, welche Fragen ihr ein Cop stellen würde, aber er hatte keine Ahnung von der Vorgehensweise der Polizei. Was Problemlösung und Theoriebildung betraf, ging er wie im Labor an die Sache heran.
    »Bevor sie sich also mit dir treffen wollte, musste sie noch etwas anderes erledigen«, sagte er. »Das könnte heißen, dass sie noch einen Kunden hatte. Und nachdem du vorhin gesagt hast, dass sie ausschließlich in ihrer Wohnung arbeitete, müsste sie sich mit diesem Kunden in ihrer Wohnung getroffen haben. Nirgendwo anders, richtig?«
    »Ja.«
    »Demnach könnte sie mit diesem Kunden oder ohne ihn in der Wohnung gewesen sein, als du dort aufgekreuzt bist und geklopft hast, und sie hat sich

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