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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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um ihre Tochter, weil sie schon sechs Wochen nichts mehr von ihr gehört hat. Sie hat mich gebeten, mich ein wenig umzuhören. Ich kann Ihnen Mrs. Quinlans Nummer in Florida geben, wenn Sie sie anrufen und sich nach mir erkundigen möchten.«
    Das war ein gewisses Risiko, aber Pierce glaubte, es eingehen zu können, um Wainwright zum Reden zu bringen. Außerdem war es gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Angewandte Psychologie eben. Die Wahrheit nur ein ganz kleines bisschen verdrehen und für seine Zwecke einsetzen.
    »Die Nummer ihrer Mutter steht auf dem Mietvertrag. Allerdings besteht kein Grund, sie anzurufen, weil ich nichts weiß, was Ihnen weiterhelfen könnte. Lilly Quinlan hat bis zum Monatsende bezahlt. Wenn es keine Probleme gibt, sehe ich sie normalerweise nicht. Ich habe sie schon mindestens ein paar Monate lang nicht mehr gesehen oder mit ihr gesprochen.«
    »Bis zum Monatsende? Sind Sie da wirklich sicher?«
    Pierce wusste, das stand in Widerspruch zu den Bankunterlagen, die er gesehen hatte.
    »Ja, ganz sicher.«
    »Wie hat sie ihre letzte Miete bezahlt, per Scheck oder bar?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Mr. Wainwright, das geht mich sehr wohl etwas an. Lilly wird vermisst, und ihre Mutter hat mich gebeten, nach ihr zu suchen.«
    »Behaupten Sie.«
    »Rufen Sie sie an.«
    »Ich habe nicht die Zeit, sie anzurufen. Mir gehören zweiunddreißig Wohnungen und Häuser. Glauben Sie, ich habe …«
    »Hören Sie, gibt es jemanden, der sich um den Garten kümmert, mit dem ich sprechen könnte?«
    »Sie sprechen bereits mit ihm.«
    »Dann haben Sie sie also nicht gesehen, als Sie dort waren?«
    »Wenn ich mir’s genau überlege, kam sie eigentlich oft nach draußen, um Hallo zu sagen, wenn ich den Rasen gemäht oder die Sprinkler eingeschaltet habe. Oder sie brachte mir ein Pepsi oder eine Limonade. Einmal gab sie mir ein kaltes Bier. Aber die letzten paar Male, als ich da war, war sie nicht da. Ihr Auto war weg. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Jeder führt sein eigenes Leben, wissen Sie.«
    »Was hat sie für ein Auto?«
    »Einen goldenen Lexus. Das genaue Modell weiß ich nicht, aber ich weiß, es war ein Lexus. Schöner Wagen. Und auch gut gepflegt.«
    Pierce fiel nichts mehr ein, was er ihn noch hätte fragen können. Wainwright war keine große Hilfe.
    »Mr. Wainwright, würden Sie bitte auf dem Mietvertrag nachsehen und dann ihre Mutter anrufen? Es ist sehr wichtig, dass Sie mich deswegen zurückrufen.«
    »Hat sich die Polizei schon eingeschaltet? Haben sie eine Vermisstenmeldung rausgegeben?«
    »Ihre Mutter hat mit der Polizei gesprochen, aber sie meint, sie tun nicht viel. Deshalb hat sie sich an mich gewandt. Haben Sie etwas zum Schreiben?«
    »Sicher.«
    Pierce zögerte, da er merkte, wenn er Wainwright seine Privatnummer gäbe, würde er vielleicht merken, dass es dieselbe war wie die von Lilly. Deshalb gab er ihm die Durchwahl seines Büros bei Amedeo. Dann bedankte er sich und legte auf.
    Danach saß er eine Weile nur da und starrte das Telefon an. Er ging das Telefongespräch mehrere Male durch und kam immer wieder zum selben Ergebnis. Wainwright hatte nicht mit der Sprache herausrücken wollen. Entweder wusste er etwas, oder er verbarg etwas oder beides.
    Pierce öffnete seinen Rucksack und holte den Notizblock heraus, auf den er die Nummer von Robin, Lillys Partnerin, geschrieben hatte.
    In der Hoffnung, sie würde seine Stimme vom vorangegangenen Abend nicht wiedererkennen, versuchte er, tiefer zu sprechen, als sie sich meldete.
    »Ich wollte mal fragen, ob wir uns heute Abend treffen könnten.«
    »Also, ich bin frei, Schatz. Waren wir schon mal miteinander aus? Irgendwie hörst du dich bekannt an.«
    »Äh, nein. Bisher nicht.«
    »Was hast du dir denn so vorgestellt?«
    »Ähm, vielleicht ein gemeinsames Abendessen und hinterher zu dir. Ich weiß auch nicht.«
    »Also, Süßer, ich nehme vierhundert die Stunde. Die meisten Typen lassen das Essen lieber ausfallen und kommen mich einfach besuchen. Oder ich komme sie besuchen.«
    »Dann würde ich gern einfach zu dir kommen.«
    »Gut, in Ordnung. Wie heißt du?«
    Er wusste, sie hatte Anruferidentifizierung, sodass er ihr nichts vormachen konnte.
    »Henry Pierce.«
    »Und wann würde es dir passen?«
    Er sah auf die Uhr. Es war sechs.
    »Wie wär’s um sieben?«
    So bliebe ihm genügend Zeit, um sich einen Plan zurechtzulegen und zu einem Geldautomaten zu fahren. Er wusste, er hatte etwas Bargeld, aber nicht genug. Er hatte

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